Noctua NH-L9x65: Im Test (Nr. 2)
Einleitung
Im letzten Jahr hatten wir den NH-L9x65 schon einmal im Test, wo er auf dem i7-2600 (Sockel 1155 - Sandy Bridge) ins Rennen geschickt wurde. Heute werfen wir einen zweiten Blick auf Noctuas TopBlower und gliedern ihn in unserer TopBlower-Testserie ein. Anstatt des i7-Prozessors mit 95W TDP kommt dieses mal unser i5-6600 mit lediglich 65W TDP zum Einsatz. Auf dieser Testplattform beschäftigten wir uns schon seit längerem mit TopBlowern, die eine Höhe von 100 mm nicht überschreiten und somit für HTPCs (Home Theater Personal Computer) sowie kleine Gaming-Cubes von Interesse sind, wodurch sie sich speziell für kleinere Gehäuse eignen. Hierbei testen wir nicht nur den Lüfter in seiner Standardausführung, sondern ebenso mit seinem im Lieferumfang enthaltenen Low-Noise-Adapter (LNA), mit dessen Hilfe die Lüfterdrehzahlen nochmal reduziert und Geräuschentwicklungen deutlich minimieren lassen, so der Hersteller. Mit diesem Adapter (Modell NA-RC7) sollen sich auch CPUs unter 65W TDP effizient und vor allem leise kühlen lassen. Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen!
Da wir den NH-L9x65 schon einmal unter die Lupe genommen hatten, werden wir in diesem zweiten Review nicht mehr detailliert auf Verpackung, Lieferumfang sowie technischen Details eingehen, da sich diese seitdem nicht verändert haben. Wer nochmal einen Blick darauf werfen möchte, findet hier das erste Review: Hier klicken
Somit gehen wir direkt zur Montage auf unserem Testsystem über.
Montage des Kühlers
Wie wir im ersten Review schon anmerkten, ist die Montage sehr einfach und benutzerfreundlich gestaltet. Hier hilft auch die gut bebilderte Anleitung, welche leider nur in englischer Sprache vorlag. Allerdings reichten die leicht verständlichen Bilder vollkommen aus, um die Montage auch ohne Text verstehen zu können. Eine Version mit deutschen Text bekommt man im Notfall aber einfach über Noctuas Homepage. Auf der im Lieferumfang beiliegenden Backplate sind die Montagebolzen schon fest vormontiert. Somit muss man diese nur noch korrekt ausgerichtet durch die Montagelöcher auf die Rückseite des Mainboards stecken.
Nun werden auf der Vorderseite nur noch die schwarzen Distanzstücke auf die Bolzen gesteckt, die Intel-Montagehalter darüber gesetzt und anschließend mit den Rändelschrauben fixiert. Diese schraubt man einfach mit den Fingern bis zum Endpunkt drauf und zieht sie anschließend ganz leicht mit dem beiliegenden Schraubendreher fest.
Nachdem die Wärmeleitpaste ganz dünn auf dem Headspreader der CPU aufgetragen wurde, wird der Kühlkörper vorsichtig auf den Prozessor aufgelegt, so dass die Schrauben des Kühlkörpers auf den Gewinden der Intel-Montagehalter sitzen. Nun muss man nur noch die beiden Montageschrauben abwechselnd nacheinander festziehen. Ein zu festes Anziehen wird durch eine Endposition der Gewinde verhindert. Jetzt noch das Lüfterkabel an den entsprechenden Mainboardanschluss stecken und schon ist man fertig.
Der NH-L9x65 ist mit seinen Außenmaßen von 95 x 95 mm recht breit, wodurch die Abstände zu umliegenden Teilen bei mITX-Boards knapp werden. Dennoch ist alles genau bemessen, sodass es zu keinen Problemen kommt, auch andere Steckplätze werden nicht blockiert. Der Abstand zum ersten RAM-Slot ist ebenfalls knapp, aber unbedenklich; auch eine Einschränkung von hohen RAM-Heatspreadern findet nicht statt.
Grundlegende Information und Philosophie bezüglich des Testsystems
Auf diesem i5-System werden wir uns überwiegend mit Kühlern beschäftigen, die für HTPCs (Home Theater Personal Computer) und kleine Gaming-Cubes von Interesse sind und sich somit speziell für kleinere Gehäuse eignen. Darunter gehören überwiegend Kühler, die eine Höhe von 100 mm zumeist nicht überschreiten.
Aber nicht nur neue Kühler werden getestet! Auch auf diverse ältere Produkte, die eventuell in Vergessenheit geraten sind, werden wir den einen oder anderen Blick werfen. Somit entdeckt man vielleicht ein Modell erneut, der für das eigene, neue Multimedia- oder Gaming-System interessant sein könnte.
Testverfahren
Als Testverfahren zur Temperaturmessung haben wir uns zwei Lastszenarien ausgesucht:
Szenario 1: Konvertieren eines Films mit "xMedia Recode" in ein anderes Format. Dies ist ein Szenario, welches einem PC mit hoher, aber realistischer CPU-Auslastung entspricht. Dabei werden ebenfalls realistische Temperaturen unter starker Last erreicht, die der Kühler bewältigen muss.
Szenario 2: CPU-Auslastung mit Prime95 (Small FFTs). Hierbei wird eine eher unrealistische, sehr hohe Temperatur erreicht, die bei einer normalen Nutzung des Systems nicht zustande kommt.
Alle Kühler werden mit der selben Wärmeleitpaste (Noctua NT-H1) betrieben. Die umgebende Raumtemperatur des nicht schalldichten Raums beträgt ~23°C.
Die Lautstärke des Kühlers wird mit einem Schallpegel-Messgerät ermittelt. Hierbei messen wir die Lautstärke bei 100%, 75%, 50% sowie bei der minimal möglichen Drehzahl des Lüfters. Die Messung erfolgt in einem Abstand von 50 cm über dem Kühler. Um möglichst alle Geräuschquellen bei den Lautstärke-Messungen zu vermeiden, nutzen wir ein passives Netzteil und eine SSD-Festplatte.
Bei allen Messungen liegt das Mainboard mit Gummi-Abstandhaltern entkoppelt frei auf dem Tisch, ohne weiteren Nebenlüfter. Die Ergebnisse der Lautstärkemessungen kann sich von Redakteur zu Redakteur unterscheiden. Wie kommt es zu den unterschiedlichen Messabständen bei den Redakteuren? Dies erläutern wir hier:
Da unser Team geografisch weit verstreut ist, haben wir kein gemeinsames Redaktionsbüro, weshalb die Redakteure in ihren eigenen Räumlichkeiten arbeiten. Aufgrund der stark abweichenden Raumgrößen und Einrichtungen kann es bei jedem zu anderen Ergebnissen kommen, genauso wie bei dem Leser daheim.
Kahle Wände reflektieren mehr Schall, wodurch Geräuschmessungen lauter ausfallen. Sind die Wände durch Schränke oder Regale mit Büchern abgedeckt, absorbieren sie mehr Schall, wodurch bei den Geräuschmessungen leisere Werte zustande kommen.
Deshalb gibt jeder Redakteur die Gegebenheiten seiner Räumlichkeit an, in dem der Test stattfindet. Als reproduzierbarer Referenzwert, der von jedem Nutzer daheim nachgestellt werden kann, wird der Intel-Standardkühler genutzt. Somit sieht er in den Diagrammen, um wieviel lauter oder leiser die anderen Kühler sind. Als zusätzlicher Orientierungswert wird der Messwert angegeben, den der Redakteur in seiner Räumlichkeit bei absoluter Stille misst.
Wie ist die Räumlichkeit zu diesem Testsystem?
Der Redakteur testet seine Komponenten in einem kleinen Büroraum, welcher die Maße von ca. 3.9 x 2.5 x 2.5 Meter (L x B x H) besitzt. Bis auf ein kleines Hochregal sind die Wände frei, wodurch Schall vermehrt reflektiert wird. Der absolute Stille-Messwert liegt bei 32.8 db(A)
Das Testsystem
Als Testsystem kommen folgende Komponenten zum Einsatz:
Netzteil | Fortron Aurum Xilenser 500 W (passiv) |
Mainboard | Asus Z170I Pro Gaming |
Prozessor | Intel i5-6600 (4x 3.9 GHz)* |
Grafikkarte | iGPU |
Arbeitsspeicher | Kingston HyperX Savage 8 GB (2800 MHz) |
Festplatte / SSD | M.2 SanDisk Z400s 128 GB |
Betriebssystem | Windows 10 Pro. (64 bit) |
Asus-Software zur Lüftersteuerung | AI Suite 3 |
Schallpegel-Messgerät | Voltcraft SL100 |
Drehzahlen
Beginnen wir mit den Drehzahlen des mitgelieferten Lüfters und seiner Lautstärke. Bei diesem Test ließen wir den NH-L9x65 gegen einige Kontrahenten antreten, die wir im Voraus schon auf diesem System getestet hatten. Die Kühler wurden im "PWM-Mode" betrieben, wobei die Lüfterdrehzahlen mit der "AI Suite 3"-Software von Asus ermittelt und gesteuert wurden. Dabei haben wir die Kühler mit verschiedenen Drehzahlen laufen lassen und die Lautstärken sowie die Temperaturen in den zwei Belastungs-Szenarien gemessen.
Allgemeiner Hinweis: Im normalen Nutzungsbetrieb erreichen die Lüfter von CPU-Kühlern nie den Drehzahlbereich von 100%.
Der Blick auf die Drehzahlen des Kühlerlüfters zeigt, um wie viel der Low-Noise-Adapter (fortan abgekürzt mit LNA) die Drehzahlen beeinflusste. In den niedrigsten Drehstufen lagen sie fast auf der selben Geschwindigkeit. Je höher man die prozentuale Drehstufen wählt, desto größer wurde dann der Abstand der Drehzahlen zueinander.
Lautstärke
Nun betrachten wir die Geräuschentwicklung des Lüfters. Diese haben wir mit einem Schallpegel-Messgerät gemessen, wobei der Messpunkt in einer Entfernung von 50 cm über dem offen liegenden Mainboard lag.
Durch die höheren Drehzahlabstände fielen die Geräuschentwicklungen auch bei hohen Drehstufen merkbar unterschiedlich aus. Ohne den LNA blieb der Lüfter nur bis zu den mittleren Leistungsstufen im angenehmen Bereich. Bei 75% war er schon deutlich lauter wahrnehmbar und würde auf Dauer stören. Anders sah es hingegen mit der Nutzung des LNA aus. Durch die Drosselung der Drehzahlen blieb der Lüfter bedeutend ruhiger und verrichtete seine Arbeit viel unauffälliger. Selbst bei 75% seiner Leistung würde man wohl nur noch ein sehr leises Rauschen aus dem Gehäuse hören, was bei leichten Umgebungsgeräuschen nicht sonderlich auffällt. In ihrer niedrigsten Drehstufe sind beide Varianten fast gleich langsam und selbst nicht zu hören, wenn sie offen auf dem Tisch aufgestellt sind.
Temperaturen unter Last - Szenario 1
Dieser Kühler wurde auch auf einem i7-2600 getestet. Zum i7-Test: Hier klicken
Nun kommen wir zu den interessantesten Teilen unseres Tests, die Temperaturen unter Auslastungen der CPU. Wir starten als erstes mit Szenario 1, der Temperaturentwicklung beim Konvertieren von Medien.
Noctuas TopBlower erreichte bei dem Test gegen die anderen Kompaktkühler gute Werte und platzierte sich im mittleren und vorderen Bereich. Auffallend ist, dass die Ergebnisse, die mit und ohne den LNA gemessen wurden, nur 3-4 °C auseinander liegen. Ohne den Adapter liegt man somit minimal kühler, erkauft sich den kleinen Vorsprung aber mit deutlicher Geräuschentwicklung. Je nach Prozessortyp empfehlen wir deshalb, die Nutzung des LNA durchaus mal auszuprobieren, wodurch man den PC sehr leise und unauffällig arbeiten lassen kann.
Temperaturen unter Last - Szenario 2
Kommen wir nun zum Szenario 2, der Temperaturentwicklung beim Prime95-Small FFTs, was somit einen der härtesten (wenn auch unrealistischen) Tests für einen Kühler darstellt.
Auch hier lagen die Abstände zwischen dem direkten Anschluss des Lüfters und der Nutzung des LNA nur um 3-4 °C auseinander. Allerdings empfehlen wir - trotz der guten Ergebnisse - bei so einer untypischen Dauerbelastung, den Lüfter in Verbindung mit dem Adapter verständlicherweise nicht zu langsam einzustellen.
Johannes Wehner meint
Mit dem NH-L9x65 zeigt Noctua, dass der gerade mal 65 Millimeter hohe Kühl-“Würfel“ einiges zu leisten vermag. Auf unserem i5-Testsystem lagen die Temperaturen in einem guten Bereich, weshalb er sich als empfehlenswerte Alternative für kompakte Gehäuse anbietet, die nicht viel Platz für Bauhöhen haben. Ebenso überzeugen konnte er mit seiner Kompatibilität zu verschiedenen Prozessorsockeln und Mainboards. Noctua reizt die Außenmaße gekonnt aus, ohne andere Erweiterungsslots zu beeinträchtigen. Selbst der geringe Abstand zum ersten RAM-Slot ist unbedenklich, sodass auch Speicherriegel mit hohen Heatspreadern genutzt werden können. Die Verarbeitung ist wie gewohnt hochwertig und einwandfrei, scharfe Kanten oder ähnliches suchten wir vergebens. Allerdings hat diese Qualität seinen Preis, mit rund 42,- € (Stand 07.09.2016) ist der Kühler nicht günstig. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass der Lüfter bei schnelleren Drehzahlen eine zu hohe Geräuschentwicklung aufweisen kann. Doch hierfür gibt es eine hauseigene Abhilfe, denn Noctua legt dem Zubehör ab Werk einen Low-Noise-Adapter (Modell NA-RC7) bei. Mit dessen Hilfe werden die allgemeinen Drehzahlen des Lüfters reduziert, was sich in einem viel leiseren Betrieb widerspiegelt. Auswirkungen auf die Temperaturen hatte dies bei unserem i5-6600 (65 Watt TDP) nur minimal, wodurch wir selbst unter hoher Last problemlos eine Kombination aus guter und leiser Kühlung erreichen konnten.
- Positiv
- Gute Verarbeitung
- Sehr kompakt
- Sockel-Kompatibilität
- Zubehör
- Einfache Montage
- Gute Kühlleistung
- Leiser Betrieb (mit dem LNA)
- Neutral
- Negativ
- Preis
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