Vier SSDs: Von Crucial bis OCZ
Einleitung
SSDs (Solidstate-Drives) sind bereits gern verbaute Massenspeicher in den heimischen PCs, denn Schreib- und Leseleistung sind beim Hinblick auf die normalen Festplatten überragend. Weiterhin wird die Arbeit der SSDs völlig lautlos erledigt, wohingegen normale HDDs teils laut vor sich hin tackern und brummen. Doch zwei Nachteile müssen Käufer von SSDs in Kauf nehmen: Preis und Kapazität. Erstens sind die Preise noch recht hoch, zweitens bekommt man für einen bestimmten Preis nur begrenzte Speicherkapazität.
Doch eine gute Nachricht gibt es: das Preisniveau ist tendenziell sinkend, weswegen SSDs um 240-256 GB zunehmend bezahlbarer werden. Aufgrund dessen sehen wir uns nun fünf SSDs dieser Kapazitätsklasse von Crucial, Intel, Kingston und OCZ an. Wir möchten klären wo die Unterschiede liegen, denn preislich bewegen sich alle Probanden auf einem sehr ähnlichen Niveau.
Crucial M4 256 GB mit Data-Transfer Kit
Features:
Controller: Marvell 88SS9174-BLD2
Nand-Typ: MLC synchron (25 nm)
MTBF: 1.2 Mio. Stunden
Garantie: drei Jahre
Die M4 von Crucial ist schon fast ein alter Hase, denn sie ist schon seit dem April letzten Jahres gelistet. Rein von den Leistungs-Daten hinkt sie bei der Schreibleistung etwas hinterher: 260 MB/s können die meisten Konkurrenten locker überbieten - im Gegensatz sind in den einschlägigen Foren kaum Probleme bei längerer Benutzung bekannt. Crucial setzt bei dieser Serie auf einen Marvell Controller mit der Bezeichnung 88SS9174-BLD2. Bei der Vorgänger SSD "C300" setzte man auf den gleichen Controller. Mit der Zeit wurde vermutlich nur die Firmware geändert.
Der Hersteller sandte uns die SSD mit dem sogenannten "Data-Transfer Kit", mit dem die Daten einer Festplatte 1:1 auf die SSD überspielt werden können - so kann man einer Neuinstallation des Betriebssystems entkommen. Das Kit setzt sich aus einem SATA-USB Kabel, einer Anleitung, sowie aus einer Software zusammen.
Auf der optischen Seite gibt sich das Solidstate-Drive von Crucial ziemlich unauffällig. Nennenswert ist allerdings, dass der 2,5" großen M4 nach der recht langen Marktpräsenz ein optisches (Mini-)Update unterzogen wurde. Dieses beläuft sich nämlich nur auf einen anderen Aufkleber, welcher auf dem Gehäuse thront - dennoch verleiht dieser einen etwas moderneren Touch.
Intel 520 Cherryville 240 GB
Features:
Controller: Sandforce SF-2281
Nand-Typ: MLC (25 nm)
MTBF: 1,2 Mio. Stunden
Garantie: fünf Jahre
Die ersten SSDs der Intelaner wurden nahezu ausschließlich selbst hergestellt, doch bei der 520 Cherryville setzt man neuerdings auf einen Sandforce-Controller, der sich "SF-2281" nennt. Der gleiche Controller findet ebenfalls in der OCZ Agulity 3 seine Verwendung. Leistungsmäßig braucht sich die SSD überhaupt nicht verstecken - die auf dem Papier angegebenen Transferraten sprechen für sich.
Das Testobjekt von Intel kommt mit einer sehr sicheren Bulk-Verpackung daher, die über keine technischen Angaben verfügt. Der Lieferumfang fällt mit einem Aufkleber für das PC-Gehäuse sehr dürftig aus, wobei es auch eine teurere Retail-Version mit deutlich mehr Zubehör gibt.
Das Äußere gefällt auf dem ersten Blick gut, doch auf der Rückseite lassen sich Schwächen im Material feststellen, die nicht gerade schön aussehen. Wir haben uns deswegen im örtlichen PC-Laden ein baugleiches Modell angesehen: dieses war allerdings sehr gut verarbeitet, womit wir hier wohl ein Montags-Modell erwischt haben. Das Gehäuse besteht aus Aluminium, welches mit einem Plastik-Rahmen versehen wurde - so kann die SSD bei Bedarf von 9 mm auf eine Höhe von 7 mm umgerüstet werden.
Kingston HyperX 3K 240 GB
Features:
Controller: Sandforce SF-2281
Nand-Typ: MLC synchron (25 nm)
MTBF: 1 Mio. Stunden
Garantie: drei Jahre
Kingston mischt schon lange im SSD Markt mit. Die HyperX 3K stellt derzeit das Top-Modell im Kingston Sortiment dar. Kingston setzt hierbei wie Intel auf den Sandforce-Kontroller "SF-2281" - die angegebene Leistung lehnt sich logischerweise stark an derer von Intels Cherryville SSD an.
Der Speicherspezialist lieferte die SSD in der sogenannten "Retail-Version". Zubehör gibt es nahezu ohne Ende: 3,5" Adapter, Montierwerkzeug, SATA-III Kabel und passenden Schrauben. Das Highlight stellt das mitgelieferte Gehäuse dar, wodurch sich die SSD zum externen Datengrab umfunktionieren lässt.
Mit dem ersten Blick auf den Flashspeicher lässt es sich sofort erahnen: hier hat man es mit der absoluten High-End Riege zu tun. Das Design hebt sich deutlich von der Konkurrenz ab, was der eingearbeiteten Aluminiumplatte zu verdanken ist - wohl gemerkt, gebürstetes Aluminium.
OCZ Vertex 4 256 GB
Features:
Controller: Indilinx Everest 2
Nand-Typ: MLC synchron (Intel)
MTBF: 2 Mio. Stunden
Garantie: fünf Jahre
Bei OCZ stand das Kürzel "Vertex" schon immer für die High-End Serie, wodurch die Vertex 4 auf dem Papier nochmal um einen Schritt schneller arbeiten kann. Bei diesen SSDs setzt OCZ auf den Indilinx Everest 2 Controller - zuvor setzte man nahezu ausschließlich auf Controller der Firma Sandforce. Allerdings sollte man dazusagen, dass die Hardware des Indilinx Chips auf einem Marvell 88SS9174 basiert, wobei die Firmware komplett selbst geschrieben wurde.
Wie bereits angemerkt handelt es sich bei der Vertex 4, um das Topmodell was OCZ derzeit anbieten kann. Das Zubehör fällt mit einem 3,5" zu 2,5" Adapter, den vier Schrauben und dem Sticker ziemlich gut aus.
Äußerlich unterscheidet sich die Vertex kaum von all den anderen OCZ SSDs, lediglich der Sticker ist unterschiedlich. Interessant ist hierbei, dass sich das Design und der Aufbau seit dem Einstieg in den SSD Markt seit der ersten Vertex kaum bis gar nicht verändert hat. Die Verarbeitung ist leider etwas schlechter, als die der Konkurrenten - die Spaltmaße sind optisch nicht perfekt ausgeführt.
Das Testsystem und die Testmethodik
Testmethodik:
Die SSDs werden mit einem aktuellen Z77 Mainboard auf Intels Ivy-Bridge Plattform getestet, diese bringt bereits ein integriertes SATA-III Interface mit sich. Unsere Solidstate-Drives werden am ersten SATA-Port angeschlossen. Dazu werden alle Stromsparmechanismen, sowie der Turbo-Modus deaktiviert, wodurch zufällige Abweichungen minimiert werden können. Auf jede einzelne SSD wird eine Windows 7 Professional Version aufgespielt, um praxisnahe Messwerte zu erhalten.
Synthetische Benchmarks:
AS SSD:
AS SSD ist ein Benchmark der von einem deutschen Entwickler geschrieben wurde. Dabei wurde das Programm völlig auf das Messen der Leistung von SSDs ausgerichtet. Die Software generiert die Messwerte aus mehreren Durchläufen, wodurch die Ergebnisse der Realität sehr nahe kommen.
PC Mark 7:
Beim PC-Mark 7 handelt es sich um die modernisierte Version vom PC Mark Vantage. Der Name, bzw. die sieben im Namen verrät, dass dieser besonders für die Verwendung unter Windows 7 optimiert wurde. Diese Vergleichssoftware wurde in separate Bereiche unterteilt: wir sehen uns, da es sich um einen SSD-Test handelt, besonders die so genannte "Storage" Leistung an. Jede SSD musste diesen Test dreimal absolvieren.
Praxis-Benchmarks:
Doch neben synthetischen Programmen, die im Allgemeinen zwar eine praktische Leistung darstellen, ist es natürlich viel interessanter wie es bei "realen" Anwendungen aussieht. Dabei messen wir jeweils die Zeit folgender Vorgänge mit einer manuellen Stoppuhr: Windows-Boot Zeit, die Installation von Photoshop LR, sowie das Starten von Photoshop LR mit einem 8 MB großen Bild.
Testsystem:
Benchmark 1 - AS SSD
Bei den sequenziellen Leseraten liegen drei der vier Solidstate-Drives mit rund 500 MB/s sehr nahe beieinander. Die OCZ Vertex 4 gerät hier etwas in den Rückstand mit immer noch guten 460 MB/s.
Mit über 80 MB/s Vorsprung gegenüber den anderen Vertretern ist die Vertex 4 die goldene Spitze in diesem Benchmark. Die Kingston HyperX, sowie die Intel Cheryville SSD liegen sehr nahe beieinander. Die Crucial M4 kann gerade noch mithalten.
Beim zufälligen Lesen von Dateien mit 4 KB Größe kann sich wieder die Vertex 4 gegenüber der Intel 520 SSD behaupten. Die beiden anderen Kandidaten in Form der Crucial M4 und der Kingston HyperX 3K müssen sich mit dem letzten, bzw. vorletzten Platz begnügen.
Beim Schreiben dieser zufälligen Dateien liegen alle SSDs auf einem sehr ähnlichen Niveau - auch hier liegt die Vertex 4 wieder vorne, allerdings nur mit einem sehr geringen Vorsprung. Das Ende des Glieds stellt die M4 dar, die kaum mehr als 2 MB/s langsamer als die Konkurrenz ist.
Der Benchabschnitt "4K-64" zeigt auf, wie gut die Flashspeicher mit zufälligen Zugriffen von 4 KB Größe skalieren, wenn diese mit 64 Anfragen vom Hauptprozessor belastet werden. Wieder einmal schlägt die Vertex 4 den Rest vom Schützenfest in die Knie. Die 60 MB/s langsamere 520 SSD von Intel belegt den zweiten Platz, dicht gefolgt von der HyperX von Kingston. Die Crucial M4 gerät mit rund 180 MB/s eher in den Hintergrund.
Beim Schreiben zeigt sich das Bild wieder: Crucial bildet das Schlusslicht, Intel und Kingston formen die Mitte und OCZ ist die Spitze.
Benchmark 2 - PCMark 7
Diesmal kann sich die Intel 520 vor der Vertex 4 platzieren - nichtsdestotrotz fallen die Unterschiede sehr gering aus.
Benchmark 3 - Sonstige Praxistests
Insgesamt sind die Flashdrives in den praxisorientierten Tests nahezu gleich schnell. Da zeigt sich, dass sich die Ergebnisse aus dem synthetischen Tests nur bedingt auf die Praxis übertragen lassen.
Crucial M4 256 GB
Mit fast eineinhalb Jahren ist die M4-Serie von Crucial schon ein recht alter Hut auf dem SSD Markt. Doch schlecht ist dies keineswegs, denn das Laufwerk konnte sich schon in der Vergangenheit bewähren. Firmwareupdates werden ebenfalls in sehr regelmäßigen Zeitabständen geliefert. Zum Lieferumfang gehört ein Data-Transferkit, mit dem alte Dateien inklusive Windows auf die SSD geklont werden können. Die Verarbeitung des Gehäuses fällt sehr gut aus, es waren keine Unregelmäßigkeiten oder Kratzer festzustellen. Insgesamt liegen die Leseraten im Vergleich zu den Kontrahenten im unteren Bereich, was in Anbetracht des "hohen Alters" nicht verwunderlich ist. Empfehlenswert ist die SSD für Leute, die es meiden möchten den PC neu aufzusetzen und dabei noch ein äußerst zuverlässiges Laufwerk wünschen. 180 Euro sind dafür ein fairer Preis.
- Positiv
- Data-Transferkit
- Gute Verarbeitung
- Gute seq. Leserate
- Hervorragender Support (Firmwareupdates)
- Neutral
- - / -
- Negativ
- Langsamer als die Konkurrenz
Intel 520 Cherryville 240 GB
Die Intel 520 Cherryville ist eine sehr flinke SSD, die gleichzeitig sehr teuer ist: 209 Euro im Preisvergleich sind schon ziemlich viel. Der Lieferumfang fällt eher spartanisch aus, wobei uns der Adapter von 7 mm auf 9 mm Bauhöhe sehr gut gefällt - so erreichte man eine sehr hohe Kompatibilität. Die Verarbeitung des Gehäuses viel bei unserem ersten Sample eher verbesserungswürdig aus, das zweite Sample konnte allerdings mit einer tadellosen Optik punkten. Die Leseraten liegen meist im oberen Mittelfeld, wodurch sich das Gerät teilweise auch sehr nahe an die Vertex 4 heranarbeiten konnte. Leute, die auf Intel Ware stehen, dabei auf Leistung setzten und einem hohen Preis nichts entgegenzusetzen haben sollten zugreifen.
- Positiv
- Insgesamt gute Schreib- und Leseraten
- 7 mm zu 9 mm Adapter
- 5 Jahre Garantie
- Sehr gute PC Mark 7 Leistung
- Neutral
- - / -
- Negativ
- Hoher Preis
Kingston HyperX 3K 240 GB
Die Kingston HyperX 3K ähnelt technisch sehr stark der Intel 520 Solidstate-Drive, auch leistungsmäßig befindet sich das Laufwerk auf einem sehr ähnlichen Niveau. Der Lieferumfang ist geradezu galaktisch: von Kabeln bis zu einem externen Gehäuse ist alles dabei. Die Verarbeitung ist ebenfalls erstklassig, neben feinst eingearbeitetem Aluminium im Deckel findet sich ein ebenso vorbildlich lackierter Aluminium-Boden. Zugegeben, die 4K-Leseraten könnten etwas höher sein, doch bei einem Kaufpreis von 188 Euronen - wohlgemerkt mit dem ganzen Zubehör - kann man einfach nichts falsch machen.
- Positiv
- Perfekte Verarbeitung
- Exorbitantes Zubehör
- Angemessener Preis
- Neutral
- - / -
- Negativ
- Eher geringe 4K-Leseraten
OCZ Vertex 4 256 GB
Das neue Topmodell von OCZ, in Form der Vertex 4 könnte im Test großen Eindruck erzeugen. Der Lieferumfang fällt mit einem Adapter, sowie den zugehörigen Schrauben gut aus. Die Verarbeitung des Gehäuses ist leider nicht derart einwandfrei wie bei den Konkurrenten, doch elementar ist dies nicht. Viel wichtiger ist die Leistung, denn in diesem Punkt schlägt das Monster von OCZ in fast allen Disziplinen die Kontrahenten vom Thron. Erbarmen? Fehlanzeige. Der Preis von 175 Talern ist dabei natürlich extrem verlockend, allerdings gibt es noch keine vertraulichen Langzeittests - im Gegenzug fördern die fünf Jahre Garantie das Vertrauen in das Laufwerk. Wer sparen will und dabei nicht auf Performance verzichten möchte sollte bestellen.
- Positiv
- Großteils sehr gute Schreib- und Leseraten
- Sehr gutes P/L Verhältnis
- Guter Lieferumfang
- 5 Jahre Garantie
- Neutral
- - / -
- Negativ
- Geringe sequenzielle Leseraten
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