Noctua NH-D9L und NH-U9S: Im Vergleichstest
Einleitung
Als Kaufinteressent für einen CPU-Kühler lässt sich der Markt aktuell in zwei Bereiche aufteilen: Einerseits buhlen unzählige Turmkühler im 120 oder 140 Millimeter-Format um Kunden, andererseits gibt es eine größere Auswahl an Top-Blow Kühlern, die besonders für kleine ITX-Systeme geeignet sind. Der Mittelweg - etwa kleine und kompakte Turmkühler mit einem 92 Millimeter-Lüfter - ist, wenn überhaupt, in der niedrigen Preisklasse anzutreffen. Noctua hält mit dem NH-D9L und dem NH-U9S dagegen und bietet gleich zwei Modelle in der Preisklasse um 50,- Euro an. Damit spielen die kompakten Kühler in einer Liga mit den besten am Markt erhältlichen CPU-Kühlern. Ob der hohe Preis gerechtfertigt ist, klärt unser Test.
Schon auf dem ersten Blick unterscheiden sich beide Kühler erheblich. Handelt es sich beim D9L um einen Doppelturm-Kühler, so kommt der U9S mit einer herkömmlichen Bauweise mit einer großen Kühlfläche daher. Trotzdem sind die Abmessungen erstaunlich ähnlich, beide Modelle lassen sich bei Bedarf auch mit einem zweiten Lüfter ausstatten. Hier hat uns Noctua gleich die passenden Exemplare mitgeliefert, welche im Handel für etwa 18 Euro erhältlich sind.
Technische Daten und Lieferumfang
Noctua NH-D9L | Noctua NH-U9S | |
Lüfteranzahl | 1 x 92 mm | 1 x 92 mm |
Lüfterdrehzahl | 400 - 2000 U/Min | 400 - 2000 U/Min |
Anschluss | 4 Pin PWM | 4 Pin PWM |
Anzahl Heatpipes | 4 | 5 |
Sockelunterstützung AMD | AM2 - AM3+; FM1 - FM2+ | AM2 - AM3+; FM1 - FM2+ |
Sockelunterstützung Intel | 775, 1150 - 1156 | 775, 1150 -1156 |
Maße inkl. Lüfter (in mm) | 95 x 110 x 95 | 95 x 125 x 95 |
Gewicht inkl. Lüfter | 531 g | 618 g |
Preis | ca. 50 € | ca. 51 € |
Unsere heutigen Testkandidaten verfügen über ähnliche technische Daten, unterscheiden sich jedoch in einigen Details. Beide Kühler werden mit einem 92 mm großen Lüfter ausgestattet, welche über identische Drehzahlen verfügen. Die Lüfter sind mit der Bezeichnung NF-A9 versehen, welche auch einzeln im Handel erhältlich sind und daher ebenfalls getestet werden. Beide Kühler lassen sich auf fast allen aktuellen Sockeln montieren, einzig die Sockel AM1 und 2011 fehlen. Der NH-U9S verfügt über eine zusätzliche Heatpipe und überragt den NH-D9L mit einer Höhe von 125 mm um etwa 1,5 Zentimeter. Dies macht sich auch im Kampfgewicht bemerkbar, beide Kühler sind für ihre kompakten Maße sehr schwer. Die Preise von 50 bzw. 51 Euro sind hingegen gesalzen, dafür würde man auch schon ausgewachsene Turmkühler mit 140 mm-Lüfter bekommen. Die Erwartungen sind daher entsprechend hoch.
Wie bereits angesprochen, haben sich neben den beiden Kühlern auch zwei Lüfter in unser Testlabor eingefunden. Auf beiden Kühlern lässt sich jeweils ein zusätzlicher Lüfter verbauen, weswegen wir diese natürlich auch in allen Ausstattungen testen werden.
Obwohl beide Testkandidaten preislich nahe beieinander liegen und auch in Sachen Abmessungen und verbauten Lüfter fast identisch ausgestattet sind, unterscheiden sich die Kühler aus technischer Sicht komplett. Der Noctua NH-D9L (links) verfügt über zwei Kühlflächen, in dessen Mitte der Lüfter verbaut ist. Der NH-U9S (rechts) stellt hier einen eher herkömmlichen Turmkühler mit großer Kühlfläche dar. Auffällig ist, dass beide Modelle über eine identische Grundfläche verfügen, der NH-D9L ist jedoch etwas flacher gebaut.
Der hohe Preis der Testkandidaten relativiert sich schon einmal etwas beim Blick auf den Lieferumfang. Dieser fällt - abgesehen von einem minimal veränderten Bauteil - komplett identisch aus, weswegen das Bild exemplarisch für beide Modelle gilt. Die Bedienungsanleitung ist für jeden Sockel verfügbar und listet die Arbeitsschritte detailliert auf. Neben den üblichen Schrauben und Befestigungskits liefert Noctua die Wärmeleitpaste in einer eigenen Spritze aus, so ist diese für eine mehrmalige Verwendung geeignet. Bei beiden Kühlern sind zudem noch zwei Klammern für einen weiteren Lüfter mitgeliefert, so müssen diese nicht noch separat erstanden werden.
Der Noctua NH-D9L
Zuerst kommt der Noctua NH-D9L an die Reihe. Die Verpackung des Doppelturm-Kühlers fällt kompakt und übersichtlich aus. Alle wichtigen Features sind schon auf der Vorder- und Oberseite des Kartons ersichtlich. Im Lieferumfang befindet sich auch der Lüfter mit der Bezeichnung NF-A9, welchen wir auf der übernächsten Seite separat vorstellen. Noctua verspricht eine 100 prozentige Kompatibilität mit verbauten Steckkarten und Arbeitsspeicher-Modulen. Dieses Versprechen werden wir uns im eingebauten Zustand noch einmal genauer anschauen. Die Herstellergarantie von sechs Jahren fällt erfreulich umfangreich aus.
Wie bereits angesprochen handelt es sich bei dem NH-D9L um einen Doppelturm-Kühler. Insgesamt vier lange Heatpipes verteilen die Abwärme auf zwei Kühlflächen jeweils vor und hinter dem verbauten Lüfter. Dieser ist bereits im Auslieferungszustand am Kühlkörper befestigt und muss für die Kühlermontage auf dem Mainboard abgenommen werden. Die Verarbeitung ist übrigens hervorragend, jedes Detail wirkt sorgfältig ausgearbeitet.
Der Einbau ist kinderleicht und der Kühler lässt sich auch ohne jahrelange Erfahrung, Klavierfinger oder mit Hilfe mehrerer Personen einbauen. Im montierten Zustand nimmt der Kühler tatsächlich nicht viel Platz ein, zudem lässt er sich auf Intel-Mainboards auch um 90° gedreht verbauen. Problematisch wird es, wenn ein zweiter Lüfter zum Einsatz kommt. Der gesamte Aufbau des Kühlers ist so niedrig, dass selbst flache Speichermodule oder hohe Kühlkörper auf den Spannungswandlern des Mainboards zum Problem werden. Auf unserem Testsystem haben wir den zweiten Lüfter daher nur in der hinteren Position verbauen können.
Der Noctua NH-U9S
Die Verpackung des Noctua NH-U9S ist vergleichbar mit dem des NH-D9L. Auch hier wird eine vollständige Kompatibilität mit Mainboardkomponenten versprochen. Die Herstellergarantie fällt mit sechs Jahren ebenfalls genauso hoch aus wie bei dem Schwestermodell.
Der NH-U9S ist ein klassischer Turmkühler. Der 92 mm große Lüfter bläst auf eine große Kühlfläche, fünf Heatpipes verteilen die Abwärme gleichmäßig auf beiden Seiten des Kühlers. An der Verarbeitung haben wir auch diesmal nichts auszusetzen, diese ist perfekt.
Die Montage ist im Vergleich mit dem Schwestermodell NH-D9L komplett identisch, auch hier muss der Lüfter für die Montage entfernt werden. Besser klappt diesmal der Einsatz eines zweiten Lüfters, da der Kühlkörper im unteren Bereich etwas höher aufbaut. In Sachen Kompatibilität können wir dieses Mal eine Bestnote aussprechen.
Der Noctua NF-A9
Zuletzt möchten wir noch einmal den auf den Kühlern verbauten Lüfter vorstellen. Dieser trägt die Bezeichnung NF-A9 PWM und lässt sich separat erwerben. Mit einem Preis von knapp 18 Euro ist dieser jedoch nicht ganz günstig. Die Herstellergarantie von sechs Jahren, der großzügige Lieferumfang und die Qualität des Lüfters entschädigen dafür. Alle vier im Test verwendeten Modelle wiesen keinerlei Nebengeräusche, wie Lagerschleifen oder Klackern auf.
Typisch für Noctua sind die verwendeten Brauntöne, welche bei fast allen Lüftermodellen des Herstellers zum Einsatz kommen. Die Ecken des Lüfters bestehen aus Gummi und sollen diesen im Einbau entkoppeln. Zusätzlich liegen auch noch passende Entkopplungsgummis im Lieferumfang bei.
Testumgebung
Der Test wird in einem offenen Testsystem durchgeführt, Gehäuselüfter fallen daher weg. Die Außentemperatur lag in diesem Test bei 21° Celsius.
CPU: | Intel Core i5-3470 @ 4,0 GHz |
CPU-Kühler: | Siehe Test |
Mainboard: | Asrock Z77 Extreme4 |
Arbeitsspeicher: | 2x 4GB G.Skill Sniper DDR3-1600 CL9-9-9-24 |
Grafikkarte: | Palit Geforce GT 630 1GB DDR3 |
SSD / Festplatte: |
Samsung 840 Evo 500GB |
Netzteil: | Seasonic X850 |
Bildschirm: |
BenQ G2220HD |
Sonstige Hardware: |
Asus Xonar DGX |
Um die Lautstärke möglichst differenziert zu messen, haben wir auf komplett passive Komponenten zurückgegriffen. Das Netzteil besitzt einen semipassiven Modus, bei dem der Lüfter nur in den seltensten Fällen eingreift. Bei der Grafikkarte haben wir uns für die passiv gekühlte Geforce GT 630 von Palit entschieden, die SSD besitzt zudem keine beweglichen Teile. Die Lautstärkemessungen wurden mit Hilfe eines Voltcraft SL-100 durchgeführt, das Schallpegel-Messgerät wurde zudem in einem Abstand von 50 cm vom Lüfter positioniert.
Die Temperaturwerte
Nach der Vorstellung der Testkandidaten folgt nun der Praxistest. Beide Kühler wurden jeweils zweimal mit unterschiedlicher Bestückung der Lüfter getestet. Können die kleinen Modelle gegen die etablierte Konkurrenz bestehen?
Zuerst lässt sich feststellen, dass beide Kühler massiv von einem zusätzlichen Lüfter profitieren. Insbesondere bei geringer Drehzahl sind die Unterschiede erheblich, zumal dann auch die Kühlleistung stimmt. Unsere Testkandidaten können tatsächlich gegen die riesigen Modelle wie dem Cooler Master V8 GTS bestehen! Mit nur einem Lüfter fallen die Ergebnisse deutlich schlechter aus, insbesondere bei Minimaldrehzahl wird es für beide Kühler relativ knapp. Bis auf minimale Unterschiede liegen beide Testkandidaten in etwa auf einem Niveau, wobei der NH-D9L im Schnitt etwas bessere Ergebnisse einfährt, diesen Vorsprung hingegen bei Minimaldrehzahl verspielt.
Die Lautstärke
Die Lautstärke ist für viele potentielle Käufer eines der wichtigsten Kaufargumente. Schauen wir einmal welcher Kühler im Vergleich die besseren Resultate liefert. Vorab eine kleine Definition zur besseren Einordnung:
Bis 32,9 db(A) | Unhörbar leise bis sehr leise |
Von 33,0 bis 34,9 db(A) | Leise bis leicht hörbar |
Von 35,0 bis 39,9 db(A) | Hörbar bis deutlich hörbar, die Komponente sollte aus einem geschlossenen Gehäuse herauszuhören sein |
Ab 40 db(A) | Störend laut |
Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass der Noctua NF-A9 alle Stimmlagen zwischen völlig lautlos und einem aufbrausenden Toben beherrscht, wir erreichen mit unserem Testsystem allerdings nicht die versprochene Minimaldrehzahl von nur 400 U/Min. Mit einer Stichprobe von insgesamt vier Lüftern blieb unsere Minimaldrehzahl bei 760 U/Min, wobei auch dies schon für einen komplett lautlosen Betrieb ausreicht. Auf einem anderen System konnten wir die Drehzahl sogar auf nur 250 U/Min absenken, die vom Hersteller versprochene Angabe wird also deutlich unterboten. Unser ASRock Z77 Extreme 4 sorgte in Verbindung mit zwei Lüftern hingegen für eine noch höhere Minimaldrehzahl, was sich auch in der Lautstärke wiederspiegelt. Theoretisch ist also auch mit einer Bestückung von zwei Lüftern ein lautloser Betrieb möglich, falls das richtige Mainboard zum Einsatz kommt. Die minimalen Unterschiede zwischen den beiden Testkandidaten lassen sich mit unterschiedlichen Positionen der Lüfter erklären, welche zudem unterschiedliche Luftverwirbelungen verursachen. Subjektiv waren beide Aufbauten genau gleich laut.
Noctua NH-D9L
Zugegeben, zu Beginn dieses Tests waren wir etwas skeptisch. Wie sollen diese kleinen Kühler gegen die großen Modelle bestehen, insbesondere bei den Preisen von 50 bis knapp 70 Euro (mit zusätzlichem Lüfter)? Nach dem Praxistest können wir aber Entwarnung geben, beide Testkandidaten haben sich gut geschlagen.
Zu Beginn des Tests konnten beide Modelle bereits bei dem umfangreichen Lieferumfang punkten, hier blieben keine Wünsche offen, auch die einzeln erhältlichen Lüfter konnten in dieser Disziplin überzeugen. Bei einem ersten Überblick fiel uns die identische Grundfläche der Kühler auf, wobei der NH-D9L noch ein paar Zentimeter flacher baute. Dies sorgte beim Einbau jedoch für Probleme, da zusätzliche Lüfter auch mit flachen Speichermodulen, Grafikkarten oder Kühlkörpern auf dem Mainboard kollidieren. Besser macht es hier der NH-U9S, welcher etwas höher gebaut ist und dessen Konstruktion sinnvoller umgesetzt wurde.
Im Praxistest mussten die kleinen Kühler gegen die etablierte Konkurrenz mit deutlich mehr Kühlfläche bestehen. Den Testparcours absolvierten die Testkandidaten ordentlich, wobei die Ergebnisse erst mit einem zusätzlichen Lüfter als vollkommen zufriedenstellend bezeichnet werden können. Beide Modelle blieben bei der Kühlleistung in etwa auf einem Niveau, absetzen konnte sich keiner der Testkandidaten. Ein Unentschieden gab es auch bei der Lautstärke, schließlich kommen hier identische Lüftermodelle zum Einsatz. Der Noctua NF-A9 PWM beherrscht jede Einstellung, von Silent bis Orkan ist alles möglich.
Insgesamt konnten alle heute vorgestellten Produkte überzeugen. Bei den CPU-Kühlern fällt unsere Wahl jedoch auf den Noctua NH-U9S, welcher über eine bessere Kompatibilität verfügt. Geht es um jeden Millimeter Bauhöhe, ist der NH-D9L hingegen die bessere Wahl. Mit dem NF-A9 PWM verfügt der Hersteller zudem über einen Lüfter ohne Praxisschwächen. Zu bemängeln gibt es eigentlich nur die selbstbewusste Preispolitik, schließlich würde ein Kühler aus diesem Test mit zwei Lüftern auf einen Preis von etwa 70 Euro kommen.
- Positiv
- Umfangreicher Lieferumfang
- Einwandfreie Verarbeitungsqualität
- Kompakte Abmessungen
- Silentpotential
- Ordentliche Messergebnisse...
- Neutral
- Negativ
- ...jedoch erst mit zusätzlichem Lüfter wirklich gut
- Geringe Bauhöhe, daher Kompatibilitätsprobleme mit mehreren verbauten Lüftern
- Hoher Preis
Noctua NH-U9S
Gemeinsamer Fazit-Text siehe oben, beim Noctua NH-D9L.
- Positiv
- Umfangreicher Lieferumfang
- Einwandfreie Verarbeitungsqualität
- Kompakte Abmessungen
- Hervorragende Kompatibilität
- Silentpotential
- Ordentliche Messergebnisse...
- Neutral
- Negativ
- ...jedoch erst mit zusätzlichem Lüfter wirklich gut
- Hoher Preis
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