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  • Freitag, 29. März 2024
be quiet! Dark Power Pro 11 550W

be quiet! Dark Power Pro 11 550W: Nachfolger in großen Fußstapfen

Einleitung

Wer kennt sie im Deutschsprachigen Raum nicht, die Netzteile von bequiet!. Für viele ist diese Marke aus Deutschland inzwischen ein Synonym für lautlose, aber auch technisch hochwertige Geräte. Das Dark Power Pro 10 hat in unserem Test seinerzeit hervorragend abgeschnitten und war jahrelang eines der besten Netzteile am Markt. Lautlos, zuverlässig, viel Leistung und stabile Spannungen kombiniert mit guter Verarbeitung zeichneten das P10 seinerzeit aus. Seit Herbst 2015 ist der Nachfolger, das Dark Power Pro 11, verfügbar und liegt nun bei uns am Prüfstand.

Nachdem das P10 wenig Raum für Kritik zugelassen hat, wurde von bequiet! an den reinen Specs nicht viel verändert. Eine höhere Effizienz (80+ Platin), noch leiserer Betrieb, ein besserer Lüfter – bequiet!s Änderungen sind Änderungen auf hohem Niveau. DC-DC Wandler für die Nebenspannungen und hochwertige japanische Kondensatoren finden sich selbstverständlich im Gehäuse. Kann das P11 in unserem Test ebenso überzeugen, wie schon der Vorgänger? Die Erwartungen an das Netzteil sind – nicht nur wegen des nach wie vor schwer zu übertreffenden Vorgängers, sondern auch wegen des sehr gehobenen Preises von fast 134,-€ (Geizhals.de, Stand 2016.07.20) – sehr hoch. Es ist eines der teuersten 550 Watt Netzteile am Markt. Ist der Preis wirklich gerechtfertigt oder greift man besser zu kostengünstigeren Produkten der Konkurrenz? Diese und weitere Fragen werden wir im Review aus der Nähe beleuchten und euch hoffentlich die Entscheidung beim Neukauf erleichtern. Viel Spaß beim Lesen!

Spezifikationen und Features

„Legendary silence. Cutting edge performance“ – Mit diesem Spruch wirbt bequiet! auf dem ansonsten sehr schlichten Karton in Übergröße. Er ist, typisch für bequiet!, fast zur Gänze in schwarz gehalten mit einigen wenigen orangen Akzenten. Außer diesem Spruch, einem Foto des Netzteils und dem Modellnamen finden wir auch ein 80+ Platin Zertifikat vor, ebenso einen Hinweis darauf, dass das Netzteil über Kabelmanagement verfügt und einen SilentWings Lüfter aus dem hauseigenen Lüfterportfolio verbaut hat. Im Kleingedruckten wird dieser weiter als ein neuer SilentWings 3 spezifiziert. Diese sind für ihre geringe Lautstärke bekannt, was einen sehr leisen Betrieb erhoffen lässt. Wieder mit an Bord, wie schon beim Vorgänger, ist ein „Overclocking-Key“, ein Kabel, mit dem man das Netzteil vom sichereren Multi-Rail Betrieb auf den nicht ganz so gut abgesicherten, aber für extrem-OC besser geeigneten Single-Rail-Modus umschalten kann. Hierbei sind dann nicht mehr alle 12 Volt Schienen getrennt abgesichert, sondern alle hängen zusammen an einer einzigen, viel trägeren Sicherung.

Auf der Rückseite erwartet uns, neben einer Grafik mit den Kabellängen (auf die wir auf der nächsten Seite näher eingehen werden) erst einmal sehr viel Text. Abgesehen von einer kurzen Vorstellung der Firma als solche stehen hier erneut die wichtigsten Marketing-Infos zum Netzteil, denen sich bereits etliche technische Infos entnehmen lassen. Das Netzteil verfügt über einen LLC Resonanzwandler, welcher die hohe Effizienz ermöglicht, DC-DC Wandler für perfekt stabile Spannungen in jeder Situation, japanische Markenkondensatoren für eine hohe Lebensdauer sowie alle aktuell bei ATX-Netzteilen vorgesehenen Schutzschaltungen. Sehr interessant für potentielle Käufer ist auch die 5 Jahre lange Garantiespanne, in deren ersten Jahr zudem ein 48-Stunden Vor-Ort-Austauschservice gewährleistet wird. Breite und Höhe des Netzteils sind genormt, mit 18 cm Länge ist es für ein ATX Gerät aber sehr groß – die Kleinsten (wie das bereits getestete Cooler Master V550) sind mit 14 cm immerhin ganze 4 cm kürzer. Für enge mini-ITX Gehäuse ist das P11 daher nur bedingt geeignet und passt – trotz modularem Kabelmanagement – nicht in jedes Gehäuse für kleine Formfaktoren.

Da das P11 unser erstes Multirail-Netzteil seit einer Weile ist, ist hier auch die Tabelle mit den Leistungen wieder interessanter als bei den vergangenen Tests. Es verfügt über vier 12 Volt Schienen, wovon zwei mit je 20 Ampere belastet werden können und zwei mit jeweils 25 Ampere – gesamt dürfen auf 12 Volt aber nicht mehr als 45 Ampere bzw. 540 Watt entnommen werden. Die 3,3 Volt Schiene kann - wie die des P10 550 Watt - 25 Ampere ab, die 5 Volt Schiene 22 Ampere - das sind 3 Ampere weniger als beim Vorgänger. Wir sehen hier keine großen Veränderungen. Die etwas schwächere 5 Volt Schiene kommt daher, dass aktuelle Systeme immer weniger Leistung auf dieser Schiene benötigen, weshalb die Hersteller sie langsam dementsprechend immer schwächer auslegen.

Äußeres, Lieferumfang und Kabelausstattung

Im Inneren der auffallend großen Produktverpackung liegen ganz oben ein mit 46 Seiten sehr umfassendes Handbuch mit glänzend bedrucktem Cover sowie eine weitere mattschwarze Kartonschachtel mit silberfarbener Schrift bei. Bereits hier sieht man den Premium-Anspruch, den bequiet! an das Netzteil stellt und auch konsequent umzusetzen versucht. Unter der Anleitung befindet sich, in Schaumstoff gepolstert, das Netzteil selbst. Die Anleitung ist, neben Deutsch und Englisch, noch in vier weiteren Sprachen vorliegend und außergewöhnlich umfangreich ausgeführt. Sehr positiv auffallend sind die letzten sechs Seiten, welche mit Tabellen zu Leistungen pro Schiene aller P11 Modelle, Messwerten zu Ripple-Spannungen, mechanischen Maßen, Pin-Belegung aller Stecker und Kabellängen gefüllt sind. Solche Informationen werden meist nicht mitgeliefert – großes Lob an bequiet! an dieser Stelle!

Das Netzteil ist – bis auf je eine schwarz-silberne Metallplakette pro Seite mit dem Namen und der Wattzahl – sehr simpel gehalten. Sofort ins Auge fällt natürlich der für bequiet! typische Lüftergrill aus einzelnen, parallelen Metallstäben mit dem unverkennbaren 135 mm großen SilentWings 3-Lüfter. Während ersterer zwar einerseits minimalen Luftwiderstand bietet, ermöglicht er es andererseits den Fingern neugieriger User (oder eventuell kleiner Kinder) und Kabeln, in den Lüfter zu gelangen und diesen zu blockieren. Dank der niedrigen Drehzahlen des Lüfters besteht zwar keine Gefahr für die Finger, man sollte beim Verlegen der Kabel aber doch aufpassen, denn mit einem blockierten Lüfter kann das Gerät überhitzen. Wie auch schon beim Vorgänger (und im Gegensatz zur günstigeren Straight Power Serie) verfügt das Netzteil über zwei Gummi-Flächen an beiden Enden, die es vom Gehäuse entkoppeln sollen. Ob das bei einem derart leisen und laufruhigen Lüfter notwendig ist, lassen wir mal dahingestellt. Bei den ausnahmslos beschrifteten Buchsen für die modularen Kabel finden wir auch einige weitere Buchsen – fünf Anschlussmöglichkeiten für Gehäuselüfter, welche dann vom Netzteil geregelt werden und den Anschluss für den sogenannten „OC-Key“, welcher das Netzteil auf Single-Rail umschaltet. Die Verarbeitung des Geräts wirkt sehr hochwertig, man findet keine scharfen Kanten und das Blech ist sehr stabil. Einzig die beiden Plaketten in Hochglanz-Optik sind sehr anfällig für Fingerabdrücke. Wenn man beim Einbau darauf aufpasst oder im eingebauten Zustand einmal darüberwischt, ist das allerdings kein Problem.

Alles außer dem Netzteil selbst und der Anleitung ist in der bereits angesprochenen Kartonschachtel untergebracht. Diese hat grob die Dimensionen eines kleineren Schuhkartons und wirkt sehr hochwertig. In ihrem Inneren findet man eine Unmenge an Zubehör für das Netzteil vor. Neben dem obligatorischen Netzkabel und den diversen modularen Kabeln sind auch fünf Rändelschrauben und fünf herkömmliche Schrauben zur Montage dabei, ebenso sechs normale Kabelbinder und fünf aus Stoff mit bequiet!-Logo. Weitere fünf etwas weniger hochwertige Klett-Kabelbinder halten die modularen Kabel zu Bündeln zusammen. Für die Lüfteranschlüsse liegen ebenso Kabel bei wie zwei verschiedene „OC-Keys“ – einer kann fix an das Netzteil gesteckt werden, der andere kommt mit längerem Kabel, Slotblende und Schalter daher.

Die Kabel bestehen alle aus schwarzen Einzeladern, gebündelt mit Gewebe-Sleeves. Diese Sleeves sind ungewöhnlich blickdicht im Vergleich zu den meisten anderen Netzteilen, die wir bisher getestet haben - die reinweg schwarzen Adern leisten darüber hinaus ihren eigenen Part, dass die Kabelstränge sehr zurückhaltend erscheinen und im eingebauten Zustand kaum auffallen sollten. Sie sind qualitativ auf sehr hohem Niveau – dem Preis also angemessen. Die Tatsache, dass alle Litzen schwarz sind und nicht farbcodiert, wie üblich, kann beim Selbst-Sleeven allerdings zu Verwirrung führen. Die Kabel zeigten im Handling, wie es bei mit Sleeves gebündelten Einzeladern meist der Fall ist, eine etwas störrische Handhabung. Da bequiet! sich aber glücklicherweise für recht flexible Adern entschieden hat, sind auch die Bündel noch ohne größere Probleme verlegbar.

Unsere Tabelle für die beigelegten Kabel fällt dieses Mal wegen des sehr großen Lieferumfangs deutlich länger aus als üblich:

Bezeichnung der Kabel  Kabellänge in cm
ATX 24 Pin  60
CPU 8 Pin  70
CPU 4+4 Pin  70
2 x SATA + 2 x Molex + Floppy  60 & 75 & 90 & 105 & 120
3 x SATA  60 & 75 & 90
3 x SATA  60 & 75 & 90
3 x MOLEX  60 & 75 & 90
1 x MOLEX  60
2 x PCIe 6+2 Pin  60 & 60
2 x PCIe 6+2 Pin  60 & 60
1 x PCIe 6 Pin  60
1 x Molex + 1 x 2 Pin Fan Header  60 & 75
1 x Molex + 1 x 2 Pin Fan Header  60 & 75
1 x Molex + 1 x 2 Pin Fan Header  60 & 75
1 x Molex + 1 x 2 Pin Fan Header  60 & 75
1 x OC Key Slotblende  60
1 x OC Key Jumper  -

Zu Beginn einige Abkürzungen, die wir bei der Analyse des Netzteils verwenden werden:

  • PCB = Printed circuit board, zu Deutsch Leiterplatte. Ein Träger für elektronische Bauteile.
  • IC = Integrated Circuit, Integrierter Schaltkreis. Viele elektronische Bauteile, zu einer Baugruppe zusammengefasst, in einem Bauteil.
  • PFC = Power Factor Correction, Blindfaktorkorrektur. Ein etwas komplexeres Thema, zu dem wir gerne auf den Wikipedia Artikel verweisen würden.
  • LLC Schaltwandler = Effizientes Design des Primärteils für Netzteile, bestehend aus einem Schwingkreis aus einer Spule (L), der Primärspule des Transformators (L) und einem Kondensator (C), zusätzlich zu einer Endstufe aus Transistoren.
  • NTC Thermistor = Negative Temperature Coefficient Thermistor, ein Widerstand der um so besser leitet je heißer er wird.
  • (MOS)FET = (Metal Oxide Semiconductor) Field Effect Transistor, eine Unterart des Tranistors, die sehr gut für die in ATX Netzteilen anzutreffenden Leistungsbereiche geeignet ist.
  • OPP = Over Power Protection, Abschaltung bei zu hoher Leistung (gesamt auf allen Schienen).
  • OCP = Over Current Protection, Abschaltung bei zu hohem Strom auf einer Schiene.
  • UVP/OVP = Unter/Over Voltage Protection, Abschaltung bei zu hoher/niedriger Spannung auf einer Schiene.
  • OTP = Over Temperature Protection, Abschaltung bei zu hoher Temperatur.

Technik im Detail

Ein Hinweis vorweg: Nicht nachmachen! Ihr begebt euch in Lebensgefahr, wenn ihr ein Netzteil aufschraubt!

Im Gegensatz zu den meisten anderen Netzteilen, deren Gehäuse sich bis auf die Länge und einige kleinere Veränderungen an den Lüftergittern sehr ähneln, setzt das P11 auf ein ziemlich eigen aufgebautes Gehäusedesign. Alle Schrauben sind unter den Gummi-Vibrationsdämpfern versteckt und das ganze Gehäuse ist generell sehr hochwertig verarbeitet. Dickes Blech, sauber lackiert und vibrations-/verwindungsfrei verschraubt bildet das Hauptgerüst, während die Seite mit dem Lüftergitter und die der modularen Anschlüsse von jeweils einer Kunststoffblende verdeckt wird. Diese ist auf den ersten Blick gar nicht als solche zu erkennen und offenbart sich erst bei genauerer Betrachtung.

Der 135 mm Lüfter ist das wohl präsenteste Bauteil, vor als auch nach dem Öffnen des P11. Wie bereits in den Specs angesprochen handelt es sich dabei um einen hauseigenen SilentWings 3 mit 135 mm Durchmesser. Er nimmt an 12 Volt maximal 0,4 Ampere auf und dreht dabei mit 1200 Umdrehungen/Minute. Zusammen mit einer guten Lüftersteuerung (wie sie bequiet! schon mehrfach bei anderen Modellen gezeigt hat) verspricht dieser einen neuen Lautstärke-Bestwert in unseren Messreihen. Aber dazu mehr bei den Praxismessungen, erst wollen wir näher auf die weitere verbaute Technik eingehen. Die Elektronik des Netzteils stammt wie auch schon beim Vorgänger aus dem Hause FSP. Um die Baugruppen des Netzteils etwas anschaulicher zu machen, haben wir die Wichtigsten farblich eingekreist: rot ist der Netzfilter, blau Gleichrichtung und PFC, Gelb sind LLC Controller/Endstufe/Drossel und Kondensatoren/Transformator (wird später näher erklärt), grün die Schutzschaltungen und pink die DC-DC Wandler.

An der Netzbuchse sind sofort zwei Y-Kondensatoren angelötet, gefolgt von einer kleinen Spule im Kabel. Auf der Platine folgen dann direkt eine 8 Ampere Schmelzsicherung, sowie ein Varistor als Überspannungsschutz. Eine Phase läuft über einen NTC Thermistor mit der Aufschrift „SCK 056“ hinter welchem sich wohl ein SCK15056 verbirgt. Dieser wird, sobald der PC bootet, von einem Relais gebrückt (hörbar an einem kurzen, scharfen Klicken beim Boot). Das verhindert, dass durch die (sehr große) Glättungskapazität beim Einschalten auftretende Stromspitzen den Sicherungsautomaten der Wohnung auslösen können. Der eigentliche Netzfilter kommt erst nach diesen Schutz-Bauteilen und besteht aus zwei Drosseln, einem X und noch zwei weiteren Y Kondensatoren. Die meisten Netzteile haben einen X Kondensator mehr, während man Varistoren nicht bei allen Netzteilen findet und eine Einschaltstromverzögerung fast nirgends. Bis auf den (warum auch immer) wegrationalisierten zweiten X Kondensator ist das Filterglied Standard bei ATX Geräten, erweitert um die Einschaltstromverzögerung.

Der Brückengleichrichter ist vorbildlicher Weise auf einem Kühlkörper montiert (obwohl bei einem 550 Watt Modell noch nicht unbedingt notwendig). Die darauf folgende Drossel der Aktiven PFC ist deutlich größer als in den meisten anderen 550 Watt Geräten. Wir nehmen an, dass diese Baugruppe vom 550 bis 750 Watt Modell so beibehalten wird. Die Ansteuerung der PFC erfolgt auf einer kleinen, senkrecht zum Haupt-PCB stehenden Platine. Ein dedizierter Controller ließ sich auf diesem PCB keiner ausmachen, lediglich zwei Operationsverstärker (LM393 und TS358) sowie ein weiterer, nicht ablesbarer IC mit 8 Pins.

Der eigentliche Schaltwandler ist als LLC-Halbbrücke ausgeführt. Angesteuert wird diese von einem CM6901, welcher über verschiedene Betriebsmodi verfügt, um in jeder Lastsituation ideale Effizienz zu ermöglichen. Genau den gleichen IC hatten wir unter anderem auch schon im V550 angetroffen, es ist ein sehr weit verbreiteter LLC Controller für ATX Netzteile. bequiet! muss also durch die externe Beschaltung bzw. das Schaltungsdesign die höhere Effizienz erreicht haben. Ein Silabs Si823 fungiert als Gatetreiber, zwei 22NM60M N-Kanal-FETs als Endstufe des Wandlers. Neben dem Haupt-Transformator sieht man noch gut die Spule und die beiden roten Kondensatoren, welche zum Schwingkreis gehören, der einen solchen LLC Resonanzwandler ausmacht. Weiter darauf einzugehen, wie dieser funktioniert, würde den Rahmen dieses Reviews sprengen. Auch hierfür empfehlen wir wieder, Wikipedia oder ähnliche Seiten zu konsultieren, falls weiteres Interesse besteht.

Unterseite des Wandlers, gut zu sehen die 2 MOSFETs für die Gleichrichtung

Ebenfalls vom CM6901 angesteuert wird der synchrone Gleichrichter, bestehend aus zwei TPHR85 04PL, zu welchen sich leider kein Datenblatt finden ließ. Am Foto sind diese in der Bildmitte zu sehen. Ein synchroner Gleichrichter ermöglicht deutlich höhere Effizienz als ein Herkömmlicher aus Dioden. Die beiden sind an der Unterseite der Platine montiert, ihre Abwärme wird mit oben eingelöteten Kühlblechen und Wärmeleitpads zum Gehäuse abgeführt. Es wären noch Plätze frei, um je einen weiteren dieser MOSFETs (?) parallel zu den beiden vorhandenen zu löten, was wohl bei den größeren Modellen auch so gehandhabt wird.

Für die 5 Volt Standby Spannung ist vermutlich ein IC mit der Aufschrift „SC1225K“ vorgesehen – genaueres können wir mangels Datenblatt nicht zu diesem sagen. Zusammenfassend ist der Schaltwandler samt Gleichrichtung und PFC sehr hochwertig und etwas aufwändiger als bei den meisten 80+ Gold Geräten aufgebaut, womit sich wohl die hohe Effizienz erklären lässt.

Die Schutzschaltungen übernimmt ein SITI PS232F. Dieser stellt OVP/UVP und OCP auf je einer 3,3 Volt und 5 Volt Schiene sowie auf bis zu vier 12 Volt Schienen bereit. Ein weiterer „Protection Input“ ermöglicht das Verbinden einer weiteren Notabschaltung – hier wurde vermutlich die OTP darüber gelöst. Kleinere Versionen dieses Integrierten Schaltkreises findet man häufig in anderen Netzteilen.

Die letzte interessante Baugruppe sind die (wiederum auf einer eigenen Platine senkrecht zum Rest untergebrachten) DC-DC Wandler für die Nebenspannungen. Hierfür wurde von FSP ein Anpec APW7159 verwendet. Dieser kann – ausgestattet mit je zwei externen MOSFETs pro Spannung – zwei getrennte Ausgangsspannungen (hier 3,3 Volt und 5 Volt) zur Verfügung stellen, ebenso wie eine UVP/OVP und OCP.

Die verwendeten Kondensatoren sind durchwegs hochwertig. Primärseitig finden sich Elkos aus der Rubycon MXG Serie. Sekundärseitig finden sich an fast allen Stellen, wo die Kondensatoren belastet werden, CapXon Feststoffkondensatoren. Während CapXon viele nach wie vor als Billighersteller einstufen, sind inzwischen viele CapXon Serien sehr gut und langlebig. Feststoffkondensatoren sind abgesehen davon generell sehr zuverlässig und großteils ausfallfrei, weshalb diese als absolut unproblematisch angesehen werden können. Dazwischen sind drei Nippon Chemi-Con KZE Elkos verbaut, ebenso drei andere Chemi-Con ohne erkennbaren Seriennamen und einige Rubycon ZLH. Alle sind für maximal 105°C ausgelegt und haben (je nach Modell) 3000 bis 10000 Stunden erwartete Lebensdauer unter Maximalbelastung. Da die stärksten Stromspitzen von den Feststoffkondensatoren gepuffert werden sollten, werden die Elkos ohnehin nicht übermäßig stark belastet. Das P11 hat überall sehr hochwertige Kondensatoren verbaut und verspricht dadurch eine sehr hohe Lebensdauer.

Die Lötqualität ist im ganzen Netzteil tadellos, sodass wir daran nichts auszusetzen haben. Schön gelöst finden wir die verschraubten Klemmverbindungen für das PCB mit den modularen Steckern, bei dem anschließend die Schrauben zur Sicherung verlötet wurden. Weniger schön gelöst ist hingegen der freistehende TO220 Halbleiter am Schutzschaltungs-PCB (siehe drittes Foto), welcher einen Kühlkörper besitzt aber nicht mal mit einem Kleks Kleber gesichert wurde. Da sonst so gut wie jedes Bauteil mit Kleber fixiert ist, wirkt das recht eigenartig – vielleicht wurde der nur bei unserem Modell vergessen.

Zusammengefasst bietet das P11 eine hervorragende Verarbeitung mit (fast) keinen Kritikpunkten, kombiniert mit einer sehr guten Bestückung und einem guten Schaltungsdesign – FSP und bequiet! haben hier ganze Arbeit geleistet und ein qualitativ hervorragendes Produkt auf den Markt gebracht.

Testumgebung

Das Netzteil wurde mit unserer neuen Lastbank getestet und durchgemessen. Zum Vergleich haben wir allerdings alle anderen Testsamples - die wir zur Hand hatten - ebenso gemessen. Konkret belasten wir die Testkandidaten in bis zu 17 verschiedenen Stufen. Ca. 2 Ampere auf je 5 Volt und 3,3 Volt sind fix, während an die 12 Volt Schiene zwischen 0 und 16 Halogenbirnen zu je 50 Watt angeschlossen werden können. Spannungen messen wir dabei mit einem Fluke 177, den Strom der 12 Volt Schiene mit einer Stromzange aus dem Hause Uni-T, genauer einem UT210E. Die primärseitig aufgenommene Leistung wird mit einem Profitec KD 302 gemessen und die Lautstärke in 20 cm Abstand zum Luftauslass des Netzteils mit einem Voltcraft SL-100. Für weitere Informationen zum Messsystem haben wir einen eigenen Artikel dazu geschrieben.

Das Messsystem

Effizienz

Kommen wir zu den Praxistests, um zu sehen, wie sich unser Testkandidat an der Testlast schlägt. Dafür haben wir es in 50 Watt Schritten belastet und Effizienz sowie Spannungsstabilität bestimmt.

Wie abzusehen war ist die Effizienz des Netzteils sehr gut und deutlich über 80+ Gold oder gar Bronze Geräten. Das P11 550 Watt liefert sich einen harten Kampf mit dem Platimax D.F., aus dem keiner der beiden als klarer Sieger hervorgeht. Alles in allem eine sehr gute Performance, welche das P11 abliefert.

Spannungsregulation

Wie wir bereits bei der technischen Analyse festgestellt haben, verfügt dieses Netzteil über DC-DC Wandler, welche für eine gute Spannungsregulierung sorgen dürften. Eine zu niedrige oder zu hohe Spannung kann Komponenten beschädigen oder das System instabil werden lassen. Die Grenzen der Diagramme stellen die ATX-Norm dar. Werte, die außerhalb der roten strichlierten Linien liegen, sind somit auch gleichzeitig außerhalb der ATX-Norm.

Das P11 leistet sich auch hier keine Blöße und liefert bei jeder Last hervorragende Spannungen.

Zu den Messungen kann man nicht viel sagen. Das P11 blieb souverän leise wie kein zweites Netzteil welches wir bislang im Test hatten. Hervorragende Messwerte!

Moritz Plattner meint …

Moritz Plattner

bequiet! ist seinem bisherigen Haupt-Fertiger FSP einmal mehr treu geblieben – und es hat sich gelohnt. Das P11 ist ein hervorragendes Gerät. Die Plattform liefert perfekte Messwerte und hervorragende Technik, bequiet! erweitert dies um ein angenehm schlichtes Design, einen so gut wie lautlosen Lüfter und einen sehr großen Lieferumfang. Dazu kommt noch eine sehr gute Garantieleistung. 5 Jahre Herstellergarantie bieten zwar mehrere an, aber 48 Stunden vor-Ort-Austausch für ein Jahr ist bei sehr wenigen Netzteilen enthalten. Allerdings hat das Ganze seinen Preis. Konkurrenz von anderen Herstellern ist durchaus da, so kann sich das P11 nicht weit vom Cooler Master V550 oder (abgesehen von der Lautstärke) vom SuperFlower Leadex Gold 550 Watt absetzen. Auch das hauseigene und deutlich billigere E10 500 Watt ist harte Konkurrenz. Das P11 ist am Papier leiser und besser – real sind die Unterschiede aber doch sehr gering. Am stärksten ins Gewicht fällt vermutlich der enorme Lieferumfang.

Es ist ein hervorragendes Netzteil, von vorne bis hinten als kompromissloses Premium-Gerät umgesetzt. Ob das den Aufpreis rechtfertigt, muss jeder Käufer für sich selbst entscheiden. Wir können das Gerät jedenfalls bedenkenlos empfehlen, denn bis auf den Preis hat es keinen wirklichen negativen Punkt. Nur in engen mini-ITX Builds sollte man es besser nicht einsetzen, denn hier sind die 180 mm Länge meist zu sehr im Weg und kosten wertvollen Platz für Kabelmanagement oder Belüftung.

  • Positiv
  • Praktisch lautloser Betrieb
  • Sehr großer Lieferumfang
  • Hohe Effizienz
  • Gute Verarbeitung und Bauteile
  • 1 Jahr 48 Stunden vor-Ort-Austausch
  • Neutral
  • Negativ
  • Hoher Preis
  • Länge

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