Noctua NH-D14: Doppelte Vollendung?
Einleitung
Die Luftkühlung: Eine sich trotz gegenteiliger Erwartungen immer weiter entwickelnde Herausforderung für jeden Hersteller. Die Schwierigkeiten im Kühlerbau liegen nämlich auf der Hand. Es darf, gerade im High-End-Bereich, nicht zu viel Platz verbraucht werden. Aber will man wirklich erfolgreich Kühlen ist es vonnöten, großflächige Lamellen zu verbauen. Allein schon aus dieser Komplikation, bei der jede Firma ein Mittelmaß an Fläche und Kompatibilität zum Restsystem erreichen muss, lassen sich diverse Schwierigkeiten erahnen.
Noctua konnte mit dem NH-U12P bereits einen Kühler präsentieren, der sich die letzten Jahre konstant unter den besten Luftkühlern auf dem Markt halten konnte. Die konstanten Ergebnisse kamen aber nicht von ungefähr, bedenkt man das höchst kompatible und sichere Montagesystem, das erstklassige Zubehör und den auf Luftdruck optimierten Lüfter. Aber auch ein solches Produkt ist weiterentwicklungsfähig. Noctua geht den Weg, der Thermalright mit dem IFX-14 schon gute Werte beschert hat. Aber auch Prolimatech, eine aus ehemaligen Entwicklern von Thermalright entstandene Firma setzt mit dem Megahalems auf eine Zweiteilung der Lamellen. Zwar werden die Lamellen beim Megahalems anders gespalten, als bei den anderen beiden Kühlkollegen, vermutlich um am Toten Punkt, die Mitte eines Lüfters, auf den Lamellen keinen Hitzestau entstehen zu lassen. Noctua setzt, wie beim IFX-14, auf komplett getrennte Heatpipes auf beiden Seiten. Hierdurch ist ein Zentrallüfter montierbar, der den Luftfluss auch zwischen den Lamellen aufrecht erhalten soll. Maximal sind am D14 bis zu drei Lüfter montierbar. Noctua liefert im Gesamtpaket gleich zwei Lüfter in den Größen 140 und 120mm mit.
Die Technik
Kühllösungsspezifikationen:
- 6 Dual-Heatpipes aus Kupfer (vernickelt)
- Aluminiumlamellen
- Gewicht: 900g ohne Lüfter (mit Lüfter(n): 1070/1240g)
- Maße[H*T*B]: 160*130*140mm ohne Lüfter, 160*158*140mm mit Lüfter(n)
- Kompatibilität: Intel 775, 1150, 1151, 1155, 1156, 1200, 1366 / AMD AM2, AM2+, AM3, AM3+, FM1, FM2, FM2+, Backplatemontage bei allein Sockeln erforderlich
- 6 Jahre Garantie
Lüfterspezifikationen Modell P12:
- Größe: 120*120*25mm
- 9 Lüfterblätter
- 1300 RPM, adaptiert 1100 bzw. 900RPM
- 92,3 m³/h (bzw.78,5 m³/h & 63,4 m³/h)
- 19,8 dB(A)(bzw.16,9 dB(A) & 12,6 dB(A))
- Leistungsaufnahme: 1,08 W
- Stromstärke: 0,09 A
- MTBF > 150.000 h
- 6 Jahre Garantie
- Schwarzes, Gesleevtes 28cm 3-Pin Kabel
Lüfterspezifikationen Modell P14:
- Größe: 140*140*25mm
- 9 Lüfterblätter
- 1200 RPM, adaptiert 900 bzw. 750RPM
- 110,3 m³/h (bzw.83,7 m³/h & 71,2 m³/h)
- 19,6-10,1db(A)
- Leistungsaufnahme: 1,2W
- Stromstärke: 0,1A
- MTBF > 150.000 h
- 6 Jahre Garantie
- Schwarzes, gesleevtes 40cm 3-Pin Kabel
Dass der Noctua D-14 an die Spitze hinaus will, zeigen schon seine Technischen Daten. Kompatibilität zu praktisch allen aktuellen Sockeln, edelste Lüfter und ganze sechs Dual-Kupferheatpipes wirken dem entgegen. Die Qualität versichert Noctua mit einer sechsjährigen Garantie. Ungewöhnlich gestaltet sich die Lüfterbeigabe. Mit zwei Lüftern der gleichen Serie, aber unterschiedlicher Größe, will Noctua diesmal auf der sicheren Seite sein. Ein Grund für die Beigabe verschiedener Lüfter erschließt sich uns aber. Zentral stört ein größerer Lüfter nicht - ein 140mm-Modell wird verwendet, dass über den kompletten Kühlkörper saugen kann. An den Seiten des großen Kühlkörpers, der oft bis zum Arbeitsspeicher herausragt, würde allerdings jeder Millimeter, die ein Lüfter nach unten oder zur Seite mehr benötigt, weitere Inkompatibilitäten hervorrufen. Somit ist es geschickter, ein kleineres Modell zu verwenden, das zwar nicht ganz die Förderleistung, wie das 140mm-Modell erbringt, aber immer noch genügend Leistung bietet.
Der Lieferumfang
Noctua hat einen sehr umfangreichen und nützlichen Lieferumfang kreiert. Natürlich schraubt auch dieser den Preis drastisch in die Höhe, wird aber beispielsweise bei der Montage helfen. Noctua setzt Traditionen fort und legt auch diesmal wieder den Schraubenzieher, der genau auf die Maße des Kühlereinbaus abgestimmt ist, neben der Tube Wärmeleitpaste, die für viele Anwendungen eingesetzt werden kann, bei. Adapter zur Lüfterdrosselung, Zubehör zur Lüftermontage auch im Gehäuse und ein Noctualogo aus Metall beispielsweise zum Aufkleben auf das Gehäuse sind ebenfalls enthalten. Wirft man schlussendlich noch einen Blick auf die mitgelieferten Lüfter, ist der Ausdruck edelste Beigaben nichtmehr wegzudenken.
- Kühlkörper "NH-D14"
- P14-Lüfter
- P12-Lüfter
- 2*U.L.N.A.-Adapter
- 3-Pin-Y-Kabel
- 4*Lüfter-Entkoppler für Verwendung eines Lüfters als Gehäuselüfter
- 4*Lüfterschrauben für Verwendung eines Lüfters als Gehäuselüfter
- Spritze NT-H1 Wärmeleitpaste
- Montagematerial
- Metall-Logo "Noctua" (Aufkleber)
- Schraubenzieher L-Form
Die Optik
Entscheidend ist für viele Computerbesitzer die Optik. Natürlich ist dies ein streitiger Punkt, weshalb wir Ihnen die Entscheidung des Gefallens auch durch viele Bilder versuchen zu veranschaulichen. Uns gefällt die Optik des Kühlkörpers, dadurch dass er nicht zu hell und somit aufdringlich und nicht zu einheits-schwarz aussieht, hervorragend.Die Lüfter sind selbstverständlich nicht jedermanns Geschmack, womit man sich bedauerlicherweise abfinden muss. Eine spezielle Note verpassen sie dem System aber definitiv und sehr edel wirken sie auch. Auffällig sind die gezackten Kühllamellen, die an beiden Kühlertürmen Verwendung finden. Ein Grund hierfür ist möglicherweise, die Luft etwas besser kontrollieren zu können.
Absolut makellos ist die Verarbeitung aller von Noctua mitgelieferten Gegenstände als auch des Kühlkörpers selbst. Hier lassen sich trotz ausführlicher Untersuchungen keine Mankos erkennen.
Das Testsystem
Das Testsystem setzt sich aus folgenden Komponenten zusammen:
- Intel E8400@~1,38V, 3,6GHz; Passiv-Tests: 1,3V, 3GHz
- Asus P5Q-E
- 4GB DDR2 OCZ @1GHz, 2,1V
- BeQuiet! Straight Power Netzteil
- ATI HD3870
- 2*WD 3200AAJS
- Nexus Edge, inkl. Noiseblocker XL1 Frontlüfter und Noiseblocker Multiframe S1 Hecklüfter
Die Testlüfter:
- 500rpm: Noiseblocker S1
- 800rpm: Noiseblocker S1
- 1300rpm: Noctua P12
- 1800rpm: Noiseblocker S3HS
Die Testmethodik:
Die Tests werden wie üblich durchgeführt. Wir halten eine Raumtemperatur von 22°C. Sobald dies nicht exakt der Wert ist, wird die gemessene Raumtemperatur von dem Messergebnis subtrahiert und 22°C addiert. Somit erhalten wir anschauliche, exakte Werte. Im Allgemeinen messen wir die Last-Temperatur. Diese wird simuliert, indem die zentrale Verarbeitungseinheit, unsere E8400, mit Prime95 gänzlich ausgelastet wird. Immer wieder werden wir auf Lamellentemperaturen zurückgreifen. Dies ist eine Methode die Abführ und Leitfähigkeit eines jeden Kühlers zu bestimmen, indem an der untersten, wie auch obersten Lamelle ein Temperatursensor befestigt wird. Da diese Werte für den Kühlerkauf nicht wichtig und nur für uns als Inspirationswerte für vermeintliche Schwächen eines Kühlers dienen, werden diese nicht in Form einer Tabelle, sondern nur schriftlich erwähnt, falls diese hochinterressant sind.
Die Montage
Die Installation des Noctuakühlers ist allein schon aufgrund der Masse für den Hersteller schwer zu erleichtern. Noctua gelingt dies aber ziemlich gut. In einem Intelsystem sieht das Szenario folgendermaßen aus. Die gut gepolsterte und dadurch recht dicke Backplate wird hinten mit vier Schrauben besetzt durch die vier Löcher der Hauptplatine geschoben, von der Vorderseite werden entsprechende Gummiabstandshalter, um Kollisionen der darauffolgenden Metallschiene, die jeweils über zwei Schrauben gesetzt wird, angebracht. Eine horizontale wie auch vertikale Montage ist trotz der Größe realisierbar. Nun werden diese beiden Metallschienen mit Handschrauben, die auch über Kreuzschlitzöffnungen verfügen, festgezogen. Auf diesen Metallschienen befinden sich zwei Schrauböffnungen, auf das man schlussendlich den Kühlkörper einfach anschraubt, nachdem man die Wärmeleitpaste auf die CPU verteilt hat. Dies alles ist in etwa fünf Minuten geschehen. Abgesehen davon, dass der letzte Schritt der Installation, also die Befestigung des Kühlkörpers auf den metallenen Halteschienen, sprich das Treffen der Schrauben etwas kompliziert ist, erfolgt die ganze Installation einfach und unkompliziert. Die Montage auf AMD-Sockeln erfolgt theoretisch identisch, auch wenn andere Teile, die auf die AMD-Sockel angepasst sind, verwendet werden. Allerdings ist hier nur eine vertikale Montage möglich.
Bei der Lüfterinstallation sieht es allerdings etwas anders aus. Die beiden mitgelieferten Lüfter lassen sich leicht montieren bzw. demontieren und verfügen über einen festen Halt, vorausgesetzt ist etwas Platz über und unter dem Kühler, da es sonst für die Hände recht eng werden kann. Möchte man aber andere Lüfter installieren, muss man sich, außer sie verfügen auch über traditionelle 120mm-Löcher direkt am Rahmen, nach anderen Lüfterklemmen umschauen. Inkompatible Lüfter sind allerdings Einzelfälle. Ein dritter Lüfter benötigt zugekaufte Montageklammern, zurzeit noch von einer Fremdfirma, Noctua denkt aber über ein herrausbringen der einzelnen Lüfterklemmen nach. Ein dritter Lüfter ist allerdings auch beim NH-D14 nur in seltenen Fällen wirklich nützlich. Die Klammern der NH-U12P sind ebenfalls kompatibel mit dem Befestigungssystem des D-14s.
Die recht überschaubare Montage erreicht das Ziel: Den Kühlkörper festen Halt zu bescheren, absolut. Ob dies auch den Kühlwerten hilft, ist auf den nächsten Seiten zu lesen.
Testmodus: Lüfter aus (Gehäuselüfter an / Semi-Passiv)
Bereits die ersten Tests begeisterten uns. Semipassiv kann der Noctua D14 bereits die Konkurrenz, wie auch den Vorfolger deutlich auf die Plätze verweisen. Ganze 7°C im Niedrigdrehbereich und 8°C während der Hecklüfter auf 800rpm betrieben wird macht der Riese gut. Seine Lamellentemperatur befindet sich bei 800rpm etwa 5°C unter dem Durchschnitt der Konkurrenz, 4°C hinter dem engsten Verfolger. Bei 500rpm befindet er sich auf Augenhöhe mit der Lamellentemperatur der Konkurrenz, sorgt aber doch für deutlich kühlere Werte. Lamellentemperaturen, die auf der ersten und letzten Lamelle gemessen werden, geben uns Auskunft darüber, wie gut die Hitze der CPU vom Kühler verarbeitet wird.
Testmodus: Lüfter mit 500rpm
Im Vergleich zum Prolimatech-Kühler kann der Noctua mit einer höheren Last, aber zusätzlichem 500rpm-Lüfter(n) sich nicht mehr in dem Maße den Vorsprung ergattern. Würde es Nahe liegen, dass ein Kühler, der Passiv stärker als ein anderer ist, mit einem Lüfter auf sehr geringer Drehzahl, den anderen ebenfalls schlägt, ist es hier anders. Mit einem Lüfter zumindest siegt der Megahalems knapp, mit zwei Lüftern aber wieder der Noctua. Die Lamellentemperaturen bestätigen dies. Der Vorgänger NH-U12P kühlt in dieser Disziplin über 2K schlechter.
Testmodus: Lüfter mit 800rpm
Das Bild setzt sich fort: Der Noctua liegt knapp einen Grad vorne, die Lamellen sind knapp einen Grad kälter und der NH-U12P und Noiseblocker Twintec werden hinter sich gelassen, mehr oder weniger spektakulär. Mit zwei installierten Lüftern beträgt der Abstand zum schlechtesten getesteten Kühler in dieser Disziplin über 7°C.
Testmodus: Lüfter mit 1300rpm
Diese Drehzahlen scheinen, neben dem Passivbereich, dem D14 sehr zu liegen. Der Abstand im Einzellüfterbetrieb ist stark gewachsen, im Zweilüfterbetrieb bricht er wieder etwas ein, ist aber immer noch der stärkste Kühler im Testfeld.
Testmodus: Lüfter mit 1800rpm
Ab etwa 1500rpm sind in unserem Fall aus der Leistungskurve des D14s keine extremen Steigungen, wie im sonstigen Testlauf, mehr zu messen. Allerdings ist ein halber Grad bzw. kein Rückstand zum Prolimatechküler keine Schande, da dieser Kühler in diesem Drehzhalbereich gerade sein absolutes hoch auslebt. Die durchschnittlichen Messwere sprechen somit klar für den Noctuakühler als absolute Kühlerspitze.
Die Lautstärke
Natürlich sollte die Lautstärke der zwei Lüfter nicht zu verachten sein. Durch zwei Lüfter im normalen Drehzahlbereich von 1200rpm-1300rpm ungeregelt ist natürlich eine Lautstärkekulisse vorhanden, die aber nicht sonderlich stört. Regelt man die beiden Lüfter runter, ist unter 800rpm ein ruhiges Arbeiten möglich. Bei sehr niedrigen Drehzahlen ist beim P12-Modell ein minimales Brummen zu vernehmen, was aber durch jede ach so dünne Gehäusewand vollends ausgelöscht wird.
Gordian Hoffmann meint
Einen tollen Kühler beschert Noctua jedem, der für 70Euro die, im humanen Drehzahlbereich, aktuelle Maximalkühlleistung erkaufen will. Hierbei wird natürlich bei nichts gespart, auch wenn der Preis inklusive der hochqualitativen Beigaben, besonders den Lüftern, nicht einmal allzu hoch ist. Natürlich ist das Geld für einen Luftkühler eine ganze Stange investiertes Geld, das sich nicht zwangsweise rentiert. Dennoch verfügt der D-14 über Merkmale, über die kein anderer Kühler verfügt. Lautstärke- und Kühltechnisch ist er, durch seine konstante Wärmeabführung in allen Drehzhalbereichen, sowie auch ohne Lüfter, durch seine Konstanz das Maß aller Dinge. Die Installation ist professioneller und doch einfacher kaum zu gestalten. Die Lüftermontage ist in beengtem Raum allerdings noch ein wenig verbesserungswürdig. Herausragend ist aber vor allem die Verarbeitungsqualität des Kühlers und des gesamten Pakets. Das Ganze spielt auf Allerhöchster Ebene und überbietet jegliche Konkurrenz auf dem Markt.
Uns würde allerdings ein Paket des D-14s ohne Lüfter sehr freuen, was den Preis reduzieren würde. Gerade wegen der brachialen Passivleistung würde er so sicherlich noch weitere Abnehmer finden. Die nicht ganz optimale Lüftermontage verschlechtert noch leicht das Bild. In diesem Fall lassen wir es uns aber nicht nehmen, den Kühlerkörper mit einem Qualitycheck-Award auszustatten, denn die Qualität, auch der Zugaben, ist kaum zu überbieten.
- Positiv
- Brachiale Külleistung bei angemessener Lautstärke
- Sehr hohe Passivleistungen
- Tolle Zugaben
- Höchste Verarbeitungsgüte
- Neutral
- - / -
- Negativ
- Bessere Lüftermontage möglich
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