Enermax Hoplite: Gut gerüstet in den Kampf?
Einleitung
Gerade einmal gut einen Monat ist es her, dass wir Euch das Review zum Enermax Clipeus präsentiert haben. Nach dem Clipeus, dem Rundschild, folgt nun sozusagen der ganze Krieger - mit schwerer Rüstung sowie schweren Waffen bestückt. Zudem verspricht das neue Gehäuse, laut Hersteller, in Sachen Kühlung ein windiger Zeitgenosse zu sein - schaut man sich das Lüftungskonzept des Neulings an.
Enermax versucht mit der Namensgebung schon zu Beginn den Eindruck von Stärke, Stabilität und hochgezüchteter Ausrüstungsvielfalt zu vermitteln. Dies gelingt, denn das Design des neuen Hoplite-Gehäuses ähnelt der HAF-Serie der Firma Cooler Master, welche ebenfalls durch gefühlte Militärverbundenheit bei den Anwendern punkten konnte. Enermax hat sich für den Hoplite viele Gedanken machen müssen, denn gerade bei der enormen Auswahl an heute verfügbaren Midi-Towern wird es immer schwerer, ein überzeugendes Produkt zu entwickeln, das dennoch preislich auf einem vertretbaren Niveau balanciert.
Auf den nächsten Seiten ziehen wir nun also mit dem Hoplite in die Schlacht und schauen, ob sich hinter der Rüstung auch ein wahrer Krieger verbirgt.
Der Lieferumfang
Der Karton ist zunächst einmal unscheinbar braun, zeigt bis auf den Namen Hoplite und der Angabe der technischen Details sowie einer kurzen Auflistung der Features nicht viel vom Inneren. Ist das Gehäuse jedoch erst einmal aus seiner Schaumstoffpolsterung sowie der Folie befreit, zeigen sich die umfangreichen Finessen, mit denen Enermax seine Anwender überzeugen möchte. Im Lieferumfang sind - leider zum Teil stückgenau abgezählt - alle wichtigen Schrauben und Bolzen enthalten, die für einen Hardwareeinbau benötigt werden. Darüber hinaus legt Enermax noch zwei Klettbinder mit in den Karton. Hiermit lassen sich Kabelstränge schnell und einfach zusammenbinden. Die zwei im Lieferumfang enthaltenen Kabelbinder sind aber definitiv zu wenig, um die ganze Verkabelung sauber zu verlegen. Einen Pluspunkt erhält Enermax für die schwarz eloxierten Schrauben. Dieses kleine Detail ist z.B. speziell bei Casemoddern sehr beliebt und wird ansonsten in Casebewertungen oft angekreidet.
Der Lieferumfang umfasst folgende Dinge:
- Hoplite - Gehäuse (Typ ECA3220 Serie)
- 2 Kabelbinder
- Mainboard-Schrauben
- Mainboard-Abstandbolzen
- Laufwerks-Schrauben
- Lüfter-Schrauben mit Schneidgewinde
- Enermax Klett-Binder
- Speaker
- Montageanleitung
Die technischen Daten
Auch in technischer Hinsicht muss sich der Hoplite auf keinen Fall vor anderen Gehäusen verstecken. Je nach Modellnummer variiert die Ausstattung des Gehäuses. Alle Versionen sind jedoch aus 0,6 & 0,8mm dickem SECC-Stahl gefertigt und somit auch sehr robust und verwindungssteif. Mit einem Netto-Leergewicht von 7,6 Kg ist der Tower zwar kein Leichtgewicht, aber immer noch leichter als manch anderes Stahlgehäuse. Unser Testsample ist der Typ ECA3220 und somit voll ausgestattet.
Der Außencheck
Bevor wir nun chirurgisch die Innereien des Hoplite-Gehäuses bestaunen, werfen wir einen Blick auf die äußeren Details. Das Gehäuse ist mit einem schwarzen Pulverlack beschichtet. Die Dichte der Lackierung ist ordentlich und sorgfältig aufgetragen. Dadurch ist der Lack stoß- sowie kratzfest. Neben dem militärisch anmutendem Erscheinen sind auch Stealth-ähnliche Elemente und viele Schrägen zu finden, die bei realen Kampfjets zur Ablenkung von Radarstrahlen und damit quasi als Tarnung vor dem feindlichen Radar fungieren. Hierdurch wirkt der Hoplite nochmal einen Deut futuristischer.
Schon fast arrogant wirkend betrachten wir als nächstes den Midi-Tower von oben herab. Dabei fällt zu Beginn natürlich das sehr präsente I/O-Panel ins Auge. Irritierend kann an dieser Stelle jedoch die Farbgebung der beiden USB-Ports sein, denn sowohl in der Bedienungsanleitung als auch auf dem Karton ist von USB 2.0 die Rede. Da die blaue Port-Farbe jedoch seitens der Hersteller für das neue USB 3.0 als Kennfarbe gewählt wird, konnte erst ein Hineinschauen ins Paket unsere Vermutung des Vorhandenseins des eben doch aktuellen Standards bestätigen. Es ist also definitiv ein USB 3.0-I/O-Panel, welches zeitgleich natürlich zur Version 1.1/2.0 abwärtskompatibel ist.
An erster Position finden wir am Panel eine eSATA-Schnittstelle, mit der externe Festplatten oder andere Peripherie mit uneingeschränkter SATA-Geschwindigkeit verbunden werden. Zur Nutzung muss nur der SATA-Stecker in einen freien SATA-Port des Mainboards gesteckt werden. Obendrein sind auf dem Panel noch ein Kopfhörer-, sowie ein Mikrofonanschluss zu finden (HD-Audio), welche auf gleiche Weise zuvor mit dem Mainboard verbunden werden müssen.
Zu guter Letzt haben wir noch den im Vergleich zum Resettaster größeren Power-Knopf und die blau sowie rot leuchtenden Status-LEDs. Die Taster haben einen angenehmen Druckpunkt, hinterlassen keinen billigen Eindruck und wirken allgemein sehr hochwertig.
Den Blick weiter nach hinten geschwenkt, entdecken wir die gerade für PC-Bastler sehr praktische Hot-Swap-Dockingstation für 2,5"- und 3,5"-Laufwerke. Hot-Swap ermöglicht das Wechseln von Speichermedien im Live-Betrieb, ohne das ein Neustart erforderlich ist.
Wenn wir den Blick wieder nach vorn richten, so sehen wir unter dem chromierten Enermax-Logo insgesamt vier Laufwerksblenden im Rahmen-Mesh-Design. Klarer Pluspunkt ist hier die Entnahme dessen, ohne dass eine vorherige Demontage der Frontpartie von Nöten ist. Lediglich links und rechts an den Halteklipps zusammendrücken und schon lässt sich die Blende entfernen.
Unter dem Laufwerksbereich befindet sich ein leider nicht ganz fester Aufkleber und suggeriert die möglichen Lichtspiele des darunter versteckten Front-Lüfters (Typ T.B.Vegas Duo - UCTVD12A). Insgesamt elf Lichtmodi in den Farben Blau und Rot stehen per Knopfdruck zur Verfügung. Durch denselben Taster lässt sich zudem die ganze Beleuchtung des Lüfters abschalten. Entweder man klickt sich bis zum Abschaltmodus durch oder hält diesen Taster ca. drei Sekunden lang gedrückt. Das Vegas-System verfügt außerdem über eine Memory-Funktion, die den ausgewählten Lichtmodus beim Herunterfahren abspeichert und selbigen beim Einschalten des PCs automatisch auswählt. Unterhalb des Auswahlknopfes befindet sich ein kleiner Potentiometer, mit dem sich der Frontlüfter in seiner Drehzahl regeln lässt. Der Regelbereich liegt hierbei zwischen 700 und 1800 U/Min.
Farbvideo - 11 Lichtmodi
Video abspielenEin Stockwerk tiefer kommen wir zur äußerst praktischen Dockingstation im Bodenbereich des Gehäuses. Durch simples Öffnen der Klappe an den dafür geeigneten Clips lässt sich der Zugang zu dem Schienensystem erlangen. Es passen insgesamt zwei 3,5"-Laufwerke in dieses Modul. Die Festplatten werden dazu einfach in die Halterahmen gesetzt, von unten mit Schrauben befestigt und dann über ein Arretierungssystem in das Modul eingeschoben. Entsprechende Gegenkontakte sind an der Rückseite des Moduls vorhanden. Alles ebenfalls Hot-Swap-fähig. Es können also im laufenden Betrieb Medien ausgetauscht werden. Weniger optimal ist allerdings, dass der darüber befindliche Lüfter seinen Luftstrom nicht mit den Festplatten teilt und damit die Laufwerke nicht aktiv kühlt.
Das Seitenteil ist in diesem Fall als Gitterkonstrukt gefertigt und bietet mehrere Aufnahmen für Gehäuselüfter, auf deren Beschreibung wir auf Seite 5 eingehen werden. Wir vermuten, dass es auch eine Variante mit Sichtfenster geben wird - aktuell ist auf der Herstellerseite jedoch nur unser Sample mit der Nummer 3220 zu finden. Das gegenüberliegende Seitenteil hat eine Ausbuchtung mit einer Tiefe von 0,5 cm und bietet damit zusammen mit den knapp 1,5 cm Luft hinterm Tray genug Platz, um Kabel samt Stecker komfortabel sowie sicher zu verstauen.
Ein schöner Rücken kann entzücken... so auch beim Hoplite! Oberhalb des I/O-Panels ist der 120-mm-Lüfter zu finden. Darüber befindet sich ein gummierter Durchlass für Wasserkühlungselemente oder wie in unserem Fall für die USB-Kabel. Zwei weitere Durchlässe sind unterhalb des Lüfters zu finden und gleichfalls zum Schutz der Schläuche mit einem Gummi-Ring ausgestattet.
Wie heute schon fast üblich, findet das Netzteil seine Position am Boden. Direkt darüber befinden sich die insgesamt sieben Blenden für die PCI-Slots des Mainboards. Zur leichten Reinigung lässt sich der Staubfilter unterhalb des Netzteils - am Gehäuseboden - durch eine kleine Nase herausziehen und kann unter laufendem Wasser abgespült werden.
Der Innencheck
Das Daumenschrauben-Skalpell ist gezückt und wir werfen nun einen Blick ins Innere des Hoplite-Gehäuses. Hier fällt sofort die komplett schwarze und sauber verarbeitete Innenlackierung auf. Ins Auge sticht zugleich der modulare Aufbau des Gehäuses.
Gut gelungen sind die fünf mit gummiertem Kantenschutz ausgestatteten Kabeldurchführungen, sowie die sehr großzügig dimensionierte Backhole. Die Durchführungen erleichtern hierbei die saubere Verlegung der Systemkabel. Wer jedoch über ein breiteres ATX-Board verfügt, kann wie im Falle unseres Testsystems nur drei der fünf Kabeldurchführungen nutzen. Die anderen beiden werden durch das Board verdeckt. Als Ausgleich kann aber der unten befindliche Schacht genutzt werden. Es stehen einem Anwender also genügend Möglichkeiten zur Verfügung, um die Kabel hinter dem Mainboard-Tray zu verstecken. Leider ist dessen Befestigung alles andere als optimal gelöst. Beim Versuch, Kabel durchzustecken oder auch nur wiedereinzuklemmen endet beides im Ursprungszustand - nämlich herausgefallen. Diese Gummiringe sind weder verklebt, noch haben sie einen starren Außenring, welcher für die nötige Rahmenspannung sorgen würde. Nicht schön!
Wie schon erwähnt ist zwischen dem Tray und dem Seitenteil ausreichend Platz, um alle Kabel unterzubringen. Leider stößt man hierbei sehr schnell auf den ersten wirklich ärgerlichen Aspekt beim Hoplite. So toll der Gummischutz für die Kabeldurchführung auch gedacht sein sollte, der Hersteller hat hier versäumt, diesen auch zu verkleben bzw. den Außenrahmen so robust zu gestalten, dass dieser Schutz nicht permanent beim Versuch ein Kabel oder einen Stecker durchzuschieben, herausgedrückt wird. Am Anfang nur störend, wird dies bei längerer Verlegearbeit ein echtes Ärgernis.
Als nächstes haben wir also die 5,25"-Schächte, die Platz für insgesamt vier Laufwerke bieten. Die Montage der Geräte erfolgt hier über das werkzeuglose Arretierungssystem. Es handelt sich dabei um in einem Kunststoffring befindliche übergroße Rändelschrauben. Das Laufwerk wird hierbei einfach in den Schacht eingeschoben und durch das Arretierungssystem fest im System montiert. Auf der gegenüberliegenden Seite kann das Laufwerk hingegen wie gewohnt mit einer normalen Schraube zusätzlich gesichert werden.
In der Mitte rechts finden wir dann das oben schon angesprochene Modul für insgesamt vier 3,5"- als auch zwei 2,5"-Laufwerke wie z.B. eine SSD. Geöffnet wird das Modul durch das Entfernen einer kleinen Rändelschraube an der Oberseite. Die Laufwerke werden anschließend komplett werkzeuglos zwischen die Schienen geschoben und durch Kunststoff-Federn fixiert und zeitgleich entkoppelt. Bei Festplatten mit Kühlrippen (wie z.B. der VelociRaptor von Western Digital) kann dies aber zu Problemen führen, da die Rippen sich nur äußerst schwergängig in das Modul einführen lassen.
Im Bodenbereich haben wir dann das Hot-Swap-Modul für zwei extern eingeschobene 3,5"-Laufwerke. Damit die Laufwerke genutzt werden können, muss für jedes Medium ein SATA-Kabel sowohl mit dem Modul auch mit dem Mainboard verbunden werden. Die Kabel befinden sich nicht im Lieferumfang. Damit dem Ganzen auch stromtechnisch die Lichter angehen, muss ein 4-Pin-Molex-Stecker vom Netzteil eingesteckt werden. Der Frontlüfter wird ebenfalls über diese Platine geregelt und bietet sogar die Möglichkeit, einen zweiten Lüfter zu betreiben. Ein entsprechender Anschluss ist vorhanden.
Auf der linken Seite sind dann noch die obligatorischen Slotblenden zu entdecken, welche zu unserer Verärgerung mittelalterlich herausgebrochen werden müssen. Das ist keineswegs mehr zeitgemäß und sorgt bei einem Kartentausch (oder Ausbau) neben allem Unmut dann auch für ein klaffendes Loch. Einfache Slotbleche wären hier sinnvoller und kundenfreundlicher gewesen. Ein Arretierungssystem suchen wir hier leider vergebens, denn alle Karten müssen noch mit Schrauben und Schraubendreher fest mit dem Gehäuse verbunden werden. Nichtsdestotrotz ein keinesfalls befriedigendes Ergebnis in diesem Bereich.
Für Fans von Wasserkühlungen oder einfach noch mehr Lüftern, lässt sich der Deckel mit zwei Rändelschrauben an der Rückseite und einem kleinen Schub nach vorn komplett entnehmen und erleichtert so die Unterbringung weiterer Lüfter oder eines Radiators, also dem Wärmetauscher einer Wasserkühlung.
Der Einbau
Da wir den Tower natürlich auch im Praxisbetrieb testen wollten, haben wir kurzerhand unser Testsystem samt aller Festplatten verbaut. Nur so ließen sich eventuelle Mängel schnell und einfach feststellen.
Das erste Problem, welches uns bereits sehr früh entgegen trat, waren die USB 3.0-Kabel. Bei der 2.0-Variante gab es für den internen Anschluss eines Frontpanels sehr praktische Stecker, die sich bequem auf jedem Mainboard anschließen ließen. Obwohl aktuelle Mainboards wie z.B. das GA-Z68X-UD4-B3 oder das G1-Assassin, jeweils von Gigabyte, bereits über USB 3.0-Anschlussleisten verfügen, sind im Hoplite lediglich die USB-Kabel mit normalen Anschlusssteckern (wie beim USB-Stick) vorhanden. Diese müssen umständlich zur Rückseite geführt und dann in freie USB-Slots gesteckt werden. In unserem Fall haben wir uns bei der Montage sogar dafür entschieden, die USB-Kabel an der Halteschiene für optionale Lüfter oder Radiatoren zu verlegen, da diese beim Einbau der Hardware - vor allem bei der Verlegung der Kabel - ständig im Weg waren.
Das sieht nicht nur blöd aus, sondern ist durch die sehr steifen Kabel auch unglücklich gelöst. Besser wäre es gewesen, die USB-3.0-Variante optional zu verwenden und einen standardisierten Anschluss für USB 2.0 anzubieten, welchen man im Falle von nicht vorhandener 3.0-Schnittstelle hätte verwenden können. Nun muss der Anwender, auch wenn er über kein USB 3.0 verfügt, die Kabel an das hintere I/O-Panel anschließen, um die abwärtskompatiblen Anschlüsse in der Front überhaupt nutzen zu können. Keine sehr elegante Lösung, wie wir finden.
An dieser Stelle wäre alternativ die Möglichkeit gegeben, eine USB-3.0-Schnittstelle in Form eines zusätzlichen Front-Panels (Laufwerksblende) dem Lieferumfang beizufügen und damit den Anwendern mit USB 2.0 dann die Wahl zu lassen, ob sie die zusätzlichen Kabel extern nutzen möchten - oder eben nicht. Als Notlösung wäre sicher auch ein Adapter von externen USB-3.0-Ports auf interne 2.0-Anschlüsse drin gewesen, wie es die Firma Cubitek bei Ihrem XL-Gehäuse den Nutzern mitgibt. Damit wäre zwar nur der langsamerer Standard nutzbar, es gäbe jedoch keine unschönen Kabel auf der Rückseite, die zudem eventuell benötigte USB-Ports besetzen.
Das Hoplite-Gehäuse ist, laut Hersteller, auch für Grafikkarten bis zu einer Länge von 31,5 Zentimetern geeignet, sofern diese den Stromanschluss an der Seite haben. Bei der von uns verwendeten HD 5850 mit einer Länge von 24 Zentimetern wurde es bei der Montage schon ein wenig eng, wenn auch nicht dramatisch. Es sollte jedoch vor dem Kauf darauf geachtet werden, dass die eigene Grafikkarte auch Platz im neuen Gehäuse findet. Gerade bei Dual-GPU-Karten kann es hier schnell eng werden.
Der Praxistest
Lüfter
Ab Werk verfügt der Hoplite über insgesamt zwei vorinstallierte Lüfter. Der 120mm-LED-Lüfters des Typs T.B.Vegas Duo (UCTVD12A) ist in der Front des Gehäuses zu finden und sorgt für Frischluft im Tower. Er hat einen Drehzahlbereich zwischen 700 und 1800 Rpm und lässt sich über die eingebaute Lüftersteuerung in seiner Umdrehungszahl regeln. Ein praktisches Highlight des neuen Towers von Enermax ist der leichte Zugang zum Lüfter durch einfaches Öffnen einer Frontklappte, sowie die problemlose Reinigung des entnehmbaren Staubfilters. Diese Lüfterreihe von Enermax verfügt im Vergleich zu anderen Herstellern über ein sogenanntes Twister-Lager (magnetisch-barometrisch), das durch seinen fast "berührungsfreien" Lauf einen leisen Betrieb ermöglicht. Unter voller Drehzahl ist er aber präsent - jedoch keineswegs laut.
Im Hoplite kommen hier im zugeklappten Zustand die Gitterstruktur des Staubfilters, sowie der Laufwerksschächte dazu, welche dazu führen, dass der Lüfter aufgrund des Luftstroms sehr prägnant in seiner Lautstärke ist. Die maximale Drehzahl per Potentiometer auf die halbe Drehzahl herunter geregelt, ist der Lüfter aus dem System heraus nur noch marginal wahrzunehmen. Bei der niedrigsten Drehzahl ist der Vegas-Lüfter aber aus einer Entfernung von einem Meter nicht mehr zu hören. An dieser Stelle sei aber noch erwähnt, dass unsere HD 5850 kein brüllender Tiger ist - mit lautloser Miezekatze aber genauso wenig zu tun hat.
Der zweite vorinstallierte Luftschaufler ist im Heck des Gehäuses zu finden und ein 120mm-Lüfter des Typs PowerCooler (PS122512W). Leider ist dieser aber nur per 12-Volt-Molexanschluss mit dem Netzteil zu verbinden. Dies ist sehr schade, denn leise ist wirklich etwas anderes. Dreht man alle Lüfterdrehzahlen - außer die des Netzteils natürlich - im System herunter, ist der Hecklüfter zu jeder Zeit wahrzunehmen. Nicht gut.
Im Deckel lassen sich optional zwei 120mm- bzw. zwei 140mm-Lüfter montieren. Passende Halterungen mit entsprechenden Bohrungen sind vorhanden. Gleiches gilt für das Mesh-Seitenteil. Dort lassen sich ebenfalls zwei 120mm-Varianten montieren. Für 140iger ist hier jedoch kein Platz mehr. Insgesamt lässt sich der Hoplite zusammen mit Heck- sowie Frontlüfter mit ganzen sechs Luftschauflern bestücken.
Temperaturmessung
Damit wir die maximale Temperatur unserer Quad-Core-CPU ermitteln konnten, haben wir das System mit dem kostenlos verfügbaren Stress-Test-Tool Prime 95 für die Dauer von 30 Minuten ausgelastet. Gewählt wurde an dieser Stelle der Small-FFT-Test, welcher die höchste Verlustleistung erzeugt. Das Tool Aida64 von der Firma FinalWire ltd. wurde verwendet, um die gemessen Temperaturen zu protokollieren. Zum Schluss haben wir aus den Temperaturmessungen der vier Kerne den Mittelwert gebildet.
Da es inzwischen für jede Bench-Situation passende Softwarelösungen gibt, haben wir im Anschluss an den CPU-Bench die Grafikkarte mit dem ebenfalls kostenlosen OpenGL-Mess-Tool "Furmark" im Xtreme-Burning-Mode für wiederum 30 Minuten schwitzen lassen.
Alle Temperaturmessungen finden einmal mit maximaler Drehzahl, sowie mit geringster Drehzahl des Frontlüfters statt. Da der Hecklüfter nur über das Netzteil (4-Pin Molex) angeschlossen werden konnte, lief dieser permanent mit höchsten Umdrehungen. Neben dem Netzteil (Super-Flower Crown 600 Watt), sowie dem CPU-Lüfter (BeQuiet Lüfter, montiert auf dem Alpenföhn Brocken Kühler) befanden sich keine weiteren Lüfter im System. Da darüber hinaus heutige Systeme zahlreiche Energiesparfunktionen beherbergen, haben wir auf einen Test im Idle-Modus verzichtet.
Messergebnis:
Beurteilung des Messergebnisses:
Das Ergebnis unsere Messung ist ein wenig enttäuschend, da wir schlicht und ergreifend mehr erwartet haben. Wie in dem Diagramm sehr schön zu sehen ist, bringt die Erhöhung der Drehzahl auf Volllast bei den meisten Messpunkten nur um die 1°C Abkühlung. Dies steht in keinem positiven Verhältnis zur erhöhten Lärmproduktion. Der Grund für das schlechte Abschneiden liegt offenbar in der verbauten Konstruktion beim Frontlüfter, der seinen Luftstrom nicht zielgerichtet an die erhitzten Komponenten befördern kann. Einzig die Festplatte (Maxtor) in dem internen Festplattenmodul zieht einen positiven Nutzen aus der gesteigerten Drehzahl.
Die beiden Festplatten im Hot-Swap-Modul profitieren hierbei in keinster Weise vom verstärkten Luftstrom, da dieser am Modul vorbei geht. Um zu verstehen, warum gerade bei Festplatten eine ordnungsgemäße Kühlung nicht zu unterschätzen ist und damit zugleich die effektive Lebensdauer der Laufwerke beeinträchtigt werden kann, empfiehlt sich die Google-Studie über die Ausfallraten von Festplatten (englisch, PDF) zu lesen. Knapp zusammengefasst kann man sagen, dass sich Festplatten im Bereich zwischen 30-40°C am wohlsten fühlen. Gerade ohne aktive Kühlung und durch Mehrfachbestückung vieler Laufwerke eng übereinander kann diese Temperatur schnell den empfohlenen Bereich verlassen - was sich laut der Studie auf die Lebensdauer der Laufwerke niederschlägt und diese stark verringern kann.
Um bessere Temperaturen zu erhalten, empfehlen wir die Verwendung weiterer Systemlüfter, z.B. im Gehäuse-Deckel.
Mario Kramer meint
Abschließend kann man sagen, dass der Hoplite als Midi-Tower durchaus zu gefallen weiß. Hervorragende Verarbeitung, keine ungleichen Spaltmaße, stabile Bauweise und sehr gute Lackierung. Durch die diversen Features wie dem Hot-Swap-Modul, welches leider über keine aktive Kühlung verfügt, bis hin zur gleichnamigen Dockingstation und dem USB-3.0-fähigen-I/O-Panel sind allerlei Sachen enthalten, die den Alltag eines PC-Bastlers durchaus erleichtern können. Das Design ist militärisch und posiert mit Stealth-ähnlichen Elementen. Für Fans bunter Beleuchtung kann die Vegas-LED-Kombo überzeugen und hat mit den elf Lichtmodi für jeden die passende Beleuchtung am Start.
In Puncto Handhabung und Montage leistet sich das Hoplite nur kleine Schnitzer. Hier haben wir zum Beispiel die ständig aus der Halterung springenden Gummiringe des Kabelmanagements, die sehr unpraktischen Slotblenden - welche noch mittelalterlich herausgebrochen werden müssen - sowie die nicht gerade vorteilhafte Verlegung der USB-Kabel.
Beim Thema Kühlung steht die Ampel aber leider nur auf Gelb, da wir durch die angepriesene Kühlleistung in den Messungen deutlichere Unterschiede bei den minimalen, sowie maximalen Drehzahlen erwartet haben. Unserer Erfahrung nach sind Frontlüfter für die allgemeinen Systemtemperaturen eher nutzlos. Profiteure der saugenden Gesellen sind daher die direkt im Luftstrom liegenden Festplatten. Schließlich strömt Luft automatisch ins Gehäuse, wenn sie an irgendeiner Stelle daraus abgesaugt wird. Die Entwickler sollten sich zudem die Gitterkonstruktion mit den doch sehr wenigen Luftlöchern des internen Festplattenkäfigs noch einmal anschauen und diesen Punkt dringend überarbeiten.
Der Luftstrom des Frontlüfters wird durch die Module zu sehr gestört und kann seinen Zweck kaum erfüllen. Die hohe Drehzahl und der damit erhöhte Luftdurchsatz kommt bei den hitzigen Komponenten so gut wie gar nicht an. Darüber hinaus ist die Tatsache, dass der Hecklüfter über keinen 3-Pin-Adatper verfügt, sondern nur über einen 4-Pin-Molex ans Netzteil angeschlossen wird, nicht akzeptabel. Eine Regelung der Drehzahl ist damit nicht gegeben. Beim doch höher angelegten Kaufpreis sollte man zugleich auch einen qualitativ hochwertigen Lüfter im Heck erwarten können. Wieso hier eine doch billige und auch laute Variante gewählt wurde, ist nicht zu verstehen. Dicke Pluspunkte bekommen die Arretierungssysteme des Hoplites, welche werkzeuglos und vorbildlich eine schnelle Montage möglich machen.
Insgesamt sind wir mit dem Ergebnis zufrieden, halten jedoch die knapp 90,- Euro Anschaffungspreis für ein Stahlgehäuse, das zwar mit der Vielfalt an Ausstattungsmerkmalen sowie der wirklich guten Verarbeitung glänzt, dafür jedoch mit einer schlechten Kühlleistung patzt, für ein wenig zu hoch gegriffen.
- Positiv
- Sehr gute Verarbeitung
- Tolle Optik
- Praktische Hot-Swap-Module
- Großzügiger Innenraum
- Werkzeuglose Arretierungssysteme bei den Laufwerksmodulen
- Einfache Reinigung der Staubfilter (Front, Boden, Deckel)
- Interessante LED-Beleuchtung
- Ausreichend Montageplätze weiterer Lüfter oder einer Wasserkühlung
- Fehlerhafte Daten der technischen Details - USB 2.0 statt 3.0 wird angegeben
- Neutral
- - / -
- Negativ
- Keine sehr überzeugende Kühlung
- PCI-Slotblenden
- Umständliche und unpraktische Handhabung der USB-Kabel
- Kein sicherer Halt der Gummi-Ringe des Kabelmanagement-Systems
- Kein hochwertiger, regelbarer Hecklüfter
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