Scythe Iori: Kompakter Kraftwürfel
Towerkühler sind in der heutigen Zeit das Maß der Dinge. Eine große Kühlfläche, ohne dabei ebensogroße Teile der Umgebung verdecken zu müssen. Dazu lassen sie sich so positionieren, dass ein idealer Luftzug entsteht. Natürlich ist das nicht ohne Nachteil, vor allem die Höhe macht bei kleinen Gehäusen einen Strich durch die Rechnung. Auch wird die Sockelumgebung und damit die Spannungswandler kaum gekühlt, für manche Prozessoren (wie die AMD 95xx Prozessoren) wird dies sogar empfohlen. Hier kommen die Topblow-Kühler ins Spiel. Durch die horizontale Lage des Lüfters lässt sich eine geringere Höhe erreichen, praktisch bei M-ITX Systemen.
Heute stellt sich bei uns der Scythe Iori dem Test, ein Topblower mit kompakten Abmessungen und einem 100-mm-Lüfter. Ausgestattet mit drei Heatpipes, einer vernickelten Kontaktfläche und einem einfachen Montagesystem. Abgerundet werden soll das Paket durch einen günstigen Preis. Dementsprechend hoch sind die Erwartungen. Natürlich wollen wir euch nicht zu lange warten lassen, aber zuerst ein kurzer Überblick über den Aufbau des Tests: Auf den nächsten Seiten beleuchten wir dazu zunächst einmal den Lieferumfang, schauen uns den Kühler im Detail an und lassen diesen im Anschluss durch den Testparcours marschieren. Im Fazit fassen wir für Euch dann alle Erkenntnisse dieses Tests zusammen.
Viel Spaß beim Lesen!
Technische Daten
Scythe Iori | ||
---|---|---|
Lüfteranzahl | 1x 100mm | |
Lüfterdrehzahl | 300 - 1800 U/min | |
Anschluss | 4 Pin PWM | |
Anzahl Heatpipes | 3 | |
Sockelunterstützung Intel | 775, 1150 - 1156,1366 | |
Sockelunterstützung AMD | AM2 - AM3+; FM1 - FM2+ | |
Maße inkl.Lüfter (in mm) (LxBxH) | 135 x 107 x 117 | |
Gewicht inkl. Lüfter | 515 g | |
Preis | ca. 20 € |
Der Iori ist weniger ein flacher Kühlkörper, der weit über die Umgebung des Sockels hinausragt, als eher ein Würfel. Ein Würfel mit einer, für Topblow-Kühler, erstaunlichen Höhe. Mit immerhin 117 mm inklusive Lüfter ist der Iori definitiv einer der größeren Vertreter des Designs, welches der Redakteur je gesehen hat. Auch das Gewicht ist für einen Topblower durchaus hoch, mehr als 500 Gramm erreichen zum Teil nicht einmal kleinere Towerkühler. Als Lüfter kommt ein 100-mm-Modell zum Einsatz, eine weitere Kuriosität, da diese Größe im freien Handel fast nicht zu erhalten ist, selbst das Preisvergleichsportal Geizhals listet nur 4 Modelle. Auch die Höhe des Lüfters von 25 mm ist ungewöhnlich, bei anderen Topblowern sind Lüfter mit 12,5 mm üblich.
Drei Heatpipes sind durchaus Standard in dieser Preisklasse, vor allem die sinnvolle Anordnung innerhalb des Kühlkörpers stimmt uns positiv. Die Heatpipes sind aus Kupfer, die Bodenplatte ist vernickelt, in jener Preisklasse eine Rarität und besonders schön anzusehen.
Ansprechend finden wir die gute Kompatibilität mit allen aktuellen Intel-Sockeln, eine Ausnahme bildet Intels 2011(v3), mit deren Abwärme der Kühler aber wahrscheinlich überfordert wäre. Auch AMDs Low-Budget-Plattform AM1 wird ebenfalls nicht unterstützt. Ansonsten ist der Kühler natürlich auch zu allen AMD-Plattformen ab AM2 kompatibel. Hinzu kommt der äußerst günstige Preis von 20 Euro, wir sind gespannt, was der Kühler leisten kann.
Lieferumfang
Die Verpackung ist farblich schlicht gehalten, vorne und auf der rechten Seite befinden sich die wichtigsten Features des Kühlers, erklärt mittels kleiner Bilder. Auf der linken Seite sind die technischen Daten aufgelistet. Gut gefällt uns hier, dass die Abmessungen ebenfalls schematisch dargestellt sind. Auf der Rückseite befinden sich Garantieinformationen. Gesamt ähnelt der Aufbau jenes des Mugen 4, welchen wir in unserem Roundup getestet haben. Da der Iroi trotz allem ein schmaler Würfel ist, wurde auch die Verpackung äußert kompakt konzeptioniert, hoffentlich wurde nicht an Polsterung gespart. Schließlich möchte der Käufer ein funktionierendes Produkt und keinen kaputten Metallklumpen in den Händen halten.
Öffnet man die Verpackung, erblickte der gespannte Redakteur zuerst ein schlichtes Stück Karton, jener dient als Schutzpolsterung zur Oberseite. Darunter befindet sich direkt der Kühlkörper, der Lüfter ist bereits vormontiert und muss auch nur Montage nicht abgenommen werden, sehr gut gelöst. Links und rechts befinden sich außerdem noch zwei Stücke Schaumstoff zur Polsterung. Unterhalb des Kühlkörpers ist die Schachtel mit Zubehör. Ein recht unspektakulärer innerer Aufbau ohne großartige Stärken und Schwächen. Alles sitzt gut an seinem Platz und das Auspacken erweist sich ebenfalls als leicht, trotz der sehr kompakten Verpackung.
Im Lieferumfang sind natürlich der Kühlkörper selbst mit Lüfter enthalten, dazu die Montagesets für Intel und AMD und eine kleine Tüte Wärmeleitpaste. Angesichts des Preises geht das natürlich in Ordnung, mehr sollte man sich auch nicht erwarten. Gut finden wir die Wärmeleitpaste, welche sich in einer Aufreißtüte befindet. Nachteilig daran ist, dass nach einmaligen Öffnen der Rest der Paste, welcher nicht benötigt wird, nicht mehr zu gebrauchen ist
Der Kühler im Detail
Wie bereits erwähnt, handelt es sich beim Scythe Iori um einen Topblow-Kühler, welcher mittels dreier Heatpipes (je sechs Zentimeter Durchmesser) die Abwärme des Prozessors abtransportiert. Im Gegensatz zur Bodenplatte wurden jene nicht vernickelt, was allerdings für die Preisklasse fast schon ein, natürlich überaus positives, Alleinstellungsmerkmal gewesen wäre. Die Heatpipes verlaufen einmal auf der oberen Hälfte des Kühlkörpers und einmal in der unteren Hälfte. Dabei sind diese asymmetrisch aufgebaut, auf der einen Seite stehen jene über den Kühlkörper hinaus und münden im oberen Teil. Der Aufbau kann sowohl von Vorteil als auch von Nachteil sein, in den Augen des Redakteurs wurde die richtige Entscheidung getroffen, um den Kühler nicht unnötig zu vergrößern.
Die Bodenplatte ist, wie bereits erwähnt, vernickelt, ein sehr schönes Detail in jener Preisklasse. An der Verarbeitung der Platte gibt es nichts auszusetzen, diese ist sehr gut, da die Platte absolut glattgeschliffen ist und keine Kratzer oder ähnliches aufweist.
Auf dem Kühlkörper hat sich der Hersteller Scythe auf der ersten Lamelle mit deren Logo verewigt. Es ist schön unauffällig platziert und sieht in Kombination mit der verstärkten ersten Lamelle (welche mindestens vier Mal die Dicke einer Normalen hat) wirklich gut aus.
Allgemein ist die Qualität der Verarbeitung äußerst gut, besonders die Entgratung der Lamellen hat uns sehr beeindruckt. Leider sind diese ebenfalls sehr dünn und neigen zum Verbiegen, hier hätte etwas mehr Materialstärke gut getan.
Die Montage
Kurz gesagt: Die Montage ist einer der Leichtesten, welche wir bis jetzt in diesem Bereich gesehen haben, da auf die Verwendung einer Backplate verzichtet wird. Doch von Anfang an: Auf einem AMD-Sockel muss nichts anderes als der große Montageklips angebracht werden, Voraussetzung ist das Retentionsmodul des Mainboards. Fertig.
Auf einem Intel-System wird der Kühler mittels vier Push-Pins befestigt, jene sind auf zwei einzelne Balken mit je zwei Pins aufgeteilt. Zuerst wird einer jener Balken mit dem Quersteg verschraubt, danach unterhalb des Kühlers gegeben und von der anderen Seite wird nun der zweite Balken verschraubt. Nachfolgend noch der Kühler auf die CPU gelegt und die Push-Pins kreuzweise hinein gedrückt.
Natürlich muss bei beiden Montage-Arten vorher die Schutzfolie entfernt und Wärmeleitpaste auftragen werden, andernfalls könnte es zu nicht gewollten Temperatur-Schwierigkeiten kommen.
Eine wirklich leichte und schnelle Montage, auch für ungeübte Hände dank bebilderter Anleitung problemlos zu bewältigen.
Der Test wird in einem offenen Testsystem durchgeführt, Gehäuselüfter fallen daher weg. Die Umgebungstemperatur lag in diesem Test bei 23° Celsius.
Testsystem | |
---|---|
CPU | Intel Core i7 2600 @3,60 Ghz |
CPU-Kühler | Siehe Test |
Mainboard | Gigabyte GA-Z68XP-UD3 |
Arbeitsspeicher | 2 x 4 GB Hynix 1600 Mhz |
Grafikkarte | Sapphire Radeon HD 4670 Passiv |
SSD/ Festplatte | OCZ Solid 3 64 GB |
Netzteil | Seasonic Platinum Fanless 400W |
Bildschirm | Belinea EnergyStar |
Um die Lautstärke möglichst differenziert zu messen, haben wir auf komplett passive Komponenten zurückgegriffen. Vor allem das Netzteil erweist sich hier gerne als Störfaktor, daher haben wir uns für ein passiv gekühltes Modell entschieden. Bei der Grafikkarte ging die Wahl zur passiv gekühlten Radeon HD 4670 von Sapphire. Die ausgesuchte SSD besitzt zudem keine beweglichen Teile und ich damit komplett geräuschlos. Die Lautstärkemessungen haben wir mit Hilfe eines Voltcraft SL-100 durchgeführt, das Schallpegel-Messgerät wurde zudem in einem Abstand von 30 cm vom Lüfter positioniert.
Die CPU wird mit Prime95 in Small FFTs belastet, damit lassen sich möglichst hohe Temperaturen erreichen und das volle Potenzial des Kühlers austesten.
Wir möchten hier noch einmal explizit darauf hinweisen, dass die hier erzielten Ergebnisse nicht vergleichbar sind mit den Ergebnissen früherer Messungen (ausgenommen des Tests "Kühler der Mittelklasse"). Grund hierfür ist, dass nun ein anderer Redakteur den Bereich der Luftkühlung betreut und damit verbunden auch ein neues Testsystem verwendet wird.
Werfen wir doch nun einen Blick auf die Kühlleistung, jene ist natürlich eine der wichtigsten Kriterien beim Kauf eines Kühlers, der PC soll ja nicht überhitzen.
Zuerst mögen die Werte etwas enttäuschend wirken, immerhin sind knapp 80 Grad Celsius (bei 50% PWM-Drehzahl) für viele Benutzer eine persönliche Schmerzgrenze. Zumal befinden wir uns in einem offenen Testaufbau, daher gibt es keine erhöhten Umgebungstemperaturen wie in einem geschlossenen Gehäuse. Bei 75%-Drehzahl sind es 71 Grad Celsius, mit etwas vergrößertem Abstand zum Brocken 2. Bei maximaler Leistung erreicht die CPU gute 65 Grad Celsius, unserer Meinung nach in Relation zur Größe in Ordnung
In absoluten Zahlen hauen die Werte jetzt niemanden vom Hocker. Knappe 80 Grad sind dem ein oder anderen zu viel. Ein stabiler Betrieb ist damit natürlich garantiert, Spielraum für Übertaktung ist leider nicht mehr vorhanden. Die Steigerung bei 75% PWM-Drehzahl ist lobenswert. Sehr schön ist, dass sich der Kühler ständig in Schlagweite zum Brocken 2 positioniert, welcher deutlich wuchtiger und potenziell um einiges Leistungsstärker ist. Beachtenswert ist außerdem, dass zwischen minimaler und maximaler Drehzahl ganze 13 Grad Celsius Differenz liegen und ein signifikanter Anstieg zwischen 50% und 75% PWM-Drehzahl von 6 Grad. Der Kühler profitiert daher deutlich von einem stärkeren Luftstrom.
Für kleiner Systeme ist der Kühler auf jeden Fall in der Lage, die CPU in allen Drehzahlbereichen ohne Probleme zu kühlen, für hitzigere CPUs als der verwendete i7 2600 sollte der Kühler allerdings nicht mehr verwendet werden, da hier auch bei maximaler Drehzahl sehr schnell Schluss sein kann.
Insgesamt sehr respektable Ergebnisse, vor allem in Relation zur Größe des Kühlkörpers. Wie es mit der Lautstärke aussieht, folgt auf der nächsten Seite.
Schauen wir einmal welcher Kühler im Vergleich die besseren Resultate liefert. Vorab eine kleine Definition zur besseren Einordnung:
Werte zur Einschätzung der Lautstärke | |
---|---|
Bis 32,9 db(A) | Unhörbar leise bis sehr leise |
Von 33,0 bis 34,9 db(A) | Leise bis leicht hörbar |
Von 35,0 bis 39,9 db(A) | Hörbar bis deutlich hörbar, die Komponente sollte aus einem geschlossenen Gehäuse herauszuhören sein |
Ab 40 db(A) | Störend laut |
Die Werte bei 50% PWM-Drehzahl sind durchaus akzeptabel, allerdings ist der Kühler in einer ruhigen Umgebung klar zu hören. In der subjektiven Einschätzung des Redakteurs macht es sich eher durch ein tiefes Brummen, welcher nicht so nervig ist wie z.B. ein hochfrequenter Ton, bemerkbar. Daher ist die Lautstärke im Leerlauf durchaus annehmbar.
Bei 75% PWM-Drehzahl liegt der Kühler gleichauf mit dem hauseigenen Modell Mugen 4, allerdings bei schlechteren Temperaturen, bedingt durch die geringere Kühlfläche und den kleineren Lüfter. In Anbetracht, dass es sich um einen kompakten Kühler handelt, gute Werte. Zumal in der subjektiven Einschätzung hier wieder der Iori leiser ist als ein Mugen 4.
Auf voller Drehzahl platziert sich der Iori mit der Lautstärke in Reichweite des Brocken 2, welcher deutlich größer ist und nur minimal bessere Temperaturwerte erreicht.
Insgesamt erreicht der Scythe Iori durchaus respektable Werte. Spitzenergebnisse werden nicht erreicht und etwas Spielraum nach unten wäre schön gewesen. Angesichts der Größe des Lüfters und in Relation zu den Temperaturen geht die Lautstärke aber in Ordnung.
Katharina Sternbauer meint
Was können wir nun über den Scythe Iori sagen, sowohl im positiven als auch im negativen Bereich?
Für seinen Zielbereich (nämlich kleine Systeme) ist der Kühler überraschend groß. Ganze 117 mm sind auf jeden Fall eine Ansage an den M-ITX Bereich, hier sind 60 bis 80 mm üblich. Für kompakte PCs mit etwas mehr Platz für den Kühler, sollte der Scythe Iroi allerdings ein sehr guter Partner sein. Die Temperaturen gehen, trotz den knappen 80 Grad Celsius bei 50% PWM-Drehzahl, durchaus in Ordnung und CPUs mit weniger Abwärme sollten sich selbst bei niedriger Drehzahl zufriedenstellend kühlen lassen. Gut gefällt uns, dass der Kühler es fast mit dem deutlich größeren Brocken 2 aufnehmen kann sich der Schlagdistanz nähren konnte.
Die Lautstärke ist in absoluten Zahlen Mittelmaß, im Leerlauf sollte diese allerdings geringer sein. Ansonsten, wie bereits gesagt, im Mittelfeld. In der subjektiven Wahrnehmung des Redakteurs macht sich die Lautstärke durch ein tiefes Brummen bemerkbar, welches sich angenehmer als ein hochfrequentes, nerviges Summen anhört und nicht als störend wurde.
Die Verarbeitung stimmt zum größten Teil, die Lamellen sind gut entgratet und vor allem die vernickelte Bodenplatte findet sich eigentlich nur in höherpreisigen Gebieten. Auch das Logo von Scythe passt optisch gut zum Kühler. Leider sind die Lamellen etwas zu dünn und verbiegen damit zu leicht.
Die Montage ist unserer Meinung nach äußerst einfach gestaltet. Bei AMD-System wird nicht einmal mehr ein Schraubendreher benötigt. Gemeinsam haben beide, dass auf beiden Plattformen keine Backplate benötigt wird, daher ist ein Ausbau des Mainboards nicht nötig. Die Push-Pins bei Intel benötigen einiges an Kraft, allerdings hatten wir keine Probleme bei der Montage. Zusammengefasst können wir sagen, dass die Montage auch für Einsteiger sehr leicht zu bewältigen ist, dank bebilderter Anleitung.
Abschließend können wir den Iori empfehlen, allerdings nicht uneingeschränkt. Übertakter oder Silent-Liebhaber sollten sich lieber einen stärkeren Kühler suchen, wie zum Beispiel eine Kühler aus unserem Roundup. Doch für Käufer, die nach einem günstigen Kühler - welcher keine Bestleistungen erbringen muss - suchen, sollte der hier hier definitiv richtig sein.
- Positiv
- Sehr einfache Montage
- Gute Verarbeitung
- Vernickelte Bodenplatte
- Günstiger Preis
- Und dafür ordentliche Leistung
- Neutral
- Negativ
- Lamellen sehr dünn und biegsam
- Durch Höhe nicht für kleine Systeme geeignet
- Nichts für Silent-Liebhaber
- Wenige Reserven für Übertaktung
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