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  • Montag, 14. Oktober 2024
Kolink Enclave 500W

Kolink Enclave 500W: Budget König des Underdogs

Einleitung

Unser heutiger Kandidat stammt aus dem noch nicht allzu bekannten Hause Kolink. Der Hersteller mit Firmensitz in Ungarn hatte sich lange Zeit auf PC Zubehör aus dem Einstiegs-Bereich spezialisiert, bis im Jahre 2014 die Führung wechselte. Auch wenn er sich nach wie vor auf den Budget Markt spezialisiert, sind wir schon mehrfach wegen des herausragenden Preis-Leistungs-Verhältnisses auf ihn aufmerksam geworden. Nach dem Kolink “Continuum”, einem leistungsstarken, aber bezahlbaren, 80+ Platin Netzteil unter anderem für GPU-Krypto-Miner, erscheint nun mit dem neuen “Enclave” ein zweites Netzteil, welches preislich nicht mehr im Einsteiger-Segment eingeordnet ist.

Mit grob 64,- € liegt das 500 Watt Modell preislich zwischen dem nicht modularen und dem teilmodularen Modell des bequiet! Pure Power 11 500W. Auch das Formula Gold 550W und das Focus Plus Gold 550W aus unserem kürzlichen Midrange-Roundup sind nicht allzu weit entfernt. Kolink hat ihr neustes Modell also in einen stark umkämpften Marktbereich platziert. Immer mehr Hersteller versuchen, effiziente 80+ Gold Modelle unter 70 € in den Handel zu bringen. Bequiet! und Bitfenix haben hierbei auf Modularität verzichtet, um keine Abstriche bei der Elektronik machen zu müssen. Seasonic musste ihr Focus Plus Gold preislich etwas höher platzieren. Kolink bringt mit dem Enclave nun den Alleskönner – 80+ Gold, DC-DC Wandler, einen leisen Lüfter und vollmodulare Kabel. Dies drängt die Frage auf, wo der Hersteller denn den Rotstift angesetzt hat, um das Netzteil zu dem genannten Preis anbieten zu können. Wurde an der Elektronik gespart? Ist es trotz „improved silent design“ laut unter Last? Oder haben wir es hier vielleicht mit dem neuen Preis-Leistungs-Tipp zu tun?

Spezifikationen und Features

Mit vollem Namen heißt unser heutiger Testkandidat Kolink Enclave 500 Watt. Wir haben, wie üblich, ein Netzteil in unserer bevorzugten Leistungsklasse von 450 bis 550 Watt angefragt, da diese für die meisten heutigen PCs locker ausreicht und den besten Mittelweg aus Leistungsreserven und Kaufpreis darstellt. Laut Spezifikationen verfügt das Netzteil über eine 80+ Gold Zertifizierung, stabile 3,3 Volt und 5 Volt dank DC-DC Wandlern, einen Lüfter mit langlebigem Rifle Bearing und das bereits angesprochene vollmodulare Kabelmanagement. Ebenso werden hochwertige Elektrolyt- und Feststoffkondensatoren versprochen, die eine lange Lebensdauer und niedrige Ripple-Werte versprechen. Abgerundet wird dieses sehr beeindruckende Aufgebot an technischen Daten durch 3 Jahre Garantie. Nach unseren unlängst getesteten Netzteilen mit 10 Jahren mag das nach wenig klingen, aber ist unserer Meinung nach in der Preisklasse ein faires Angebot.

Für grob 64,- € erhält der potenzielle Kunde hier vielversprechende Spezifikationen. Obwohl das Gerät preislich in der niedrigen Mittelklasse angesiedelt ist, lesen sich die Daten eher so als stammten sie von einem Gerät der unteren Spitzenklasse.

Die Verpackung

Die Dimensionen des Netzteils sucht man auf der Verpackung leider vergeblich – hier gibt erst ein Blick in das Datenblatt oder auf die Herstellerseite Aufschluss. Mit 150 Millimetern gehört es zu den kompakteren ATX Modellen am Markt – nur die kleinsten Geräte sind noch weitere 10 Millimeter kürzer. Dies ist in kompakten Gehäusen, vor allem ITX oder mikro ATX Builds, nützlich – jeder gesparte Zentimeter kann schließlich für besseres Kabelmanagement genutzt werden.

Zur Lautstärke oder Lüfterkurve finden wir außer einem „improved silent design“, also einem „verbesserten leisen Design“ keine Angaben – hierzu werden unsere Messungen später zeigen müssen, ob Kolink das Werbeversprechen auch einhalten kann. Eine grafische Darstellung der Lüfterkurve wäre aber dennoch willkommen gewesen.

Bei den elektrischen Eckdaten erwarten uns keine Überraschungen. 41 Ampere auf 12 Volt (maximal 492 Watt), je 16 Ampere auf 5 Volt sowie 3,3 Volt (zusammen maximal 100 Watt) sowie starke 3 Ampere auf der 5 Volt Stand-by Schiene bewegen sich im erwarteten Bereich für ein 500 Watt Netzteil mit moderner DC-DC Plattform.

Bei den Schutzschaltungen sind OVP und UVP (Über- und Unterspannungsabschaltung), SCP (Kurzschluss-Schutz), OCP (Überstromabschaltung) und OPP (Überlastabschaltung) vorhanden. In einem Budget-Modell mit DC-DC Wandlern eine OCP (auf +12 Volt) vorzufinden hat uns überrascht – diese kann ohne größere Sicherheitsbedenken eingespart werden. Die OCP ist, wie vermutet, als Single-Rail ausgeführt – Multi-Rail Netzteile brauchen kostenintensivere Überwachungs-Chips sowie mehr Shunts zum Messen des Stroms. Das war bei dem kostenoptimierten Modell wohl nicht mehr möglich, ist bei einem 500 Watt Gerät aber auch eine verschmerzbare Einsparung. Ab 650 Watt empfehlen wir allgemein, zu Multi-Rail zu greifen. Die fehlende OTP (Übertemperaturabschaltung) hingegen schmerzt etwas mehr. In Kombination mit einem hochwertigen Lüfter wird diese zwar nie einschreiten müssen, da sie eigentlich nur bei einem Lüfter-Defekt benötigt wird, aber die zusätzliche Sicherheit schadet unserer Meinung nach nie.

Äußeres, Lieferumfang und Kabelausstattung

Sobald man die schlichte und auffallend geräumige Verpackung öffnet, erkennt man einen Grund für den niedrigen Kostenpunkt des Netzteils – das Zubehör wurde komplett weggelassen. Gut gepolstert in einer dicken Schicht Schaumgummi liegen lediglich das Netzteil selbst, sowie die zu Bündeln zusammengebundenen Kabel im Karton. Ein Klett-Kabelbinder, der die Kabel zusammenhält, könnte auch später noch beim Einbau in ein Gehäuse zum Verlegen der Leitungen verwendet werden, fehlt aber auch. Selbst ein Kaltgeräte-Anschlusskabel sucht man vergeblich. Auf Nachfrage wurde uns mitgeteilt, dass dieser sehr spärliche Lieferumfang neben dem Senken der Produktionskosten auch einen zweiten Hintergedanken hat: Die meisten Kunden entsorgen einen Großteil des Lieferumfangs nach dem Kauf, und auch Plastik- oder Stoffbeutel enden meist im Abfall. Das gezielte Weglassen reduziere Abfall. Selbst der Schaumstoff im Karton sei aus recyceltem Kunststoff-Abfall hergestellt.

Das Netzteil ist so schlicht, wie ein Netzteil nur sein kann. Ein schwarzer Metall-Kasten mit einem schwarzen Lüftergitter. Einzig die beiden gelben Balken auf dem Aufkleber mit den technischen Daten bringen ein wenig Farbe auf das sonst sehr schlichte Gerät. Auch hier wurde – wohl mit der Überlegung, dass es am Ende ohnehin unter einer Abdeckung enden wird – Kosten-Optimierung betrieben. Allerdings hat man nicht an der Qualität gespart. Das Blech ist ausreichend dick und sehr stabil, die Lackierung leicht matt und nicht anfällig für Fingerabdrücke oder Kratzer. Alle Löcher wurden sauber gestanzt und wir können keine scharfen Kanten feststellen.

Die modularen Buchsen sind herkömmliche Molex Mikro-Fit Verbinder, wie man sie auch von den meisten anderen modularen Netzteilen her kennt. Diese wurden unauffällig in das Gehäuse integriert und nicht beschriftet. Da das Netzteil nur eine 12 Volt Schiene hat, und alle Kabel mit gleicher Pinzahl auch in alle passenden Buchsen dürfen, stellt das kein Problem dar. Insgesamt finden sich drei 8-Pin Buchsen für CPU EPS sowie PCIe Kabel, vier 6-Pin Buchsen für Laufwerkskabel, sowie je ein 18-Pin und ein 10-Pin Verbinder für die 24-Pin ATX Leitung.

Die Kabel sind ebenso schlicht und funktional gehalten, wie das restliche Netzteil. Kolink hat sich für schwarze Flachbandleitungen mit schwarzen Steckern entschieden. Diese sind, typisch für Flachbandkabel, etwas starr, lassen sich aber mit Geduld trotzdem ohne größere Probleme verlegen. Die 24-Pin Leitung besteht aus fünf zusammen liegenden Flachband-Kabeln, was den Strang zwar flexibler macht als ein breites Kabel, aber ist damit auch recht dick und schwierig in Form zu bringen, da mindestens eines der fünf Stränge immer in die falsche Richtung knickt oder absteht. Hier ist Cougars Lösung beim LX500 nach wie vor ungeschlagen – schade, dass kein anderer Hersteller, von dem wir ein Gerät getestet hätten, es bisher gleichgemacht hat. Hier haben wir die Längen der Anschlussleitungen in einer übersichtlichen Tabelle für euch zusammengefasst:

Bezeichnung der Kabel Kabel-Länge in cm
ATX 24-Pin 50
CPU 4+4-Pin 65
PCI-E 6+2-Pin 60
PCI-E 6+2-Pin 60
3 x SATA 45, 57, 69
1 x SATA und 2 x MOLEX 45, 57, 69
1 x SATA und 2 x MOLEX 45, 57, 69

Die zwei getrennten Kabel für die Grafikkarte vermeiden nicht nur unschönes Kabelchaos an den GPU-Steckern (und damit direkt am Sichtfenster), sondern verhindern auch bei Modellen, welche mehr Strom benötigen als die Normen der Stecker vorschreiben würden, dass die netzteilseitigen Anschlüsse überlastet werden (wenn hier beispielsweise zwei PCIe 8-Pin Verbinder an einem Kabel verbaut sind, aber dann mit einem einzelnen 8-Pin ins Netzteil gesteckt werden). Vorbildliche Entscheidung von Kolink, selbst bei einem 500 Watt Budget-Modell zwei getrennte Kabel beizulegen! Allgemein hat der Hersteller weder an den Kabellängen noch an der Anzahl an Steckverbinder gespart.

Die Technik im Detail

Ein Hinweis vorweg:
Nicht nachmachen! Ihr begebt euch in Lebensgefahr, wenn ihr ein Netzteil aufschraubt!

Vorweg einige Abkürzungen, die wir bei der Analyse des Netzteils verwenden werden:

  • PCB = Printed circuit board, zu Deutsch Leiterplatte. Ein Träger für elektronische Bauteile.
  • IC = Integrated Circuit, Integrierter Schaltkreis. Viele elektronische Bauteile, zu einer Baugruppe zusammengefasst, in einem Bauteil.
  • PFC = Power Factor Correction, Blindfaktorkorrektur. Ein etwas komplexeres Thema, zu dem wir gerne auf den Wikipedia Artikel verweisen würden.

Ein paar weitere Informationen für die nicht ganz so Elektronikbegeisterten: Eine Drossel ist eine Spule aus isoliertem Draht, der um einen Kern gewickelt wurde. Primärseitig finden sich meist Drosseln mit zwei getrennten Spulen auf einem Kern, sodass beide "Pole" des Wechselstroms über eine Drossel fließen. X-Kondensatoren sind zwischen den beiden "Polen" des Wechselstroms eingelötete Kondensatoren und Y-Kondensatoren zwischen jeweils einem Pol und dem Schutzleiter. Aus diesen drei Bauelementen kann man Filterglieder aufbauen. Je nach ihrer Komplexität können sie, unterschiedlich gut, auftretende Störungen aus dem Stromnetz herausfiltern.

Lüfter
Der Lüfter weist ein Kolink Branding auf, wird aber vom chinesischen Hersteller DWPH gefertigt. Der Antrieb ist für 12 Volt bei maximal 0,5 Ampere ausgelegt, weitere Informationen zum Modell waren nicht auffindbar. Während diese Typennummer üblicherweise für einen Gleitlager-Lüfter steht, wurde uns seitens Kolink bestätigt, dass es sich im Enclave um ein mit einem deutlich langlebigeren und hochwertigeren Rifle-Lager verbessertes Modell handelt.

Die Platine ist aufgeräumt und hat ausreichend Abstände zwischen Bauteilen, sodass sich keine Hotspots bilden sollten. Alle Komponenten mit hoher Hitzeentwicklung weisen eigene Kühlkörper auf, die für ein 500 Watt Modell mit Gold-Effizienz ziemlich groß ausfallen. Dies lässt uns auf einen leisen Betrieb hoffen. An der großen Drossel zwischen PWM Kühlkörper und Transformator, sowie dem Folienkondensator daneben, lässt sich eine hocheffiziente LLC-Wandler Typologie erkennen. Die Alu-Bleche sekundär kühlen die auf der Unterseite montierten Halbleiter für eine synchrone und aktive Gleichrichtung. Ebenso erkennt man die senkrecht stehende Tochter-Platine mit DC-DC Wandlern für stabile Nebenspannungen. Dies sind state-of-the-art Technologien bei Netzteilen mit 80+ Gold oder höherer Einstufung, und damit in der gehobenen Mittelklasse und dem High-End-Bereich anzutreffen.

Filter und Gleichrichter
Der Filter beginnt noch vor dem einpolig trennenden Netzschalter mit zwei Y-, sowie einem X-Kondensator, die direkt an die Netzbuchse gelötet sind. Der X-Kondensator weist dabei eine kleine Platine auf, die vermutlich zum sicheren Entladen dient, nachdem das Netzteil vom Strom getrennt wurde. Auf der Hauptplatine folgen eine Schmelzsicherung sowie ein TVR 10561, ein Überspannungs-Ableiter (Varistor) mit 560 Volt Nennspannung, um das Netzteil vor Spannungsspitzen aus der Steckdose zu schützen. Ebenso wurden hier zwei Doppel-Drosseln, ein weiterer X- und noch zwei Y-Kondensatoren verbaut. Dieser Netzfilter entspricht dem aktuellen Standard bei hochwertigen Geräten. In einem Budget-Gerät einen Varistor zu finden ist hingegen eine kleine Überraschung, da dieser nicht unbedingt nötig ist und gerne mal aus Kostengründen eingespart wird.

Der Gleichrichter ist leider mit der Typenbezeichnung zum Kühlkörper hin montiert und nicht ohne großen Aufwand entfernbar. Von der Bauform her könnte es ein bis zu 1000 Volt/10 Ampere Modell sein, wir gehen jedoch von etwas niedrigeren Werten aus.

PFC
Der PFC Controller ist ausnahmsweise kein weit verbreiteter Chip. Der kleine 8 Pin IC auf der Unterseite der Platine ist mit „54B56“ beschriftet. Dahinter verbirgt sich ein ON Semiconductor NCP1654. Trotz seiner kleinen Außenmaße kann dieser mit wenig externer Beschaltung eine vollständige Leistungs-Blindfaktorkorrektur bereitstellen. Des Weiteren verfügt er über eine OPP. Die beiden FETs von Advanced Power Electronics Corp., AP65SL380A, sind jeweils auf 700 Volt bei 10 Ampere ausgelegt und parallel geschaltet. Im Gegensatz zu Dioden und Bipolartransistoren kann man MOSFETs ohne weiteren Aufwand parallel verbauen, um ihren Innenwiderstand zu halbieren (und damit Verluste zu senken), sowie die maximale Belastbarkeit grob zu verdoppeln. Die Boost-Diode hingegen stammt aus dem Hause Infineon und hört auf den Namen IDH06G65C6. Dies ist eine 650 Volt/6 Ampere Schottky Diode.

Kühlkörper der PFC, Primärkondensator und Kühlkörper des LLC Wandlers (v.l.n.r.)

Darüber hinaus finden wir ein Relais, sowie einen MF72-5D15 NTC Thermistor um den Einschaltstrom (besser bekannt unter dem englischen Namen „inrush current“) zu begrenzen. Auch hier hat Kolink nicht gekleckert, sondern geklotzt. Die PFC könnte ebenso in einem High-End Netzteil verbaut werden.

PWM/SR
Hier treffen wir mit dem CM6901 wieder einen alten Bekannten aus dem Hause Champion Supermicro. Dieser ist auf der Unterseite des PCBs verlötet und kontrolliert sowohl den eigentlichen Schaltwandler als auch die synchronen Gleichrichter und wandelt somit die groben 350 Volt im Zwischenkreis nach der PFC in +12 Volt am Ausgang des Netzteils um. Er arbeitet mit einem Resonanzschwingkreis, bestehend aus einer kleinen Spule, dem Haupttransformator und einem Folienkondensator. Damit kann die Effizienz gegenüber stumpfen, als „hardswitching“ bezeichneten, Typologien stark erhöht werden, denn in den Halbleitern fallen hier deutlich weniger Verluste an.

Die Schalttransistoren des LLC Wandlers, nebst den silbernen Kühlern der synchronen Gleichrichtung

Die Endstufe ist als Vollbrücke, bestehend aus vier MOSFETs ausgeführt. Zu den vier Great Power GPT10N50 ist kein Datenblatt auffindbar, aber das Namensschema legt 500 Volt/10 Ampere Typen nahe.

In der synchronen Gleichrichtung kommen vier PSMN2R5-40 zum Einsatz, wovon jeweils zwei parallel geschaltet sind. Jeder dieser FETs ist für 40 Volt und 100 Ampere ausgelegt. Mit 2 bis 2,8 mOhm Innenwiderstand sind diese nicht ganz so verlustarm wie manche – vermutlich teurere – Alternativmodelle, aber für diese Aufgabe trotzdem gut geeignet. Die Parallelschaltung halbiert den Innenwiderstand zudem auf 1 bis 1,4 mOhm. Bei 41 Ampere (der maximalen Belastbarkeit der +12 Volt Schiene) würden hier gerade mal grob 2,3 Watt abfallen. Diese Rechnung (Ohmsches Gesetz) ist natürlich stark vereinfacht, da während der Schaltvorgänge zusätzliche Verluste anfallen und der Stromfluss auch nicht bei konstanten 41 Ampere liegt, sondern je nach Schalt-Zustand niedriger oder höher.

DC-DC
Die DC-DC Wandler sind auf einem kleinen Tochterboard neben den DC-DC Wandlern untergebracht. Die Steuerung übernimmt ein Anpec APW7159, welcher pro Schiene von je einem Excelliance MOS EMB09N03HR sowie einem EMB06N03HR unterstützt wird. Der Anpec Controller beherrscht UVP, OVP und OCP auf den Minor Rails, wobei er für letztere den Strom misst, indem er den Spannungsabfall über den Innenwiderstand eines der beiden MOSFETs bestimmt. Damit kommt die OCP ganz ohne zusätzlichen Shunt aus - dies spart Kosten und erhöht die Effizienz.

5 Volt Stand-By
Die 5 Volt Schiene wird von einem Infineon ICE2QR4765 gesteuert. Dieser kleine 8-Pin IC kann mit wenig externer Beschaltung ein volles Schaltnetzteil bereitstellen. Hierbei arbeitet der integrierte Schalt-FET beinahe in Resonanz, um laut Datenblatt Störungen und Verluste zu verringern.

5 Volt Stand-By Transformator und Controller (der kleine 8pin Chip in den Schatten)

Schutzschaltungen
Die OPP konnte bereits das Datenblatt des PFC Controllers bestätigen, während der DC-DC Wandler UVP, OVP und OCP auf 3,3 Volt und 5 Volt zur Verfügung stellt. Die restlichen Schutzschaltungen auf der 12 Volt Schiene scheinen mit einem IN1S313I-DAG, zu dem sich leider kein Datenblatt finden lässt, vermutlich mit Hilfe des UTC393, einem zweifach-Komparator, implementiert zu sein. Da wir dies mangels Datenblatt nicht verifizieren können, müssen hier wohl noch unsere Messungen Aufschluss geben, ob die 12 Volt Schiene korrekt abgesichert wurde. Hinweise auf eine eventuell doch vorhandene, aber nicht in den Spezifikationen erwähnte, OTP, konnten wir leider keine finden.

Kondensatoren:

  • Primär: Teapo LG 420 Volt -330 Mikrofarad - 2000 Stunden @105°C
  • +12 Volt: 2 Teapo SC 16 Volt - 2200 Mikrofarad - 3000 Stunden @105°C // 6 Feststoffkondensatoren 16 Volt - 470 Mikrofarad // 2 Feststoffkondensatoren 16 Volt - 330 Mikrofarad auf dem DC-DC PCB
  • +5 Volt und +3,3 Volt: Je 2 Feststoffkondensatoren 6,3 Volt - 560 Mikrofarad auf dem DC-DC PCB // Je ein Teapo FG 6,3 Volt 470 Mikrofarad - 105°C auf dem modularen PCB // 1 Feststoffkondensator 6,3 Volt - 560 Mikrofarad auf dem Haupt-PCB (nur für 5 Volt!)
  • +5 Volt Stand-By: Teapo SC 16 Volt - 2200 Mikrofarad - 3000 Stunden @105°C

Zusätzlich finden sich über das PCB verstreut mehrere kleinere Kondensatoren in diversen Aufgaben, wobei diese mit einer Ausnahme von Teapo gefertigt wurden. Ein einzelner CapXon ist auch dabei. Teapo SC sind – wenn an ihrem Limit belastet – mit 3000 Stunden nicht auffallend langlebig, aber dank der zahlreichen Feststoffkondensatoren, welche die stärkste Belastung abpuffern, erwarten wir uns auch von der Mittelklasse von Teapo eine zufriedenstellende Laufzeit. Da die Lebensdauer eines Kondensators von vielen Faktoren abhängt (Temperatur, Schaltungsdesign), kann man hier aber – wie bei jedem anderen Netzteil – nur mutmaßen. Auf der dauerhaft belasteten Stand-By Schiene Teapo SC Kondensatoren, die für hohe Belastungen aber mittlere Lebensdauer designt sind, zu verwenden, finden wir etwas eigenartig. Da hier aber ganze drei Stück verbaut sind, welche sich die Last aufteilen, sollte auch das kein Problem darstellen.

Das modulare PCB mit einigen Kondensatoren

Lötqualität und Verarbeitung
An der Verarbeitung können wir selbst mit Mühe kaum Kritikpunkte ausmachen. Für ein Budget-Modell ist diese herausragend. Etwas mehr Kleber um freistehende, hohe Elkos oder die ohne Kühlkörper verlötete TO-220 Diode, welche die 5 Volt Stand-By gleichrichtet, könnte man dem Netzteil eventuell spendieren, um es unempfindlicher gegen Schläge oder Vibrationen zu machen. Die Lötqualität ist einwandfrei, wobei selbst handgelötete Partien zufriedenstellend sind. Die Abstandshalter des modularen PCBs wurden mit rotem gummi-artigen Kleber gesichert – ein Detail, das wir uns öfter zu sehen wünschen würden. Mit demselben Klebstoff wurde auch der Stecker des Lüfterkabels fixiert, sodass dieses sich nicht aus der Buchse vibrieren kann.

Abschließende Gedanken
Wir haben es mit einer durchdacht wirkenden Plattform am aktuellen Stand der Technik zu tun. Kondensatoren der gehobenen Mittelklasse, ein langlebiger Lüfter und eine hervorragende Verarbeitungsqualität vervollständigen das Paket – Hut ab, Kolink! Wir hätten angesichts des Preises deutlich mehr Kompromisse an der Elektronik erwartet. Der einzige Wermutstropfen ist die leider nicht vorhandene OTP. Aufgrund des zuverlässigen Lüfters ist dies ein verschmerzbares Manko – immerhin muss diese im Normalfall nur bei einem Lüfterdefekt eingreifen.

Die Testumgebung

Auch bei diesem Review kam wieder unsere neue Lastbank zum Einsatz. Konkret belasten wir die Testkandidaten in bis zu 17 verschiedenen Stufen. Circa 2 Ampere auf je 5 Volt und 3,3 Volt sind fix, während an die 12 Volt Schiene zwischen 0 und 16 Halogenbirnen zu je 50 Watt angeschlossen werden können. Die Spannungen messen wir dabei mit einem Fluke 177, den Strom der 12 Volt Schiene mit einer Stromzange aus dem Hause Uni-T, genauer gesagt einem UT210E. Die primärseitig aufgenommene Leistung wird mit einem Profitec KD 302 überprüft und die Lautstärke in 20 cm Abstand zum Luftauslass des Netzteils mit einem Voltcraft SL-100. Für weitere Informationen zum Messsystem haben wir einen eigenen Artikel dazu geschrieben.

Unsere Messgeräte

Die Effizienz

Eine höhere Effizienz ermöglicht einen sparsameren Betrieb des Rechners, wobei die Unterschiede meist eher marginal sind. Vor allem hat diese aber Auswirkungen auf die Lautstärke – je weniger Verluste im Netzteil anfallen, desto leiser kann dieses seine Arbeit verrichten. Bei Systemen, die sehr lange am Stück laufen oder viel Strom benötigen, kann eine höhere Effizienz aber durchaus auch Einfluss auf die Stromrechnung haben. Hierbei ist anzumerken, dass unsere Messwerte wegen einer systematischen, also bei jeder Messung gleich auftretenden, Ungenauigkeit der Teststation (vermutlich beim Leistungsmessgerät) immer eine leichte Abweichung nach oben von den effektiven Werten haben. Untereinander sind unsere Messungen aber konsistent und Netzteile lassen sich hervorragend vergleichen. Das Kolink liefert hier ein solides Ergebnis im Mittelfeld der 80+ Gold Modelle ab und erfüllt seine Spezifikationen mit Bravour.

Die Spannungen

Eine gute Spannungsregulation ist im Betrieb sehr wichtig. Eine zu niedrige oder zu hohe Spannung kann die empfindlichen Komponenten beschädigen oder das System instabil werden lassen. Die roten Linien in den Diagrammen stellen die maximale Toleranz der ATX-Norm dar.

Auch hier kann das Enclave mit einwandfreien Messwerten glänzen - Angesichts der Preisklasse ein hervorragendes Ergebnis!

Auch im Überlast-Test ist das Netzteil souverän und hält die ATX Vorgaben der Spannungen problemlos ein, bis die OCP auf +12 Volt dann bei grob 50 Ampere (also etwas über 600 Watt, da wir auch die Nebenspannungen belasten) auslöst und das Gerät defektfrei auschaltet.

Die Lautstärke

Für viele Anwender ist auch die Lautstärke bei einem Netzteil ein sehr wichtiges Kaufkriterium. Lasst euch hier nicht von den im Vergleich zu anderen Seiten hohen Werten verunsichern, denn diese hängen sehr stark von der Messmethode ab. Interessant sind die Laustärkewerte und Hintergrund-Lärmpegel im direkten Vergleich zu anderen Netzteilen, welche wir ebenfalls gemessen haben.

Der Testkandidat konnte sich hier sogar messtechnisch als eines der leisesten Geräte in unserem Lineup positionieren. Dies müssen wir allerdings mit dem subjektiven Höreindruck ein klein wenig relativieren. Im Betrieb war in grob 50 Zentimetern Abstand ohne Gehäuse ein leichtes Schnarren vom Lüfter zu hören, weshalb es im Hörtest lauter war als beispielsweise ein Bitfenix Formula Gold oder Cooler Master V550. Das Messgerät schien diese Frequenz nicht aufnehmen zu können. Effektiv zweifeln wir aber an, dass dieses sehr leise Nebengeräusch aus einem PC Gehäuse heraus wahrnehmbar wäre (und selbst wenn, wären die restlichen Lüfter ziemlich sicher lauter). Hervorragendes Ergebnis - nicht nur für ein Budget-Modell! An diesem Ergebnis könnten sich auch einige wesentlich teurere Modelle eine Scheibe von abschneiden.

Moritz Plattner meint …

Moritz Plattner

Kolink macht es uns nicht schwer, ein Fazit zu finden. Für das Gebotene ist der Preis grandios - selbst, wenn man noch ein Kaltgerätekabel zusätzlich kaufen muss. Bei Caseking gibt es das Netzteil um 1 € Aufpreis sogar direkt im Bundle mit einem extra Kabel. Ein anderes vollmodulares 80+ Gold Modell mit guter Verarbeitung, soliden Komponenten, leisem Betrieb und guten Messwerten wäre uns in der Preisklasse nicht bekannt. Für einen Hersteller, der sonst eher im Low Budget/Office Bereich angesiedelt ist, stellt das Enclave ein grandioses Erstlingswerk eines Mid-Range Netzteils für Spielrechner dar, und wir sind sehr gespannt, was uns in nächster Zeit sonst so aus dem Hause Kolink erwarten wird.

Kritikpunkte können wir - bis auf die nicht vorhandene OTP - kaum feststellen, und auch diese ist angesichts des langlebigen Rifle Bearing Lüfters verschmerzbar. Die Kabel könnten etwas flexibler sein, wobei hier auch teurere Geräte kaum besser abschneiden.

Zusammengefasst gibt es beim Enclave viel Technik für ein schmales Budget - allerdings auf Kosten des Lieferumfangs. Stoffbeutel, bunte Gewebe-Kabelbinder und ähnliche Beigaben erwartet man hier vergebens. Aber mal ehrlich, wie oft verwendet man diese überhaupt, und nimmt nicht nur die Kabelbinder aus dem Lieferumfang des Gehäuses? Wer auf die zusätzliche Option des Kabelmanagements verzichten kann, könnte einen Blick auf das technisch ähnlich gut aufgestellte, aber minimal günstigere bequiet Pure Power 11 500W werfen, oder auf das einige Euro teurere und ein wenig bessere Bitfenix Formula Gold. Wenn hingegen volle Modularität gewünscht ist, führt kein Weg am Preisbrecher aus dem Hause Kolink vorbei.

  • Positiv
  • Hohe Effizienz
  • Leiser Betrieb
  • Stabile Spannungen
  • Hervorragender Preis
  • Neutral
  • Negativ
  • Fehlendes Netzkabel (bei Caseking um 1 € zusätzlich im Bundle erwerbbar)
  • Keine OTP (Übertemperaturabschaltung)

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