Corsair Vengeance DDR3-1600: Im Test
Einleitung
Wenn die Rede von Corsair und Arbeitsspeicher ist, fallen sofort die omnipräsenten "Dominator"-Module ein. Dank des überaus einfach zu demontierenden Heatspreaders sind die Riegel bei Moddern beliebt, Übertakter freuen sich über teils exoribtant hohe Taktraten. Das jedoch lassen sich die Piraten fürstlich entlohnen - wer sparen will, kann dies zwar mit der XMS-Serie tun - die ist aber optisch nicht spektakulär, von ihren Value-Ablegern ganz zu schweigen.
Vengeance heissen nun die Zauberstäbe, mit denen Corsair das Midrange-Segment entern möchte. Nach Netzteilen und Gehäusen höchste Zeit, das sich die Amerikaner wieder auf ihr Kerngebiet besinnen. Gute Optik, Übertaktbarkeit und ein guter Preis stehen auf dem Datenblatt: Ersteres ist aufgrund der ungewöhnlichen Heatspreader sicherlich Geschmackssache, die beiden letzten Punkte hingegen klingen eher nach dem heiligen Gral - wir schnappen uns eine Buddel Rum und setzen mit einem 2x4 GB Kit auf Intels aktueller Sandy Bridge Plattform die Segel. Das gibt uns gleichzeitig die Gelegenheit zu testen, ob der Corsair-Dreimaster an der Intelbrücke hängenbleibt: Was bringt Speicherperformance beim Sockel 1155?
Der Speicher im Detail
"Vengeance" kommt in einem schlichten, überwiegend schwarzen Pappkarton ins Haus. Auf der Vorderseite gibt's die wichtigsten Informationen zum erworbenen Speicher, d.h. die Modulgröße, Speicherart und die Kompatibilität zu allen aktuellen Sockeln sowie Prozessoren. Auf der Rückseite finden sich neben der üblichen euphorischen Produktbeschreibung auch zwei Sichtschlitze, die sowohl den Heatspreader als auch den Aufkleber auf den Modulen freigeben. In unserem Falle zwei 4098 MB Riegel mit eine Geschwindigkeit von 800 MHz, d.h. DDR3-1600 mit Latenzen von CL9-9-9-24. Die Spannung liegt bei 1,5 Volt - in Übereinstimmung mit Intels neuen Sockelspezifikationen.
Der Lieferumfang ist kurz gehalten: Zwei Riegel RAM, verpackt in Plastik - das wars. Kein Beipackzettel, keine Installationsanleitung, kein Aufkleber mit Herstellerlogo. Offenbar sind derlei Gadgets aus der Preiskalkulation geflogen. Macht aber nix, auf die inneren Werte kommt es ja an.
Bereits beim Auspacken fällt der erste Blick auf den Heatspreader. Mit viel Phantasie besteht eine gewisse Ähnlichkeit zur Ripjaw-Serie von G.Skill - nur ist Corsair noch extremer. Neben Aufklebern mit gelben "Vengeance" Schriftzug und weißem Corsair-Logo sowie Informationen zum Produkt ist der Riegel in schwarz gehalten. Kein Wunder, gedeckte, edle understatement-Farben erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Deshalb passt das grüne PCB so garnicht zur dunklen Optik. Immerhin ist es in eingebautem Zustand nahezu komplett verdeckt, springt also nicht ins Auge. Die Kühlrippen sind übrigens hohl, der massive Eindruck wird nur mit der jeweils letzten und ersten Rippe erzeugt. Mehr ein optisches Goodie also als eine wirkliche Kühllösung.
Das Testsystem
Unser Testsystem nimmt in einem Corsair 600T Gehäuse Platz. Gegenüber einem offenen Testaufbau erhalten wir so praxisnahe Ergebnisse, auch wenn durch die Vielfalt an Komponenten und Konfigurationen keine zu 100% übertragbaren Werte generiert werden können.
Der Rechner setzt auf Intels aktuellste Sandy-Bridge Plattform, namentlich ein MSI P67A-GD65 in der gefürchteten Revision B2 und einem Intel 2500k Prozessor, welcher von einem Prolimatech Genesis temperiert wird. Aufgrund der hybriden Bauweise des Kühlers sitzt ein 140 mm-Lüfter direkt über dem Arbeitsspeicher.
Testsystem:
- Intel Core i5 2500k (3,3 GHz)
- MSI P67A-GD65
- Gainward GeForce GTX560 Phantom
- Western Digital Black 640 GB
- Corsair HX650
In unserem Testdurchlauf wollen wir sowohl zeigen, ob der Vengeance hält, was Corsair verspricht als auch herausfinden, was Sandy Bridge mit Bandbreite alles anstellt. Neben dem Standarddurchlauf mit DDR3-1600 und CL9 erhöhen wir zunächst den Takt. Da das verwendete Mainboard von MSI fixe RAM-Teiler hat, können wir als nächstgrößeren Schritt nur DDR1866 auswählen. Mehr schaffte der Speicher leider nicht: Bei höherem Takt blieb der Bildschirm schwarz. Anschließend haben wir - ausgehend vom Basistakt - die Latenzen verringert. CL7-8-8-29 erwiesen sich als untere Grenze. Dabei betrug die Spannung 1,58 Volt - die Obergrenze, die Intel für den sicheren Betrieb der eigenen Prozessoren vorschreibt. Richtig: Der Speichercontroller sitzt nämlich in der CPU.
Außerdem reduzieren wir für die Benchmarks die Taktraten auf das Level von DDR1333 und testen einmal mit CL7 und einmal mit CL9. Der Core i5 wird dabei mit seinem Normaltakt betrieben. Auf noch langsamere Modi haben wir verzichtet. DDR1333 ist der mittlerweile langsamste, erhältliche Speichertyp am Markt. Zwar findet man noch vereinzelt DDR1066, jedoch ist die Preisdifferenz zum nächstschnelleren Typ gleich Null. In einem zweiten Durchgang schauen wir, ob mit erhöhtem CPU-Takt weiter von der Speicherperformance profitiert werden kann. Dazu wird der Prozessor einfach per Multiplikator mit 4400 MHz betrieben. Während des Testbetriebes haben die Vengeance-Module keinerlei Lecks geschlagen. Der RAM wurde einwandfrei erkannt und rannte absolut stabil. Sehr gut!
Die Benchmarks
AIDA64
Wir eröffnen unseren Testlauf mit dem populären Diagnose-Tool 'AIDA64' in der Version 1.6, bis vor kurzem noch als Everst bekannt. Neben allerlei Informationen über den eigenen PC bietet es auch verschiedene Leistungsmessungen an. Aus den synthetischen Benchmarks wählen wir 'CPU Queen' und 'Photo Worxxx' aus. CPU Queen berechnet das sogenannte 'Damenproblem'. Dabei soll ermittelt werden, wieviele Damen man auf einem 10x10 Felder großen Schachbrett aufzustellen sind, ohne sie sich gegenseitig in einem Zug schlagen können. Hier kommt es auf die "Sprungvorhersage" (engl. branch prediction) an, d.h. die Fähigkeit einer CPU, seine Rechenpipeline effizient zu nutzen. Beim PhotoWorxx Benchmark wird die Bearbeitung eines großen RGB-Bildes simuliert. Dabei wird vor allem der RAM mit Lese- und Schreibzugriffen belastet. Deshalb findet keine Skalierung mit mehr als zwei Kernen mehr statt, weil die einzelnen Recheneinheiten um den verfügbaren Hauptspeicher bzw. dessen Bandbreite konkurrieren - ideal für schnelleren Speicher. Ansonsten beschränken wir uns auf das Ermitteln der Transferraten und Zugriffszeiten.
Mehr Speicher oder geringere Latenzen bringen in diesem rein synthetischen Benchmark handfeste Vorteile: Bis zu 25 % Unterschied liegen zwischen DDR1333 und dem simulierten DDR1866.
Cinebench R11.5
Cinebench R11.5 misst die Renderleistung von CPU und Grafikkarte. Dabei nutzt das Programm mehrere Kerne, Hyperthreading und profitiert von steigenden Taktraten. Der OpenCL Test widmet sich der Grafikkarte. Dabei basiert das Tool auf der 3D Grafik Software 'CINEMA 4D' von Maxxon. Wir haben die 64bit Variante rechnen lassen. Offensichtlich limitiert im Cinebech die CPU derart, dass der Speicher nur eine untergeordnete Rolle spielt. Alle getesteten Konfigurationen liegen quasi gleichauf und im Rahmen der Messungenauigkeit.
Colin McRae Dirt 2
Was macht der Bär im Auto? *Brumm-Brumm*. Wie Codemasters beliebte Rennspielserie Colin McRae Rally. In 'Dirt 2' schickt sie der Publisher über Stock und Stein auf verschiedenen Rallyepisten in zahlreichen Disziplinen: Motor-Cross, klassische Rallys, Buggyrennen und mehr. Im Gegensatz zur Konsolenversion wurde die Grafik noch einmal deutlich aufgehübscht und an die technischen Möglichkeiten eines modernen Heimcomputers angepasst. So sind Unterstützung für DirectX 11 in Form von Ambient Occlusion für schicke Beleuchtung und Tesselation für Zuschauer, Fahnen und Wassereffekte integriert worden. Obwohl es sich um einen der ersten Titel mit DX-11 handelt, ist die Optik immer noch state of the art. Wir nutzen die Benchmarkfunktion der Verkaufsversion. Um ein alltagsnahes Szenario zu nutzen, aber dennoch die Limitierung durch die Grafikkarte zu mildern, beschränken wir uns auf eine Auflösung von 1920x1080 Pixeln mit vollen Details, aber ohne Kantenglättung.
Kaum eine Überraschung hier: DDR1333 liegt zwar vor den eigentlich schnelleren Modi, tut dies aber im Rahmen der Messungenauigkeit - Dirt2 liefert keine zu 100 % reproduzierbaren Ergebnisse, weil die Sequenz dynamisch gehalten ist.
WinRAR 3.93d
Auf fast jedem heimischen Rechner zu finden ist das kleine Packtool ein nützliches Helferlein. Genutzt wird hier die integrierte Benchmarkfunktion. Diese läuft komplett im Arbeitsspeicher des Rechners ab. In der Praxis hängt die Kodierleistung eher an der eigenen Festplatte - die ist deutlich langsamer.
20% maximaler Unterschied liegen zwischen den Enden des Testfeldes. Nicht schlecht, aber kaum in der Praxis zu erzielen.
x264 Benchmark
Dieses Exemplar eines Benchmarks beschäftigt sich mit dem Enkodieren von Videos. Im Prinzip wandelt das Programm nur eine HD-Datei in das x264-Format um. Da die Ausgangsdatei mitgeliefert wird, sind die Ergebnisse mit verschiedenen Systemen und Usern gut miteinander vergleichbar. Am Ende eines Runs werden die Bilder, die pro Sekunde umgewandelt wurden, ausgegeben. Wir haben den Mittelwert aus allen zehn Ergebnissen aufgeführt.
Schnellerer Speicher bringt tatsächlich mehr Leistung: Die fps steigen kontinuierlich hinter dem Komma. Der Unterschied ist also bedeutungslos.
Die Skalierung mit dem CPU-Takt
Um herauszufinden, ob unser Core i5 mit seinen serienmäßigen 3300 MHz die gesteigerte Bandbreite nicht auszunutzen vermag, übertakten wir ihn kurzerhand auf 4400 MHz. Anschließend vergleichen wir unser langsamstes Setting, DDR3-1333 mit CL9, noch einmal mit dem schnellsten, DDR3-1866 ebenfalls mit CL9.
AIDA64:
Der reine CPU-Benchmark zeigt keine Veränderung. Im PhotoWorxx-Durchlauf hingegen kann die schnellere Betriebsart ihren Vorsprung auf 26,9 % ausbauen. Ohne die Übertaktung waren es nur 17 %.
Cinebench R11.5:
Im Cinebench ist davon nichts mehr zu sehen. Abweichungen in der zweiten Nachkommastelle sind marginal, d.h. schlichtweg irrelevant.
Dirt2:
Ebenso versagt die Messung in Dirt2. Kein Unterschied zu sehen, quasi identische Ergebnisse.
WinRAR:
WinRAR als theoretische Leistungseinschätzung lässt das Pendel wieder deutlicher ausschlagen. Der Unterschied zwischen den Betriebsmodi verbleibt aber bei 20 %.
x264:
Wenig Neues auch von unserem letzten Praxisbenchmark. Minimalste Unterschiede rechtfertigen nicht den Kauf eines teureren Arbeitsspeichertyps.
Max Doll meint
Speicher und Sandy Bridge - eine Hassliebe. Die neue Plattform bietet nämlich keinen Grund mehr, in teuren ProllRAM zu investieren. Weder Timings noch Takt spielten in unseren Benchmarks eine Rolle. Der Unterschied war zwar in synthetischen Anwendungen messbar, in der Praxis aber nicht zu spüren. Mehr als DDR3-1600 braucht es also nicht sein. Denn der Aufschlag für die nächstbessere Klasse ist bereits derb und in keinerlei Hinsicht gerechtfertigt. Hier darf man also ohne Reue sparen.
Mit Corsairs neuem Vengeance-Speicher kann man trockenen Fußes die Weltmeere unsicher machen. Die Module liefen stabil, erwiesen sich allerdings nur als mäßig taktfreudig. Das ist für den Sockel 1155 aber schlichtweg egal, schon DDR3-1600 ist prinzipiell oversized. Das grüne PCB wird nur Perfektionisten stören, eingebaut ist es nur mit Mühe zu erspähen. Dafür liegt der Speicher mit soliden 80 € für ein 8 GB Kit am unteren Ende der Preisskala. Wir sind zufrieden und belohnen das neueste Produkt aus dem Hause Corsair mit einem wohlverdienten Award!
- Positiv
- Stabiler DDR3-1866 Betrieb
- Preis
- Innovative Optik
- Neutral
- - / -
- Negativ
- Grünes PCB
0 Beiträge