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  • Donnerstag, 25. April 2024
Ubuntu und seine verschiedenen Geschmäcker

Ubuntu und seine verschiedenen Geschmäcker: Das Betriebssystem und die offiziellen Abspaltungen im Überblick

Redet man von einem Linux-basierten Betriebssystem, stößt man früher oder später auf einen der populärsten Vertreter, namentlich Ubuntu. Das aus der Zulu-Sprache stammende Wort bedeutet übersetzt so viel wie „Menschlichkeit“ und beschreibt eine afrikanische Philosophie. Hinter dem Namen steht das Unternehmen Canonical, welches die Entwicklung maßgeblich vorantreibt, um ein einfach installierbares und bedienbares Betriebssystem zu bieten. Im folgenden Artikel wollen wir uns neben den Grundsätzen des Betriebssystems auch die verschiedenen Geschmacksrichtungen, genannt Flavours, ansehen.

Ubuntu ist eine Linux-Distribution und basiert ihrerseits auf einer der ältesten Distributionen der Welt, Debian. Wenn man von Linux redet, meint man meistens ein komplettes Betriebssystem, genau genommen handelt es sich bei Linux jedoch nur um den Kernel, also die innerste Komponente des Betriebssystems. Ohne zusätzliche Komponenten wie einen Windows-Manager, Paketquellen oder einen Installer wäre die Nutzung entsprechend kompliziert oder nur in sehr spezialisierten Fällen überhaupt sinnvoll.

Essenziell für eine Distribution sind Paketquellen, welche in Repositories zusammengefasst sind. Hierbei bündelt der Anbieter, auch Distributor genannt, die verfügbare Software in eine oder mehrere Quellen, welche er online zur Verfügung stellt und direkt in das System einbindet. Für Nutzer von Windows oder macOS ist das auf den ersten Blick nichtssagend, da diese Beiden nur einen sehr kleinen Teil an Programmen mitbringen und die meiste Software durch externe Anbieter separat zur Verfügung gestellt wird. Klarerweise entwickelt beispielsweise Canonical selbst nicht LibreOffice, aber sie binden es in die entsprechenden Paketquellen ein. Ist ein Programm nicht in den Software-Repositories enthalten, besteht in der Regel zudem die Möglichkeit, einen „tarbal“, ähnlich einer Zip-Datei, aus dem Internet zu beziehen und auf der Festplatte zu entpacken. Die meiste Software, welche über diesen Weg vertrieben wird, bietet einen eigenen Installer.

Verwaltet werden auf diese Art angebotene Programme über eine Package-Manager. Ubuntu setzt hierbei auf dasselbe Tool wie die Mutter-Distribution, Debian, „Apt“ mit Paketen „deb“ Format. Archetypisch ist die Nutzung für die Kommandozeile konzipiert, wie aber jede moderne Linux-Distribution mit graphischem Nutzerinterface gibt es für das Installieren von neuer Software, dem Einspielen von Updates oder Betriebssystemupgrades eine entsprechende Oberfläche. Unter Ubuntu ist dies das Software Center. Vorteile aus der zentralen Verwaltung der Software sowie der Sammlung in einigen wenigen Quellen ergeben sich bei der Installation sowie der Aktualisierung von Programmen. Muss unter Windows noch durch mehrere Seiten in einem Installer geklickt werden, erledigt ein einziger Befehl „apt install “ das Herunterladen, entpacken und die Installation in einem einzigen Schritt. Automatisch mitinstalliert werden dabei noch zusätzlich benötigte Bibliotheken.

Quelle: ubuntu.com / distrowatch.com

Das klassische Ubuntu hat seit seinem ersten Erscheinen Ende 2004 natürlich das ein oder andere optische Facelifting bekommen. Viel grundlegender ist jedoch, dass auch die Desktop-Umgebung bereits gewechselt hat. Bis Ende 2010 setzten die Entwickler auf die Umgebung Gnome 2, um sie anschließend durch eine Eigenentwicklung, genannt Unity, abzulösen. Wichtig zu verstehen ist hierbei, dass dies nicht nur optisch einen Unterschied macht, sondern auch technische Umbauten mit sich bringt. „Mal eben“ seinen Desktop auszutauschen ist hier also nicht drin, da beispielsweise ein Screenshot-Tool auf Komponenten aufbauen kann, welche eine Desktopumgebung bietet, eine andere aber nicht. Mit der Version 17.10, also mehr als sechs Jahre, kam es zu einem erneuten Wechsel und Canocial wechselte zurück zu Gnome, jedoch in der Version 3, welche ein grundlegend anderes Bedienkonzept als Version 2 aufweist. Um den Umstieg von Unity zu Gnome jedoch so einfach wie möglich zu gestalten, wurden diverse Anpassungen vorgenommen, um den alten Workflow nicht gleich gänzlich über Bord werfen zu müssen. Hartgesottene Fans der alten Umgebung können diese weiterhin nutzen, da sie in den Paketquellen weiterhin verfügbar ist, die Entwicklung ist hingegen eingestellt.

Von Ubuntu erscheint zwei Mal im Jahr eine eigenständige Version, einmal Ende April und einmal Ende Oktober. Die Versionsnummer setzt sich dabei aus der zweistelligen Jahreszahl und dem Monat zusammen. Aktuell ist beispielsweise die am 23. April erschienene Version, daher ist deren Zahlencode 20.04. Zusätzlich erhält eine Veröffentlichung einen tierischen Codenamen bestehend aus zwei Teilen, wobei hier alphabetisch vorwärts gezählt wird, hier hört man aktuell auf „Focal Fossa“. Bei Ubuntu 17.10 musste man mit den Buchstaben im Übrigen wieder von vorne anfangen, da man die Schwelle von 26 Releases bereits durchbrochen hatte. In allen geraden Jahren erscheint im April zudem die LTS (Long Term Support) Version von Ubuntu, welches statt den sonst üblichen neun Monaten mehr als zweite Jahre aktiv gewartet und für fünf Jahre Updates in den Repositories erhält. Mittels des kommerziell angebotenen „Extended Security Maintenance (ESM)“ sind sogar bis zu 10 Jahre Support möglich, für einen Privatanwender ist das aber weniger interessant, da fünf Jahre einen ausreichend langen Zeitraum für die allermeisten Fälle darstellt.

Eine der großen Stärken von Open Source oder gar freier Software ist, dass der Quellcode offenliegt und damit jederzeit Anpassungen vorgenommen werden können. So gab es bereits relativ früh in der Ubuntu-Geschichte angepasste Versionen, welche die gleichen Paketquellen Software nutzten, aber eine andere Desktop-Umgebung mit sich brachten. Häufig handelt es sich hierbei um bekannte Benutzerinterfaces, welche aktiv von den Entwicklern gepflegt und mit neuen Funktionen erweitert werden. Bereits 2005, also noch vor dem offiziellen ersten Geburtstag, waren so bereits Kubuntu und Xubuntu (KDE respektive Xfce Desktop) verfügbar, im folgenden Jahr stieß Linux Mint hinzu. Diese Entwicklungen werden gerne als Flavours, übersetzt Geschmacksrichtungen, bezeichnet. Auf der Ubuntu-Seite werden aktuell sieben Stück offiziell geführt, wobei es einige kleinere Abspaltungen gibt, auf die wir im Folgenden aber nicht weiter eingehen. Im Gegensatz zu den Ubuntu LTS-Versionen bieten die meisten Flavours nur drei Jahre Support für ihre jeweiligen LTS-Varianten, wer also möglichst lange auf einer Version bleiben will, ist beim „Original“ eine Spur besser aufgehoben.

Kubuntu

Als eine der ersten noch bestehenden und bekannten Abspaltungen setzt Kubuntu auf den Namensgebenden KDE Desktop, aktuell in der Version Plasma 5. Besonderen Wert legt man auf das Aussehen, so wird der Desktop auch gerne als ein positives Beispiel für einen modernen Linux-Desktop hergenommen. Trotzdem gilt der Desktop als vergleichsweise ressourcenschonend, da der hardwarebeschleunigte Grafikstack effizient arbeitet.

Quelle: kubuntu.org / distrowatch.com

Lubuntu

Der minimalistische LXQt Desktop bietet eine hohe Anpassbarkeit und ist gleichzeitig sehr leichtgewichtig und schnell, aber nicht unbedingt die größte Augenweide. Manche Komfortfunktionen von anderen Betriebssystemen sind hier nicht enthalten, für Poweruser oder diejenigen, welche wenig Wert auf ein ausgefeiltes Interface legen, ist der Desktop eine ernstzunehmende Alternative. Zudem gilt er als stromsparend und läuft auch auf älteren Geräten meistens ohne spürbare Geschwindigkeitsnachteile im Vergleich zu aktuellen Rechnern.

Quelle: lubuntu.me

Ubuntu Mate

Während Ubuntu mit der Version 10.10 vom Gnome 2 Desktop wegging, setzt man hier auf dessen Weiterentwicklung und geistigen Nachfolger „Mate“. Auffällig ist die grüne Farbgebung der Komponenten, bei den meisten anderen Geschmacksrichtungen kommt Blau zum Einsatz, Ubuntu selbst sticht durch ein mattes Orange heraus. Der Desktop gilt als einsteigerfreundlich und liefert viele praktische Werkzeuge mit, darunter auch Energiespartools. Eine Version von Ubuntu Mate unterstützt zudem den Raspberry Pi. Kleiner Fun-Fact: Raspian, dass offizielle OS des Raspberry Pis, baut auf Debian auf, ist also so gesehen über zwei Ecken mit Ubuntu Mate verwandt.

Quelle: ubuntu-mate.org / distrowatch.com

Xubuntu

Ebenfalls in die Richtung der leichtgewichtigen Umgebungen schlägt Xfce und war mit KDE ganz vorne mit dabei, als die ersten Abwandlungen von Ubuntu entstanden. Während es frisch installiert wahrlich keine Augenweide ist, glänzt der Desktop durch eine hohe Anpassbarkeit, beispielsweise setzt die Rolling Release Distribution Manjaro in ihrer Hauptedition auf einen optisch aufgehübschten Xfce. Als positiv wird die geringe Einarbeitsungszeit in die Oberfläche wahrgenommen, da sich viele Bedienkonzepte von anderen Betriebssystemen oder Oberflächen bekannt sind.

Quelle: xubuntu.org / distrowatch.com

Ubuntu Budgie

Der Budgie-Desktop entspringt ursprünglich der völlig eigenständigen Solus-Distribution, hat aber mittlerweile in einer modifizierten Version auch den Sprung auf Ubuntu-basierte Systeme geschafft. Besonderen Wert legen die Entwickler hierbei auf ein einfaches, schlichtes und elegantes Auftreten, wobei die auf Paneelen basierende Oberfläche individuell anpassbar ist, wenngleich auch nicht im selben Ausmaß wie beispielsweise LXqt oder Xfce. Technologisch setzt man auf Komponenten aus den Gnome GTK-Bibliotheken.

Quelle: ubuntubudgie.org

Ubuntu Studio

Für kreative und multimedial interessierte Menschen bietet sich Ubuntu Studio als passende Geschmacksrichtung an. Von Haus sind Programme wie Inkspace, Gimp mit an Bord sowie zahlreiche andere Software für Audio, Video, Publishing und Fotographie. Aktuell setzen die Entwickler noch auf Xfce in einer angepassten Version, nach der Version 20.04 möchte man davon hingegen Abstand nehmen und zu KDE Plasma wechseln.

Quelle: ubuntustudio.org

Ubuntu Kylin

Für den chinesischen Markt gibt es ebenfalls eine speziell angepasste Version. Der dafür entwickelte Desktop ist stark an Windows 10 angelehnt, vor allem bei den Symbolen erkennt man schnell, wer sich von wo inspirieren hat lassen. Die Webseite ist zwar auch in englischer Sprache verfügbar, anhand der vorgestellten Screenshots sowie Erläuterungen wird aber schnell klar, dass man sich hauptsächlich an dem chinesischen Markt orientiert, so wird unter anderem mit einer vollständigen Sprachunterstützung geworben.

Quelle: distrowatch.com

Ubuntu basiert, wie bereits eingangs erwähnt, auf Debian und ist durch die aktive Pflege und Weiterentwicklung überaus beliebt. Kein Wunder also, dass so mancher Hersteller selbst eine Linux-Distribution basierend auf Ubuntu entwickelt. Im Unterschied zu den soeben vorgestellten Geschmacksrichtungen wird nicht nur der Desktop ausgewechselt, sondern oftmals tiefgreifendere Modifikationen wie eigene Paketquellen, spezialisierte Anwendungen etc. am System vorgenommen. Manche Abspaltungen halten sich aber auch sehr stark an ihre Vorlage, werden aber offiziell nicht als eigene Flavour anerkannt, trotz starker technischer Ähnlichkeiten.

Für Gamer interessant ist beispielsweise Pop!_OS, welches seit der Version 20.04 mit einem hybriden Grafikmodus aufwarten kann und zudem bereits die passenden Treiber von Haus aus mitliefert. Dazu kommen bereits vorinstallierte Emulationsschichten wie Wine, welche es ermöglichen, eigentlich nur unter Windows lauffähige Programme und Spiele auch unter Linux verfügbar zu machen.

ElementaryOS bietet hingegen mit eine stark modifizierte, von macOS inspirierte Oberfläche. Besonderen Wert legen die Entwickler darauf, dass es sich um eine freie und datenschutzfreundliche Alternative zu Windows und Apple handelt, ohne auf Komfort verzichten zu müssen.

Für Smartphones konzipiert, und auch von Canonical selbst entwickelt, ist Ubuntu Touch, welches einen vollwertigen Linux-Kernel samt Programmbibliothek auf Smartphones bringen soll. Laut aktuellem Stand sind jedoch nur eine kleine Zahl von Smartphones mit einer darauf angepassten Version von Ubuntu Touch kompatibel, darunter das Fairphone 2 oder das Nexus 5.

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