AeroCool XPredator Evil Blue Edition: im Test
Einleitung
Die Firma Aerocool ist für seine extravaganten Gehäusekreationen bekannt, welche sich preislich zumeist im Budget-Bereich unter 100 Euro aufhielten. Eine erstmalige Ausnahme stellt in dieser Hinsicht die XPredator-Serie dar, welche gleich in mehreren Farbkombinationen (Evil Blue, Evil Black, Black, Green, White und Devil Red) zu haben sind. Das von uns getestete Evil-Blue-Modell gehört ebenfalls mit zu dieser ersten XPredator-Serie. Inzwischen gibt es davon schon die X1 und X3-Modelle. Die verschiedenen Gehäusearten werden bei Aerocool unter eigenen Filtern geführt, so unterteilt die Firma ihre Gehäuse in folgende Arten:
- PGS-V: Value Series (gelb)
- PGS-R: Professional Series (rot)
- PHS-S: Aluminium - Silver Label (silber)
- PGS-B: Ultimate Gaming Series (black)
- PGS-C: Compat - Blue Label (blue)
Die XPredator-Gehäuse gehören zur Professional Gaming Series B (PGS-B) und sind speziell für den Gaming-Bereich konzipiert. Das Full-Size-Case bietet nicht nur ausreichend Platz im Inneren und kann Mainboards bis zu einem Formfaktor von EATX oder XL-ATX aufnehmen, nein, es verfügt mit USB 3.0-Interface, praktischem Kabelmanagement und einer starken Belüftung eigentlich über alles was aktuell auch bei der Konkurrenz an Features zu finden ist.
Mit einem Preis von rund 115,- Euro ist das Case aber wahrlich kein Schnäppchen und muss dafür in unserem Test schon einiges an Pluspunkte vorzeigen, die günstigere Modelle anderer Hersteller nicht ebenfalls mitbringen, denn der Preiskampf ist im Bereich um die 100,- sehr stark. Kein leichter Start, obwohl das Wort "leicht" bei einem Nettogewicht von rund 13,5 Kg sowieso ad acta gelegt werden muss. Wie sich das Flaggschiff des taiwanischen Herstellers im Test beweisen kann, ob die Liste der versprochenen Features auch hält was sie zumindest verspricht, klären wir für Euch auf den nächsten Seiten.
Der Lieferumfang
Der Karton vom XPredator ist bunt gestaltet und zeigt neben einer Abbildung des Gehäuses selbst auch einige der speziellen Features. Darüber hinaus sind die technischen Daten mehrsprachig zu finden. Beim Thema Lieferumfang hält sich die Firma eher zurück, sind doch gerade einmal eine Tüte voller verschiedener Schraubensets, ein mehrsprachiges Handbuch, ein paar Kabelbinder und ein USB 3.0 zu 2.0-Konverter enthalten. Bei diesem Kaufpreis hätten wir uns noch zumindest eine EPS-Verlängerung gewünscht, da gerade bei Big-Towern es hier schnell mal eng wird mit der Länge der Kabel.
Das Zubehör kommt in einer kleinen Pappschachtel daher, auf dessen Außenseite eine Art Inventarliste aufgedruckt wurde, die Auskunft darüber gibt, wie viele Schrauben von welcher Art enthalten sind. Praktisch! Das Handbuch ist mehrsprachig und erklärt mit detailreichen Bildern verschiedene Montageschritte für den Einbau der Hardware. Dabei ist die deutsche Sprache in Ordnung, einiges hätte ein bisschen flüssiger geschrieben werden können, aber jeder versteht es. Auch wieder ein Pluspunkt - hier haben andere schon deutliche Patzer hingelegt.
Der Lieferumfang im Detail:
- XPredator Gehäuse
- Montage-/Schrauben-Set
- Kabelbinder
- USB-Konverter
- Installations-Guide
Als wir den USB-Konverter wieder einpacken wollten, bemerkten wir jedoch, dass der Stecker einen verbogenen Pin aufweist. So etwas darf nicht passieren, denn wir hatten nun einfach das Glück und haben den Fehler bemerkt - welcher User jedoch checkt vor dem Einstecken alle Pins? Keiner! Und genau hier ist spätestens bei einem Kurzschluss auch Schluss mit Lustig. Es wird zwar mit Sicherheit ein extern gefertigtes oder mitgeliefertes Zubringsel sein, dennoch muss auch bei so einem unscheinbaren Kabel darauf geachtet werden, dass das Zubehör im schlimmsten Fall nicht das Mainboard des Anwenders schrottet. Unschön und kein guter Start.
Die technische Daten
Das Case verfügt über alle gängigen Features: So sind USB 3.0 (und abwärtskompatibel auch USB 2.0 über ein eigenes Kabel sowie per Konverter), als auch eine Lüftersteuerung enthalten. Die Laufwerke und das Netzteil sind gegen Vibration entkoppelt und auf praktisches Kabelmanagement wurde viel Wert gelegt. Zusammen mit der meist werkzeuglosen Montage und dem ausreichend vorhandenen Platz im Innenraum lässt sich der Einbau der eigenen Hardware schnell erledigen.
Technische Daten: | |||
---|---|---|---|
Modellnummer | AeroCool XPredator Evil Blue Edition Mesh | ||
Gehäusetyp | Big-Tower | ||
Maße (HxBxT) | 600 x 234 x 555 mm | ||
Material | Stahl SECC 0.8/1.0mm, Plastik | ||
Farbe | Schwarz/Blau | ||
Laufwerke | ODD ext. | 6 | |
HDD ext. | 1 (in 5.25" Schacht) | ||
HDD int. | 6 | ||
SSD int. | -/- | ||
Erweiterungs-Slots | 10 | ||
M/B | Flex ATX / ATX / Micro ATX / E-ATX / XL-ATX | ||
I/O | 2x USB 3.0 / 2x USB 2.0 / 1x eSATA / HD Audio / Lüftersteuerung | ||
Lüfter | Front | 1x 230 mm, 750 rpm, 82.81 m3/h, 27 dB(A) (blau beleuchtet) | |
Oben | 1x 230 mm, 750 rpm, 82.81 m3/h, 27 dB(A) | ||
Hinten | 1x 140 mm (optional) | ||
Seite | 4x 120 mm / 1x 180/200 mm (optional) | ||
Boden | 1x 140 mm (optional) | ||
Max. GraKa-Länge | 330 mm | ||
Max. CPU-Kühler-Höhe | 185 mm | ||
Max. NT-Länge | -/- | ||
Netto-Leergewicht |
~ 13 Kg |
||
Preis: | ~ 112 € | ||
Hersteller | Aerocool | ||
Preisvergleich | Geizhals Deutschland | ||
* Herstellerangabe |
Außencheck
Wie schon in der Einleitung gesagt, stellt Aerocool keine gewöhnlichen Gehäuse her, sondern erstellt extravagante Formen. Der XPredator Evil Blue ist sehr kantig geschnitten und kommt in einem Farbmix aus Schwarz und Blau daher. Die Wahl der entsprechenden Platzierung der Farbakzente empfinden wir als sehr stimmig und lässt das Gehäuse stark und machtvoll wirken. Das Case wurde aus japanischen SECC Stahl mit einer Materialstärke von 0.8 mm und 1.0 mm gefertigt und ist sehr robust, aber eben auch entsprechend schwer.
Verarbeitungstechnisch befindet sich das Case auf einem guten Niveau, scharfe Kanten an den Blechen und Durchlässen sucht man vergebens, auch wenn das verwendete Plastik zum Teil einen eher geringwertigeren Eindruck beim Tester hinterlässt. Als Beispiel können wir hier die Spaltmaße gerade der Front nennen, bei denen man nicht zu pingelig sein darf. Bei genauerem Hinschauen sind diese leider nicht perfekt und nach der Entnahme der Frontpartie muss man darauf achten, direkt unterm Deckel die Kannte wieder "unterzuhaken", sonst erhält man einen hässlichen Vorstand. Ebenso wirkt der Schieberegler der Deckelfunktion eher „billig“, da hier ein leichtes „Klappern“ als Feedback bei der Verwendung erhalten.
Die Front beherbergt großzügige Mesh-Elemente und die Laufwerksblenden sind dabei nach innen versetzt, was die seitlichen Rahmen deutlich hervorschiebt. Im oberen Drittel der Front sind die beiden Seitenrahmen jeweils mit geriffelten Flächen versehen, die Luftauslässe imitieren sollen. Danach folgen wieder Mesh-Akzente und ganz unten dann erneut weitere Auslass-Imitate. Bei den Laufwerksblenden, für insgesamt sechs externe 5,25" Laufwerke an der Zahl und einer Adapterblende auf 3,5", wurde dieses Mal am Material gespart, sind diese doch komplett aus Meshgitter gefertigt.
Was von außen nach unserer Meinung her optisch eigentlich sehr passend wirkt, revidiert sich jedoch relativ schnell, wenn man diese Blenden entfernt. Um dies zu tun, muss ein Teilstück des rechten, oberen Rahmens nach rechts weggedrückt und abgenommen werden. Dann lassen sich die per Clip-System fixierten Blenden entnehmen. Leider passiert es hierbei sehr schnell, dass man die gegenüberliegende Seite - also das aus Blech bestehende Teilstück, welches in den Rahmen eingeschoben ist - verbiegt. Passt man hier nicht auf, so kann die ganze Blende einen "Knick" weg bekommen und beim erneuten Einsetzten nicht nur Probleme machen, sondern die Rahmenabstände variieren dann - was eben unschön aussieht. Es wäre besser gewesen, man hätte hier auf eine andere Clip-Technik gesetzt, die dem Problem eben vorbeugt.
Im unteren Bereich verbirgt sich hinter dem großen Mesh-Element samt PGS-B- sowie Aerocool-Logo der blau beleuchtete 230 mm Lüfter. Interessant ist bei den Logos, dass diese nicht einfach aufs Mesh geklebt, sondern richtig ins Blech eingelassen wurden, also vertieft sind - optisch sieht das schon sehr toll aus. Alle Mesh-Bereiche in der Front sind natürlich mit Staubfilter bestückt, allerdings handelt es sich hierbei nicht um einfach zu wechselnde Arten, sondern um ein Stück Filtermatte, die durch kleine Blechhalter an der jeweiligen Stelle fixiert sind. Einfaches Reinigen ist damit nicht möglich, da diese kleinen Blech-Halter ein häufiges verbiegen wohl erfahrungsgemäß mit einem Abbrechen jener bestrafen werden. Bei dem Kaufpreis wären hier kleine abnehmbare Feinfilter aus Kunststoff auch noch drin gewesen - evtl. eben auch ohne eigenen Rahmen.
Leider ist der Staubschutz nicht sauber geschnitten, sodass zwischen den Blenden zum Teil einige Millimeter Luft sind und der Staub so natürlich ungehindert ins Gehäuse kann.
Der Deckel bietet mit dem großzügigen Frontpanel eine direkte Steuerzentrale, die nicht nur leicht zu erreichen ist, sondern sich ebensoleicht bedienen lässt. Dabei verfügt das Panel über zwei Steckplätze für USB 2.0 und zwei für das schnellere 3.0 Interface. Darüber hinaus gibt es noch eine eSATA-Schnittstelle und die obligatorischen Buchsen für das Headset (Mikrofon und Kopfhörer). Links und rechts gibt es zwei kleine Potentiometer, welche die Zwei-Kanal-Lüftersteuerung darstellen. Die Drehregler sind bestückt mit einem Chromrand und wirken sehr edel.
An der Steuerung lassen sich pro Kanal je 3 Lüfter anschließen - die kombinierte Leistung aller Lüfter darf dabei aber die 10 Watt-Grenze nicht überschreiten, da die Steuerung sonst überlastet wäre. Unterhalb der USB-Buchsen ist ein XPREDATOR-Schriftzug zu finden, der über eine LED im Panel beleuchtet wird - ebenso zwei Leuchtstreifen rechts und links des Panels. Etwas unglücklich ist der Reset-Button gestaltet. Ist der Power-Button noch schön großzügig, so kann der Reset-Button nur mit einem spitzen Gegenstand wie z.B. mit einem Kugelschreiber betätigt werden. Das ist unglücklich und nicht mehr zeitgemäß.
Hinterm Frontpanel, also dem eigentlichen Deckel, ist eine blaue Ablagemulde samt eingestanztem Aerocool-Logo für USB-Sticks oder ähnliches. Diese gummierte Matte hätte jedoch deutlich sauberer eingeklebt werden können, da links der Rand noch zu sehen ist. Mittig sieht also anders aus. Den Blick nochmal weiter Richtung Heck gerichtet wird's dann fast amphibisch. In der Optik ist die Konstruktion ähnlich wie bei einem Hai und dessen Kiemen und lassen sich die als Luftauslass gedachten Klappen über einen kleinen Schieber an der linken Seite entweder öffnen oder schließen. Geschlossen ist die Fläche der Klappen eben und flach, geöffnet hingegen wirkt es aggressiv - sehr toll. Es gibt hier natürlich einen Sinn hinter dem Konstrukt: so soll das Gehäuschlevel reduziert werden, wenn kein Deckellüfter im Betrieb ist. Geöffnet dient es der besseren Kühlung.
Das Seitenteil kommt mit dem größten Mesh-Bereich daher und ist farblich dem Kontrast-Konzept angepasst. Zugleich gibt es das Gehäuse auch noch als Variante mit Plexiglas-Fenster - damit für jeden Geschmack das passende dabei. Was direkt auffällt sind die vielen gummierten Befestigungspunkte für die Lüftermontage. Es lassen sich entweder 4x 120 mm oder 1x 180/200 mm optional verbauen, die durch die Gummibefestigung direkt vom Gehäuse entkoppelt sind. Befestigt ist das Mesh über umgeschlagene Kannten und kleine Blech-Halter.
Auf der Rückseite findet man insgesamt vier gummierte Schlauchdurchlässe für eine Wasserkühlung, alle mit demselben Durchmesser. Leider gehen diese Gummiringe relativ schnell ab, sodass das Durchstecken eines Schlauches schon dazu führen kann, dass der Ring direkt mit heraus- bzw. hereingedrückt wird. Unschön. Unterhalb der Wasserkühlungsgeschichte ist der Montageplatz für den optionalen Einbau eines Hecklüfters als 120er- bzw. 140er-Variante zu finden. Da es sich um eine Full-Size-Tower-Variante handelt sind Multi-GPU-Projekte durch insgesamt 10 PCI-Slots kein Problem. Die Blenden dieser Slots sind hierbei wieder in der Farbe Blau und als Mesh-Variante gestaltet. Wie inzwischen schon üblich findet das Netzteil seine Herberge am Boden des Gehäuses.
Zu guter Letzt gibt es am Boden ein leicht zu entnehmbaren Staubfilter, sowie einen weiteren Montageplatz für einen 120/140mm-Schaufler zu betrachten. Vibrationen werden von den großzügigen Standfüßen mit Gummibelag gefiltert. Gleichzeitig sorgen diese für einen sehr guten Stand.
Innencheck
Der Innenraum ist klar strukturiert und bietet bauartspezifisch viel Platz. Sogar für die besonders großen Mainboard-Formate wie dem E-ATX oder gar dem XL-ATX ist hier ausreichend Spielraum zum Einbau vorhanden. Natürlich wurde im Innenraum das Farbkonzept großzügig fortgeführt, so sind das Mainboard-Tray, die Slotkartenverriegelung, das Arretier-System der Laufwerke, sowie die Laufwerksrahmen der Festplatten in Blau gehalten.
Auf der linken Seite ist das eben genannte Arretier-System für die PCI-Slots zu sehen. Aerocool setzt beim XPredator auf einen Hebelmechanismus der komplett werkzeuglos funktioniert. Ob dies jedoch auch stark genug ist eine ATI Radeon HD 5850 sicher im Gehäuse zu halten, wird der spätere Praxistest noch zeigen. Die Slotblenden wurden jeweils aus einem Mesh-Blech gestanzt und sind mit leichtem Federdruck montiert. Insgesamt finden hier bis zu 10 Steckkarten Platz und ermöglichen dem Anwender so natürlich auch ein leistungsstarkes Multi-GPU-Konzept mit mehreren Pixelbeschleunigern im Sli- oder CrossFire-Verbund zu verbauen. Darüber ist der Montageplatz für einen Hecklüfter zu erkennen, der leider nicht im Lieferumfang enthalten ist. Praktisch ist jedoch der freie Platz direkt für Anwender, die eine kompakte All-in-One-Wasserkühlung verwenden, bei dessen Lösungen zumeist ein Singleradiator zum Einsatz kommt und hier bequem verbaut werden könnte.
Das Mainboard-Tray verfügt über eine große Aussparung (Back-Hole), die eine Montage oder den Wechsel des CPU-Kühlers ohne Ausbau des Mainboards ermöglichen soll. Weiter zeigt sich beim Tray das großzügige Kabelmanagement-System in Form von unterschiedlich dimensionierten Löchern, welche mit einer Gummiumrahmung gegen Kabelbeschädigung bestückt sind. Leider wurde hier wieder vergessen, diese Gummielemente auch mit dem Gehäuse zu verkleben oder alternativ starrere Versionen zu nutzen. So haben wir bereits beim leichten Durchstecken des Fingers eine Verschiebung/Verformung feststellen müssen. Schon vorm eigentlichen Praxisteil wissen wir bereits jetzt, dass das spätere Verlegen der Kabel mit häufigen wieder einstecken der Umrahmung enden wird, schade.
Positiv ist jedoch trotz dessen die großzügige Anzahl der gebotenen Durchlässe mit denen sich die Kabel wunderbar hinterm Tray verlegen lassen. Auch wenn eine EPS-Verlängerung nicht im Lieferumfang enthalten ist, verfügt das Kabelmanagement über praktisch positionierte Löcher direkt oberhalb der Mainboard-Kante und ermöglichst es dem Anwender das meist störende Kabel ebenfalls sauber zu verlegen. Dazu stehen hinterm Tray stolze 2,5 Zentimeter Luft zur Verfügung - ebenfalls praktisch, wenn auch nicht sehr schick nach Außen, sind die Löcher zur Rückseite des Gehäuses. Hier ließen sich neben den bereits vorgesehenen Stellen gleichermaßen Kabelbinder anbringen, um die verlegten Leitungen besser "in der Spur" zu halten.
Auf der rechten Seite haben wir die Laufwerksmodule. Oberhalb können von außen insgesamt sechs 5,25"-Laufwerke eingeschoben (1x ist ein 5,25“=>3,5“ Adapter enthalten) und über das Schnellverschlusssystem im Gehäuse arretiert werden. Dieses System ist beidseitig angebracht um optimalen Halt zu gewährleisten und lässt sich darüber hinaus für den Fan einer üblichen Verschraubung natürlich auch abnehmen. Ein Stockwerk tiefer gibt es die um 90° gedrehten Einschübe für 3,5 als auch 2,5 Laufwerke - insgesamt erneut sechs an der Zahl.
Die Festplatten können einfach montiert werden, indem die im Lieferumfang beigefügten Spezial-Schrauben durch die Gummipuffer am Boden des jeweiligen Rahmens durchgeführt und dann mit dem Laufwerk verschraubt werden. Dadurch ist die Festplatte auch direkt entkoppelt. Leider gilt diese Variante nur für die 3,5"-Medien, für SSDs im 2,5" Format gibt es nur die Möglichkeit jene über nichtentkoppelte Bohrungen am Rahmen zu befestigen. Eine entsprechende Montage-Information wird über eingestanzte Lochmarken informiert. Rechts neben dem Festplattenmodul ist der 230 Millimetern und blau beleuchtete Lüfter zu erkennen. Näheres dazu wieder im Praxisteil.
Im Deckel verfügt der XPredator über einen Lüfter mit ebenfalls einer Größe von 230 Millimetern, allerdings in diesem Fall ohne zusätzliche LED Beleuchtung. Platz für einen internen Radiator bietet der Deckel nur bei entferntem Lüfter und nur von Innen. Platz im Kunststoffdeckel wird hier leider vergebens gesucht. Das Gehäuse verfügt dabei über vorgebohrte Montagelöcher, es lässt also sich an dieser Stelle bedenkenlos ein 360 mm-Radiator verbauen, ohne Platzprobleme befürchten zu müssen. Alternativ kann mit den Schlauchdurchlässen auch ein externer Radiator verwendet werden.
Das Netzteil wird bei diesem Case, wie inzwischen schon üblich, am Boden platziert. Aerocool sorgt an dieser Stelle mit einem auswaschbaren Staubfilter nicht nur für gereinigte Luft, sondern verhindert durch den Einsatz von Gummipuffern und einem Schaumstoffrahmen die Weitergabe der Netzteilvibrationen an das Gehäuse selbst. Wer kein überlanges Netzteil verwendet, der kann die davor angebrachte Montagestelle für einen Bodenlüfter zugleich auch für eine Wasserpumpe oder wieder für einen Singleradiator nutzen. In Zahlen bedeutet dies, dass Netzteile bis zu einer Einbautiefe (inkl. Kabel) von 19,5 - 20 Zentimeter hier Platz finden. Wird die Lüfterhalterung entfernt sind es inklusive Kabelstrang sogar ganze 33 Zentimeter.
Der Praxistest
Folgendes Testsystem kam dabei zum Einsatz:
Motherboard | MSI K9N Platinium |
CPU | AMD Athlon64 X2 4200+ EE 2200Mhz 2x512KB |
RAM | 1024 MB DDR2 800Mhz Corsair PC2-6400 CL5 |
Grafikkarte | ATI Radeon HD 5850 (Cypress) (Core-Clock 775 MHz - Mem-Clock 1125 MHz) |
Betriebssystem | Microsoft Windows 7 64bit |
CPU-Kühler | Spire - TherMax 2 (SP679) |
Festplatte | 1 x 160GB Samsung HD160JJ 7200rpm sATAII |
Netzteil | Sea Sonic X-Series 460 Watt (Passiv, mit Kabelmanagement) |
Der Einbau unserer Komponenten geht aufgrund des großzügigen Platzes im Innenraum ziemlich schnell vonstatten. So haben wir zu Beginn die Abstandsbolzen eingeschraubt, die I/O-Blende eingefügt und das Mainboard montiert. Darauf folgte dann das Netzteil, welches sich in dem Tower genau wie unser Mainboard ein wenig verloren vorkommt, wirklich Platz nimmt es nämlich nicht ein. Das Kabelmanagement macht das Verlegen der Kabel sehr einfach, auch wenn erwähnt werden muss, dass je nach Board-Format einige Durchlässe überdeckt sein können.
Die ganzen Kabel haben wir zunächst alle hinterm Tray versteckt und stießen dabei, wie erwartet, auf die Schwachstelle mit den Gummimanschetten, welche uns beim durchfriemeln dickerer Kabel direkt entgegensprangen und mühselig wieder in das Loch bugsiert werden mussten.
Auch die vorinstallierten Lüfter haben wir über den 3-Pin-Stecker an die Zweikanal-Steuerung angeschlossen - zur besseren Regelung einen auf Kanal A und einen auf B.
Danach kam unsere Grafikkarte, die HD 5850 hinein. Dazu wurde das Arretierungssystem über die kleinen Hebel für zwei Slots geöffnet, die Blenden entfernt und die Karte eingesetzt. Beim Schließen war ein wenig Kraft von Nöten, da der Spannhebel merklich einrasten musste. Wider-erwarten sitzt unsere Grafikkarte bombenfest im System und wackelt kein bisschen mehr, toll! Beim Thema Platz ist natürlich auch hier wieder positives zu berichten: So ist anhand des Bilder zu sehen, dass auch für längere Pixelschleudern noch jede Menge Platz beim Einbau samt Stromstecker vorhanden ist.
Um das DVD-Laufwerk einzubauen, muss zunächst einmal der kleine Rahmen samt Blende entnommen und das Abdeck-Blech herausgebrochen werden. Erst jetzt kann man das eigentliche Laufwerk einschieben und über das Schnellverschluss-System arretieren. Auch hier gibt es am festen Sitz nichts zu meckern.
Geht bei den 5,25" Laufwerken alles noch ohne Schraubendreher, so benötigen wir diesen leider spätestens für unsere Festplatten, da diese mit den im Lieferumfang enthaltenen Spezialschrauben an die Rahmen geschraubt werden. Hierbei sind jene dann auch zugleich gegen Vibrationen entkoppelt, da das Laufwerk keinen direkten Kontakt zum Blech des Rahmens und damit zum Gehäuse hat. Für SSDs oder allgemein 2,5"-Medien ist diese Entkopplung leider nicht zu verwenden. Die Datenträger müssen hierbei ohne Gummipuffer auskommen, was jedoch bei einer SSD kein Problem darstellt, da diese eh keine Vibrationen erzeugen.
Das fertig montierte System:
Die Lüfter und Lautstärke
Das Gehäuse verfügt ab Werk über zwei vorinstallierte und mit 230 Millimeter nicht gerade kleine Lüfter - einen beleuchteten davon in der Front und einen ohne Licht im Deckel. Beide drehen mit einer Geschwindigkeit von rund 750 U/Minute und haben laut Hersteller einen Schalldruck von 27db(A). Der Schaufler im Deckel sowie auch in der Front tragen auf einer Seite das Aerocool-Logo, auf der anderen jedoch den Namen "Alpin" (Flyalpine Electronics) und haben beide dieselbe Modelnummer "DF2003012SEMN", verbrauchen 2,88 Watt und haben eine Stromaufnahme von 0,24 Ampere. Kurios ist, das unter exakt dergleichen Produktnummer weitere Gehäuse anderer Hersteller zu finden sind, die mit einem ähnlichen Lüfter, jedoch leicht abweichend vom Rahmen, Drehzahl, Stromaufnahme und aufgedruckten Namen her bestückt sind. Darunter das z.B. das NZXT Phantom oder das CM Storm Trooper.
Die Lüfter werden also als Massenprodukt in einer Fabrik in China gebaut, auf die Bedürfnisse des Gehäuseherstellers abgewandelt, umgelabelt und bei mehreren Gehäusemodellen verwendet - interessant. Natürlich ist das Lüfterlager bei der Lautstärke entscheidend: hier verfügen beide Typen über ein Gleitlager, das im Betrieb die Lüfter extrem leise laufen lässt, allerdings viele Anwender von der Langlebigkeit der Lager nicht überzeugt sind und eher auf doppelte Kugellager setzen. Warum Aerocool nicht auf einen Lüfter aus eigener Serie setzt, ist nicht verständlich, hat die Firma doch gleich mehrere Variationen im Angebot.
Beim XPredator lassen sich natürlich noch zusätzliche Lüfter montieren, hier findet sich im Heck des Gehäuses ein freier Platz für einen 120- oder 140mm-Lüfter, in der Seitentür für entweder vier Mal 120mm, oder einmal 180/200mm. Zu guter Letzt kann auch am Boden noch ein 140mm Pendant verbaut werden.
Im Betrieb haben wir natürlich die Lautstärke der Lüfter gemessen, dazu wurde das System entfernt und ein passives Netzteil kam als Stromquelle zum Einsatz. Aus einer Entfernung von 30 Zentimeter, fixiert auf einem Stativ, haben wir unser Schallpegelmessgerät Voltcraft SL-100 in Stellung gebracht. Das Gehäuse ist dabei geschlossen und nur die verbauten Lüfter sind in Betrieb. Als Messung kommen die Spannungsstufen 12V, 7V und 5V zur Anwendung.
Beurteilung:
Die Lüfter des XPredators laufen auf niedrigster Spannung kaum hörbar und können im Vergleich sogar die beiden anderen Gehäuse schlagen. Auf mittlerer Drehzahl hingegen tummelt sich das Gehäuse im guten Mittelfeld, selbiges Ergebnis erzielen wir bei voller Drehzahl. Die Lüfter sind sehr leise und einzig der Luftstrom ist wahrzunehmen. Der vordere Lüfter lässt bei voller Drehzahl auch ein leichtes Lagerschleifen verzeichnen, was jedoch nur bei absoluter Stimme im Raum zu hören ist. Alles in allem ein sehr gutes Ergebnis.
Mario Kramer meint
Der XPredator ist an sich ein sehr gutes Gehäuse und wir konnten in unseren Test eine Vielzahl positiver Aspekte finden, die das Case für jeden Anwender empfehlenswert macht. Die Frage ist jedoch, reichen diese Aspekte bei einem Kaufpreis von rund 115 Euro aus, oder bietet an dieser Stelle die Konkurrenz schon mehr fürs Geld?
Fassen wir zunächst einmal zusammen: Neben dem optisch sehr ansprechenden Design, bringt das Gehäuse aus sehr robustem Stahl jede Menge Platz mit und kann sogar XL-ATX-Mainboards aufnehmen. Darüber hinaus kann das Case mit der USB 3.0-Schnittstelle, die Entkopplereigenschaften und auch das Schnellverschluss-System der PCI-Slots und der Laufwerke punkten. Mit dem I/O-Panel an der Front und der integrierten Lüftersteuerung lassen sich die sowie schon sehr leisen Lüfter stufenlos Regeln und bieten mit insgesamt vier USB-Ports genügend Einsteckmöglichkeiten für Speichermedien und Co. Zusammen mit der eSata-Schnittstelle und den obligatorischen Headset-Buchsen ist die Steuerzentrale komplettiert. Praktisch für Anwender ohne USB 3.0 Anschluss auf dem Mainboard ist der Konverter-Stecker, mit dem sich das 3er-USB auf die 2er-Variante anschließen lässt und die Buchsen dadurch weiterhin verwendbar bleiben. Ebenso positiv ist natürlich das umfangreiche Kabelmanagement zu nennen, auch wenn hier die Schwäche ganz klar bei den Gummi-Manschetten zu finden ist. Diese hätten definitiv über einen steiferen Außenring verfügen, oder direkt mit dem Gehäuse verklebt sein müssen. Wieder negativ ist bei einem Full-Size-Tower die fehlende Verlängerung des EPS-Kabels. Allgemein ist der Lieferumfang nur mit dem Notwendigen bestückt.
Die Verarbeitungsqualität ist auf einem guten Niveau, hat hier und da aber ihre Schwächen - was sich zum Beispiel bei den Spaltmaßen der Kunststoffelemente oder den leicht zu verbiegenden Mesh-Blenden niederspiegelt. Mit der Ausstattung und der Anzahl an aufnehmbaren Laufwerken ist das Gehäuse laut dem Preisvergleich aber eher ein Exot und kann gegenüber den Produkten von Cooler Master mit einem günstigen Preis aufwarten. Verzichtet man auf einige Ausstattungsmerkmale oder reduziert dessen Anzahl, so wird das Feld möglicher Konkurrenten schon weiter. Da wir hier aber nicht den Verzicht bewerten wollen, sondern die IST-Situation, sprechen wir für den Aerocool XPredator, trotz seiner Schwächen hier und dort, eine klare Kaufempfehlung aus. Die Anzahl des Gebotenen überwiegt und ist Größenteils auch sehr gut umgesetzt worden. Natürlich ist die Optik Geschmackssache und rein subjektiv. Ebenso die Kunststoff-Verkleidung, welche mit Sicherheit nicht jedem Anwender zusagt. Wem das Äußere aber gefällt, wer auf die im Preis enthaltene Ausstattungsvielfalt schaut, der kann bei diesem Case eigentlich nichts falsch machen, denn es bietet alles notwendige - und darüber hinaus noch viel Optionales.
- Positiv
- Reichlich Platz
- Anzahl einzubauender Laufwerke
- Hohe Kompatibilität auch zu sehr großen Mainboard
- Gute Arretierungs-Systeme
- Sehr robuste Bauweise durch dickes Metall
- USB 3.0 zu 2.0 Konverter enthalten
- Sehr leise Lüfter, dennoch leistungsstark
- Großes Kabelmanagement
- Praktisches und funktionales Steuerpanel
- Gelungene Optik
- Großzügiges Montageloch im Tray für den Kühlerwechsel
- Alle Kanten abgerundet
- Verständliches Montage-Handbuch
- Akzeptabler Preis
- Neutral
- Negativ
- Stellenweise unsaubere Verarbeitung des Kunststoffes
- Gummi-Manschetten leider nicht festgeklebt
- Reset-Button zu klein
- USB-Konverter mit verbogenem Pin
- Lieferumfang etwas spartanisch, aber ausreichend
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