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  • Montag, 14. Oktober 2024
Thermaltake London 550W

Thermaltake London 550W: Im Test!

Einleitung

Thermaltake ist bereits seit Langem ein im Netzteil-Markt wohlbekannter Hersteller. Besonders ihre „Germany“ Reihe findet nach wie vor wegen des vergleichsweise günstigen Preises viel Anklang – aber auch viel Kritik. Vor Kurzem hat Thermaltake in Europa nun zwei neue Modellreihen gestartet: Die Smart Reihe, welche preislich im High-End Sektor angesiedelt ist und über digitale Überwachungschips mit einer USB Schnittstelle verfügt, sowie die preislich in der hohen Mittelklasse angesiedelte Europe-Series. Wir werden heute ein Modell aus Letzterer, das Thermaltake London mit 550 Watt, näher betrachten.

Der Testkandidat ist ein 80+ Gold Netzteil, welches über DC-DC Wandler und einen japanischen Primärkondensator verfügt. Für rund 76,- € (günstigster Preis auf geizhals.de, Stand: 02.03.2016) ist das ein gutes Paket – sofern der Rest des Netzteiles diese Qualitätsklasse halten kann. Hat Thermaltake ein solides und preiswertes Gerät in der gehobenen Mittelklasse auf den Markt gebracht oder gibt es einen Haken? Ob der Hersteller aus der Kritik an der Germany-Series gelernt hat oder nicht, möchten wir im folgenden Review näher beleuchten.

Viel Spaß beim Lesen der nächsten Seiten Euer Team TRV!

Spezifikationen und Features

Thermaltake London 550W Verpackung Vorne

Der Produktkarton ist simpel gestaltet, auf der Front finden wir neben einem Thermaltake Logo, einer stilisierten Darstellung der Tower Bridge und einer Abbildung des Netzteils selbst nur wenige Informationen. Das Netzteil wird als Haswell Ready beworben, was neben dem 80+ Gold Zertifikat auf eine moderne Plattform schließen lässt. Weiteres ist das Gerät teilmodular und verfügt über fünf Jahre Garantiedauer. Eine lange Garantie spricht üblicherweise für ein zuverlässiges und langlebiges Modell.

Thermaltake London 550W Verpackung Hinten

Interessanter sind aber die Daten, welche auf der Rückseite der Verpackung stehen. Hier ist auch eine Tabelle der vorhandenen Anschlüsse, leider ohne Angabe zu den Kabellängen. Diese finden sich auf der nächsten Seite unseres Reviews in einer Tabelle. Während von einem hochwertigen japanischen Hauptkondensator die Rede ist, wird die restliche Bestückung nicht erwähnt, was unserer Erfahrung nach im Umkehrschluss leider auf mittelmäßige Kondensatoren schließen lässt. Das Netzteil ist ein Single-Rail-Gerät - es hat also nur eine 12 Volt Schiene, nicht mehrere getrennt abgesicherte - was wir im Leistungsbereich von 550 Watt aber für unbedenklich halten. Mit dabei sind „umfangreiche Schutzschaltungen“, welche bei der Technik-Analyse näher untersucht werden. Der „14 cm Lüfter mit intelligenter Geschwindigkeitskontrolle“ verspricht leisen Betrieb.

Die Tabelle mit der maximalen Belastbarkeit der Schienen ist eher uninteressant, da das Netzteil nur eine Schiene auf 12 Volt hat, also ist die Verteilung recht eindeutig. Maximal 100 Watt auf 3,3 Volt und 5 Volt kombiniert, sowie bis zu 546 Watt auf 12 Volt deuten auf ein Netzteil mit DC-DC Wandlern hin (jede Spannung wird eigens reguliert und nicht alle gemeinsam), was zu sehr stabilen Spannungen in allen Lastbereichen führen sollte. Ein Fauxpas geschah allerdings bei den Zeilennamen der Tabelle – statt „Max. Ausgangsstrom“ wird von „Max. Ausgangsspannung“ gesprochen, und statt „Max. Ausgangsleistung“ von „Max. Ausgangs-Stromversorgung“. Während man natürlich problemlos versteht, wovon die Rede ist, sind die Bezeichnungen technisch nicht korrekt. Da das mit der Funktion des eigentlichen Netzteils nichts zu tun hat, werten wir diesen Punkt natürlich auch nicht.

Äußeres, Lieferumfang und Kabelausstattung

Sobald die stabile Kartonverpackung geöffnet wird, findet man das gut gepolsterte Netzteil, ein Kaltgerätekabel, mehrere Kabelbinder, vier Schrauben, die Anleitung mit weiteren technischen Daten, ein Blatt mit Garantiebestimmungen sowie einen Beutel mit den modularen Kabeln. Letzterer gibt dem Netzteil einen gewissen „Premium-Touch“, da man einen eigenen Beutel mit Klettverschluss für die zusätzlichen Kabel meist erst bei deutlich teureren Geräten vorfindet.

Das Netzteil selbst setzt das Design der Verpackung fort. Es ist ein schlichtes, mattschwarzes Gehäuse von der Stange, welches Thermaltake mit großen Aufklebern versehen hat. Diese sind selbst großteils simpel und schwarz gehalten, tragen aber die nötigen Informationen zum Netzteil. Auf der „Unterseite“ findet sich eine Tabelle mit den maximalen Stromstärken, neben einigen Zertifikaten und einer Warnung, dass man das Netzteil nicht öffnen soll (Letztere werden wir später ignorieren). Auf der Seite ist erneut die stilisierte Abbildung der Tower Bridge neben einem Thermaltake Logo und dem Modellnamen des Netzteils abgebildet. Rund um die modularen Buchsen befindet sich ebenfalls ein Aufkleber, auf welchem man erkennt, welche Buchse wofür vorgesehen ist. Auch wenn die Aufkleber eher schlicht gehalten wurden, könnten sie unserer Meinung nach noch etwas weniger bunt sein. Das Lüftergitter ist simpel, bietet aber wenig Luftwiderstand und schützt den 140 Millimeter großen Lüfter zuverlässig vor Kabel und Finger, oder ebenbeides vor den Lüfter^^. In der Mitte dessen ist dann auch noch ein rundes Thermaltake-Logo angebracht.

Momentan scheint der Trend stark zu komplett schwarzen Flachbandkabeln zu gehen. Wie auch schon beim kürzlich getesteten Cooler Master V550 finden wir auch beim Thermaltake London 550W ausschließlich solche. Während manche Anwender diese gar nicht mögen, empfinden andere sie als deutlich besser als die klassischen, gebündelten und dann mit einem Gewebeschlauch überzogenen Kabel.

Nach anfänglicher Skepsis, sind wir inzwischen ziemlich überzeugt von Flachbandkabeln. Sie lassen sich gut verlegen und nehmen wenig Platz ein, zugleich sind sie dank der schwarzen Adern kaum im Gehäuse sichtbar. Auf den ersten Blick wirken sie etwas störrisch, aber einmal sauber verlegt und in Position gebracht, behalten sie diese bei, ohne sich so stark zu wehren wie es Bündel aus Einzeladern gerne machen. Unser einziger Kritikpunkt an den Kabeln ist derselbe wie wir ihn auch schon am V550 hatten – das ATX 24 Pin Kabel besteht aus vier getrennten Flachbandkabeln, das des CPU 4+4 Pin aus zwei. Somit wirkt es etwas unordentlich und ist beim Verlegen unangenehm. Wie bei allen Netzteilen mit Flachbandkabeln kann man auch hier nicht an der Farbe erkennen, mit welcher Spannung man es bei einer Ader zu tun hat, da alle schwarz sind. Sieht schick aus, kann unter Umständen aber Probleme z.B. bei Umbauten geben.

Kurze Information vorweg: AWG ist die Abkürzung für „American Wire Gauge“ und ist ein Maß für den Leiterquerschnitt bei Kabeln. Auf Wikipedia findet sich eine Tabelle zur Umrechnung in Quadratmillimeter. Alle Adern sind als 18 AWG ausgeführt, was eine gute Dimensionierung ist. Im Praxistest konnte an keinem Kabel eine Erwärmung festgestellt werden, auch nicht unter Volllast. Von MOLEX auf PCIe Adaptern für Grafikkarten raten wir aber grundsätzlich ab, selbst wenn es bei den 18 AWG Kabeln mit einer kleineren (!) Grafikkarte funktionieren würde. Außerdem bietet das Netzteil mit 2 PCIe 6+2 Pin Steckern ohnehin genug Anschlüsse.

Bezeichnung der Kabel  Kabel-Länge in cm
ATX 24 Pin  60
CPU 4+4 Pin  60
2 x PCI-E 6+2 Pin  50 & 65
4 x SATA  50 & 65 & 80 & 95
4 x SATA  50 & 65 & 80 & 95
4 x MOLEX & Floppy  50 & 65 & 80 & 95 & 110

Technik im Detail

Ein Hinweis vorweg:
Nicht nachmachen! Ihr begebt euch in Lebensgefahr, wenn ihr ein Netzteil aufschraubt!

Vorweg einige Abkürzungen, die wir bei der Analyse des Netzteils verwenden werden:

  • PCB = Printed circuit board, zu Deutsch Leiterplatte. Ein Träger für elektronische Bauteile.
  • IC = Integrated Circuit, Integrierter Schaltkreis. Viele elektronische Bauteile, zu einer Baugruppe zusammengefasst, in einem Bauteil.
  • PFC = Power Factor Correction, Blindfaktorkorrektur. Ein etwas komplexeres Thema, zu dem wir gerne auf den Wikipedia Artikel verweisen würden.
Thermaltake London 550W Offen

Nach dem Öffnen fällt der Blick als Erstes auf den mit Thermaltake Logo versehenen Lüfter – welcher sich bei näherem Betrachten allerdings als lediglich umgelabeltes Yate Loon Modell erweist. Thermaltake hat dem Lüfter die Modellbezeichnung TT-1425B gegeben, darunter findet sich klein der eigentliche Modellname von Yate Loon: D14BM-12. Dazu gibt es auch ein kurzes Datenblatt auf der Yate Loon Seite, laut dem wir es hier mit einem 140x25 mm Lüfter mit Kugellager und maximal 1400 Umdrehungen pro Minute zu tun haben. Die Lautstärke ist mit 29 dB angegeben, der höchste mögliche Luftstrom mit 62 cfm (Kubikfuß pro Minute) – in etwa 105 Kubikmeter pro Stunde. Kugelgelagerte Lüfter geben üblicherweise im Gegensatz zu Modellen mit Gleitlager ein leichtes schleifendes oder rasselndes Geräusch von sich, sind diesen aber an Langlebigkeit und Zuverlässigkeit deutlich überlegen. Der hier Vertretene dreht mit maximal 1400 Umdrehungen pro Minute im Vergleich zu vielen anderen Netzteillüftern eher langsam, was einen leisen Betrieb in Aussicht stellt – gut implementierte Lüftersteuerung vorausgesetzt.

Das PCB wirkt aufgeräumt, aber nicht leer, mit genügend Platz für Luftstrom an (fast) allen kühlungsbedürftigen Komponenten. Laut Aufdruck kann die Elektronik in 450 Watt bis 750 Watt Netzteilen verbaut werden (mit entsprechend etwas anders dimensionierten Komponenten, versteht sich). Die Elektronik kommt uns teilweise sehr bekannt vor, hatten wir doch vor einiger Zeit ein Netzteil, das auf der gleichen Basis aufbaut (das Enermax Revolution X't 430W). Während bei jenem aber die DC-DC Wandler mit dem Gleichrichter auf einer Platine waren, sind sie bei unserem Testkandidaten auf dem modularen PCB untergebracht.

Verfolgt man den Weg des Stroms durch ein Netzteil, so findet man als Erstes den Netzfilter vor. Ein paar Informationen für die nicht ganz so Elektronikbegeisterten: Eine Drossel ist eine Spule aus isoliertem Draht, der um einen Kern gewickelt wurde. Primärseitig finden sich meist Drosseln mit zwei getrennten Spulen auf einem Kern, sodass beide "Pole" des Wechselstroms über eine Drossel fließen. X-Kondensatoren sind zwischen den beiden "Polen" des Wechselstroms eingelötete Kondensatoren und Y-Kondensatoren zwischen jeweils einem Pol und dem Schutzleiter. Aus diesen drei Bauelementen kann man Filterglieder aufbauen. Je nach ihrer Komplexität können sie, unterschiedlich gut, auftretende Störungen aus dem Stromnetz filtern.

Im Thermaltake London finden sich direkt an der Kaltgerätebuchse die ersten zwei Y-Kondensatoren, anschließend ist der Netzschalter verbaut. Hier können gleich zwei Dinge positiv hervorgehoben werden: Alle Verbindungen an Kaltgerätebuchsen und Schalter sind mit Kabelschuhen steckbar verkabelt. Das mag dem Endkunden keinen Vorteil bringen, macht aber einen deutlich hochwertigeren Eindruck als die hier üblichen Lötverbindungen (und lässt sich als Reviewer leichter zerlegen und wieder zusammenbauen). Weiteres trennt der Netzschalter beide Phasen vom Netz und nicht, wie man häufig vorfindet, nur eine. Das verhindert eventuelle kleine Ströme zwischen Phase und Erde, wenn der Schalter nur den Neutralleiter trennt. Im Kabel zur Platine folgt nun eine Drossel. Am PCB ist eine Schmelzsicherung verbaut, ein X-Kondensator, ein Varistor (Überspannungsschutz), ein weiterer X Kondensator und eine weitere Drossel. Versteckt am Rand der Platine (ganz links am Foto) finden sich dann noch die zwei üblichen weiteren Y-Kondensatoren. Das Filterglied in unserem Sample ist einwandfrei aufgebaut und umfasst sogar eine Drossel mehr als sonst üblich. Für ein Mittelklasse-Netzteil ist der Filter sehr gut, aber auch in einem Spitzengerät würde er eine gute Figur abgeben. Längst nicht alle Hersteller verbauen einen Varistor als Überspannungsschutz und Schalter die beide Pole trennen findet man sehr selten.

Der innere Aufbau des Thermaltake London 550W

Auf den Netzfilter folgt ein (vorbildlicher Weise am Kühlkörper befestigter) Gleichrichter und die aktive PFC. Als Controller findet sich auf einem kleinen Tochterboard senkrecht neben dem Hauptkühlkörper ein CM6802, welcher kombiniert die PFC und den eigentlichen Schaltwandler auf 12 Volt erledigt. Der Boostkondensator primärseitig ist ein 400 Volt 470 µF Modell von Nippon-Chemicon aus der KMW Serie. Der ist mit 2000 Betriebsstunden bei 105 °C angegeben. Da der Primärkondensator im Regelfall kaum belastet wird, ist es hier eher Marketing als technisch notwendig, ein Modell von Chemi-Con zu verbauen.

Der Haupttransformator ist für ein 550 Watt Netzteil sehr groß dimensioniert, vermutlich findet der Gleiche auch in den größeren Modellen Verwendung.

Sekundärseitig findet sich, erneut auf einer kleinen Tochterplatine, der aktive Gleichrichter. Bei hohen Strömen sind solche Gleichrichter bestehend aus MOSFETs deutlich effizienter als „klassische“ Gleichrichter aus Dioden. Während der Controller, welcher den Gleichrichter ansteuert, nicht zugänglich montiert ist, ließ sich immerhin die Bezeichnung der verwendeten MOSFETs ablesen. Diese führen ihre Wärme über die Platine auf der sie verlötet sind ab. Jene verfügt über große, flächige Leiterbahnen aus Kupfer und aufgelötete Metallplättchen, um der hohen Ströme und der abzuleitenden Wärme Herr zu werden. Etwas mehr Luftstrom hätte dem Gleichrichter das Abführen von Wärme erleichtert, aber unseren Belastungstest überstand das Netzteil ohne Murren, also scheint es auszureichen.

Als Glättung sind sekundärseitig drei Kondensatoren aus der JunFu WG Serie mit je 2200 µF 16 Volt für die +12 Volt Schiene verbaut sowie je ein 1000 µF 16 Volt Typ für +5V Standby und -12 Volt. Alle sind auf 2000 Betriebsstunden bei 105 °C ausgelegt. Auf den ersten Blick mag das nach wenig klingen, aber da die Kondensatoren im Netzteil nie so hohe Temperaturen erreichen (dafür sorgen der gute Airflow sowie der große Abstand zu heißen Kühlkörpern), sehen wir die Lebenserwartung als ausreichend an. Etwas langlebigere Modelle wären angesichts des Neupreises des Netzteils wünschenswert gewesen. Da Thermaltake aber 5 Jahre Garantie auf das Netzteil gibt, kann man davon ausgehen, dass es auch 5 Jahre ohne Probleme arbeiten wird. Ein weiterer 2200 µF 10 Volt CapXon GF sitzt in der 5 Volt Stand-By Schiene, dieser hat eine Lebensdauer von 5000 Stunden. Da die 5 Volt Stand-By Schiene bei heruntergefahrenem System immer aktiv sein muss, ist hier ein Modell mit höherer Lebensdauer gut aufgehoben.

Mehrere dicke 12 AWG Kabel laufen von der Hauptplatine zur modularen Platine, auf der die beiden Spannungswandler für 5 Volt und 3,3 Volt sitzen. Darum kümmert sich ein APW7159 von Anpec. Dieser kann zusammen mit externen MOSFETs zwei komplett getrennte Schaltwandler bereitstellen, die aus den 12 Volt Eingangsspannung zwei beliebige andere Spannungen erzeugen. In unserem Fall natürlich 5 Volt und 3,3 Volt. Auf beiden Schienen stellt er eine OCP bereit. Als Glättung finden wir hier zwei 470 µF 16 Volt Feststoffkondensatoren, die die 12 Volt vor den Wandlern glätten, sowie jeweils zwei 1500 µF 6,6 Volt Modelle nach den beiden Wandlern für 5 Volt und 3,3 Volt. Direkt an den Buchsen lassen sich dann noch einmal fünf 100µF 16 Volt Feststoffkondensatoren entdecken. Diese sind üblicherweise deutlich langlebiger und robuster als herkömmliche Elkos, daher stellen sie auch kein Problem dar. Die verwendeten Kapazitäten decken sich grob mit den empfohlenen Werten aus dem Datenblatt des Anpec-Controllers (3000µF bei max. 20 Ampere im Netzteil, 4400 µF bei max. 30 Ampere im Datenblatt).

Die qualitativ nicht hochwertigen JunFu Kondensatoren auf der Hauptplatine werden zwar durch die vielen Feststoffkondensatoren unterstützt, aber zwischen Schaltnetzteil und CPU Kabel liegen keine solchen – die CPU belastet allein die JunFus. An den modularen Steckern für die Laufwerke und die Grafikkarte(n) sitzen immerhin die besagten Feststoffkondensatoren, welche den Großteil der Spannungsspitzen aktueller GPUs puffern und somit die Elektrolytkondensatoren stark entlasten. Die GPU ist der Haupt-Verbraucher, der zudem die größten Spannungsspitzen zieht, daher sind die Feststoffkondensatoren hier gut positioniert. Wären auch direkt am CPU Kabel solche, wären wir jedoch deutlich beruhigter.

Die Schutzschaltungen stellt ein Weltrend WT7502 bereit. Er verfügt über eine OVP/UVP auf 12 Volt, 5 Volt und 3,3 Volt. Die OCP auf 5 Volt und 3,3 Volt kann, wie bereits vorhin festgestellt, der Controller der DC-DC Wandler selbst übernehmen. Auf der 12 Volt Schiene fehlt allerdings eine OCP. Da das Tesgerät ein Single-Rail Design mit DC-DC Wandlern ist, kann man diese auch gut durch eine sauber eingestellte OPP primärseitig ersetzen – ob das in der Form implementiert wurde können wir nicht erkennen. Im Datenblatt des CM6802 findet sich keine entsprechende Funktion. Mit wenigen externen Bauteilen lässt sich die OPP aber nachrüsten, was vermutlich auch getan wurde.

Die Lötqualität ist großteils gut bis sehr gut, an einigen Stellen wurde hingegen ziemlich geschlampt. Die Fotos sprechen größtenteils für sich. Das Thermaltake London könnte durchaus sauberer verarbeitet sein, aber es finden sich keine funktionsbeeinträchtigenden Fehler. Alle Kritikpunkte, die wir ausmachen konnten, sind rein kosmetischer Natur.

Im Thermaltake London ist eine Plattform von CWT, der wir mit gemischten Gefühlen gegenüberstehen. Die Verarbeitung ist im Allgemeinen gut, Netzfilter, Schaltwandler und DC-DC Wandler ebenso. Dem gegenüber stehen Elkos, welche üblicherweise in einem Low-Budget-Netzteil anzutreffen sind und ein Schutzschaltungs-Controller, der für ein Netzteil dieser Klasse unterdimensioniert ist.

Testumgebung

Das Netzteil wurde mit unserer neuen Lastbank getestet und durchgemessen. Zum Vergleich haben wir allerdings alle anderen Testsamples - die wir zur Hand hatten - ebenso gemessen. Konkret belasten wir die Testkandidaten in bis zu 17 verschiedenen Stufen. Ca. 2 Ampere auf je 5 Volt und 3,3 Volt sind fix, während an die 12 Volt Schiene zwischen 0 und 16 Halogenbirnen zu je 50 Watt angeschlossen werden können. Spannungen messen wir dabei mit einem Fluke 177, den Strom der 12 Volt Schiene mit einer Stromzange aus dem Hause Uni-T, genauer einem UT210E. Die primärseitig aufgenommene Leistung wird mit einem Profitec KD 302 gemessen und die Lautstärke in 20 cm Abstand zum Luftauslass des Netzteils mit einem Voltcraft SL-100. Für weitere Informationen zum Messsystem haben wir einen eigenen Artikel dazu geschrieben.

Messgeräte neben Lastbank

Effizienz

Kommen wir zu den Praxistests, um zu sehen, wie sich unser Testkandidat in einem realitätsnahen Test schlägt.

Die Effizienz des Thermaltake London reiht sich im Schnitt bei den anderen 80+ Gold Geräten ein, wobei es im niedrigen Leistungsbereich etwas hinterherhinkt. Weiters müssen wir hier noch erwähnen, dass das Netzteil keinerlei OPP oder OCP auf 12 Volt an den Tag gelegt hat. Mit steigender Last brach die Ausgangsspannung irgendwann immer weiter ein, während das Netzteil leicht verschmort zu riechen begann und wir den Test abgebrochen haben.

Spannungsregulation

Eine gute Spannungsregulation ist im Betrieb sehr wichtig. Eine zu niedrige oder zu hohe Spannung kann Komponenten beschädigen oder das System instabil werden lassen. Die Grenzen der Diagramme stellen die ATX-Norm dar. Werte, die außerhalb des Diagramms liegen, liegen somit auch gleichzeitig außerhalb der ATX-Norm.

Auch bei der Spannungsregulierung gibt es keine Überraschungen - wie die DC-DC Wandler vermuten ließen, bleibt das Testgerät in allen Leistungsbereichen absolut souverän und liefert sehr sauber regulierte Spannungen mit geringen Schwankungen.

Lautstärke

Das Thermaltake London ist durch alle Lastbereiche hindurch sehr leise, erst nahe der Volllast dreht der Lüfter dann auf - in einem Bereich, den ein Single-GPU-System nicht erreichen wird. Wenn es auch nicht ganz an den lautlosen Betrieb eines (deutlich teureren) V550 herankommt und in jedem Szenario leise hörbar ist, fiel es (außer bei Volllast) nicht störend auf. Die Lüftersteuerung arbeitet zurückhaltend und aus einem Gesamtsystem wäre das Netzteil wohl lediglich im Idle leise schleifend herauszuhören. Für einen Lüfter mit Kugellager ist das leider normal. Die höhere Lebensdauer gegenüber Gleitlagerlüftern wird durch Idle-Lautstärke erkauft. Zusammenfassend war der Testkandidat zwar immer hörbar, aber es blieb zurückhaltend.

Moritz Plattner meint …

Moritz Plattner

Es ist schwer, das Fazit konkret in Worte zu fassen, denn Thermaltake hat – wie schon in der Analyse der Technik erwähnt – ein Gerät abgeliefert, dem wir mit gemischten Gefühlen gegenüberstehen. Wir finden eine moderne Plattform mit guter Effizienz und hervorragenden Spannungen sowie leisem Betrieb, aber eben auch eine für diese Preisklasse unserer Meinung nach zu preiswerte Kondensatorbestückung sekundärseitig. Die 5 Jahre Garantie beruhigen in der Hinsicht allerdings und ermöglichen einen sorglosen Betrieb. Bleiben noch die nicht vollständig vorhandenen Schutzschaltungen. In der Leistungsklasse und um den Preis des London wäre eine OCP auf allen Schienen zu erwarten, oder zumindest eine korrekt implementierte OPP. Unser Sample schaltete selbst bei 16 50 Watt Lampen nicht ab, als die +12 Volt schon deutlich unter den ATX Normen waren und das Netzteil leicht verschmort zu riechen begonnen hatte.

Zusammengefasst kombiniert das Netzteil hervorragende Eigenschaften mit solchen, wo noch viel Spielraum für Verbesserungen wäre, sowie gute Ansätze mit teils nicht guter Umsetzung. Es stößt in manchen Bereichen in die teurere Spitzenklasse vor, hinkt in anderen aber auch etwas hinter der gehobenen Mittelklasse, in der es angesiedelt ist, her. Der Preis ist, für das was man bekommt, durchaus nicht schlecht. Es ist kein Netzteil, das man jahrelang im Dauerbetrieb unter Volllast verwenden sollte, aber für 3-5 Jahre in einem durchschnittlichen Spielesystem kriegt man mit dem Thermaltake London ein recht leises Netzteil mit hervorragenden Spannungen und guter Stabilität. Semimodular und 80+ Gold sind in dieser Preisklasse nicht so oft anzutreffen, vor allem nicht in Kombination mit DC-DC Wandlern. Ob die zusätzliche Sicherheit von guten Schutzschaltungen und langlebigeren Kondensatoren dann nicht doch die 10 - 15,-€ Aufpreis auf teurere Geräte wert ist, muss jeder für sich entscheiden.

  • Positiv
  • Hervorragende Spannungsregulierung
  • Gute Effizienz (80+ Gold)
  • Leiser Betrieb
  • Teilmodular
  • Lange Kabel, viele SATA Stecker
  • Neutral
  • Negativ
  • Teils nicht vorhandene Schutzschaltungen
  • Niederqualitative Kondensatoren

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